Resources in Societies (ReSoc) – Leibniz Postdoc-Schule

In der heutigen politischen Debatte spielen Rohstoffe und Ressourcen eine zunehmend wichtige Rolle – besonders stehen Zugänglichkeit und Sicherung von Grundstoffen und der Shareholder-Value von Lagerstättenbewertungen im Mittelpunkt der zumeist ökonomischen Interessen. Dabei kommt zu kurz, dass Rohstoffe und Ressourcen zutiefst in kulturellen Kategorien gedacht werden: Ihre Nutzung basiert auf Bedürfnissen und technischem Wissen, das Menschen im Umgang mit ihrer Umwelt erworben haben. Ressourcen sind also weitaus mehr als nutzbringende Rohstoffe: Sie spiegeln die gesellschaftliche und kulturelle Praxis des Menschen und sind somit Ausdruck eines mehrschichtigen Aneignungsprozesses, der als solcher in verschiedene Veränderungen eingebettet ist. Mit diesen Veränderungen im Umgang mit Ressourcen und den daraus resultierenden Auswirkungen auf Gesellschaften beschäftigt sich das Projekt „Resources in Societies“ (ReSoc) – eine Kooperation zwischen dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum (DBM) und der Ruhr-Universität Bochum (RUB).
Die „Verstrickung“ des Menschen mit seiner Umwelt und den Ressourcen sowie den damit zusammenhängenden gesellschaftlichen Veränderungen sind nach wie vor Desiderat theoretischer Ansätze. In ReSoc werden solche ressourcenbasierte Transformationsprozesse auf theoretischer und empirischer Basis untersucht. Praxistheoretische Ansätze (nach A. Giddens und P. Bourdieu) sollen dabei helfen, die Einbettung sozialer Institutionen und ihrer ressourcengesteuerten Handlungsweisen zu analysieren. Darüber hinaus werden aktuelle Bezüge des Materialitätsdiskurses in den Sozial- und Geisteswissenschaften berücksichtigt. ReSoc zielt auf eine multivokale Perspektive, in der die Verstrickung des Menschen mit seiner materialisierten Umwelt durch verschiedene Praktiken offenbar wird. Dazu gehört auch, wie soziale Institutionen durch solche Prozesse entstehen und sich wandeln.
Wie haben sich zunächst kleinräumige Handlungsprozesse der Rohstoffaneignung zu kulturellen Konstrukten entwickelt (z.B. durch technisches Wissen und Lernprozesse; durch die Praxis der Gewinnung etc.)? Wie finden sich dieses Vorgänge in der Aneignung und Konstruktionen sozialer Räume und letztlich in gesellschaftlichen Transformationsprozessen wieder? Welche Wechselwirkungen lassen sich dabei beobachten?
Diese Fragen sollen auf theoretischer und empirischer Ebene in drei Forschungsfeldern untersucht werden:
1. Aneignen von (Roh)Stoffen ‒ Überführen und Wandeln von Dingen: Ressourcen und Materialien in der Praxis
2. “Raum machen”, das Wachsen von Wissen und Innovation durch Ressourcen und als Ressource
3. Verändern von Gesellschaften: Akteure in materialisierten Asymmetrien
Im Rahmen von ReSoc werden fünf Postdoc-Projekte aus den Feldern Archäologie, Volkswirtschaftslehre, Archäometallurgie und Montanarchäologie gefördert. Neben ihren eigenen Forschungen übernehmen die Postkoktorand*innen Lehrveranstaltungen und praktische Anteile im Rahmen der wissenschaftlichen Administration und der musealen Praxis. Mit dieser Öffnung der Karrierewege plant das DBM, eine nachhaltige Postdoc-Strategie aufzubauen.
English Proposal (pdf)
Einzelprojekte
- Dr. Maja Gori
People, things and ideas across the Central Mediterranean in the 3rd mill. BC - Dr. Yiu-Kang Hsu
The Making of Nomadic Metallurgy along China’s Northern Frontiers - Dr. Frederik Schaff
Archaeology as Complexity Science: An Agent-based Perspective - Peter Thomas M.A.
Kupfer und Gold – Prähistorischer Erzbergbau in Transsilvanien - Arne Windler M.A.
Rising inequality in the Neolithic and Chalcolithic of Europe: A resource-based phenomenon?
Kontakt
DBM-Projektleiter
DBM-Projektkoordination
Postdoktoranden
Dr. Maja Gori, People, Ruhr-Universität Bochum/Institut für Archäologische Wissenschaften
Dr. Yiu-Kang Hsu, DBM/Forschungsbereich Archäometallurgie
Dr. Frederik Schaff, Ruhr-Universität Bochum/ Lehrstuhl für Makroökonomie
Peter Thomas M.A., DBM/Forschungsbereich Montanarchäologie
Arne Windler M.A., DBM/Forschungsbereich Montanarchäologie
Principal Investigators (PIs)
Prof. Dr. Sabine Klein, Forschungsbereich Archäometallurgie
Prof. Dr. Michael Roos, Ruhr-Universität Bochum/ Lehrstuhl für Makroökonomie
Prof. Dr. Constance von Rüden, Ruhr-Universität Bochum/Institut für Archäologische Wissenschaften
Prof. Dr. Thomas Stöllner, DBM und Ruhr-Universität Bochum/Institut für Archäologische Wissenschaften
Advisory Board
Prof. Dr. Roland Hardenberg, Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung
Prof. Dr. Frank Hillebrandt, FernUniversität Hagen/Institut für Soziologie
Prof. Dr. Marc Pearce, University of Nottingham/Department of Archaeology
Prof. Dr. Susan Pollock, Freie Universität Berlin/Institut für Vorderasiatische Archäologie
Projektträger
Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Förderung
Kooperation
Ruhr-Universität Bochum, Institut für Archäologische Wissenschaften
Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Laufzeit
Juni 2017–Mai 2020