DER ANSCHNITT Ausgabe 5-6|2019

ISSN 0003-5238
Einzelheft 9,– €
Doppelheft 18,– €
Jahresabonnement (6 Hefte) 54,– €

Inhalt

Dr. Torsten Meyer, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Montanhistorischen Dokumentationszentrum des Deutschen Bergbau-Museums Bochum befasst sich in seinem Beitrag mit den Anfängen der Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften. 1922 trat der Privat-Förster Rudolf Heuson seinen Dienst bei den Niederlausitzer Kohlen-Werken im gleichnamigen Braunkohlenrevier an. Heuson entwickelte diverse Methoden der Wiederaufforstung, die er u. a. 1929 in seiner Veröffentlichung „Praktische Kulturvorschläge für Kippen, Bruchfelder, Dünen und Ödländereien“ veröffentlichte. Diese Publikation gilt als erstes Fachbuch zum Thema Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften und war bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zentrale Referenz. Meyer stellt das Werk erstmals ausführlicher vor und plädiert dafür, das Jahr 1922, ein Jahr abseits aller üblichen historischen Periodisierungen, als einen pragmatischen, umwelthistorischen „turning point“ zu deuten.

Dr. Johann Friedrich Tolksdorf, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Dr. Christiane Hemker und Dipl-Arch. Matthias Schubert, beide Landesamt für Archäologie Sachsen, berichten über den bronzezeitlichen Zinnseifenbergbau bei Schellerhau im östlichen sächsischen Erzgebirge. Zinn war ein wesentlicher Rohstoff für die in dieser Zeit entwickelten Kupfer-Zinn-Legierungen. Da die leicht zugänglichen Sekundärlagerstätten in der Landnutzungsgeschichte oftmals mehrfach überarbeitet wurden, fehlen archäologische Beweise für diese früheste Phase des Zinnbergbaus in Europa. Für die hier zusammengefasste Studie wurde ein breites Methodenspektrum (Sedimentologie, Pedologie, Palynologie, Anthrakologie, 14C-Datierung und Mikromorphologie) angewendet. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Zinnseifenbergbau bereits im frühen zweiten Jahrtausend v. Chr. erfolgte.

Wuppertal gilt gemeinhin nicht als Bergbaustadt, sondern ist vor allem durch seine Textilindustrie bekannt. Alexander Muszeika M.A. vom LWL-Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund beschreibt nun erstmals die Geschichte der Braunkohlenzeche Sonntagskind und der Brauneisenstein und Galmei fördernde Zeche Carl in der bergisch-märkischen Grenzregion und stellt ihre Bedeutung für die Stadtgeschichte heraus. Die vergleichsweise kleinen Vorkommen wurden zufällig im Rahmen des Eisenbahnbaus im 19. Jahrhundert entdeckt und besaßen bis ins 20. Jahrhundert hinein eine gewisse Bedeutung für die lokale Energieversorgung. Abschließend plädiert der Beitrag angesichts heute kaum noch vorhandener baulicher Überreste für die Schaffung eines digitalen Erinnerungsortes durch den Einsatz von Mitteln der Virtual Reality.

Ergänzt wird das Heft wie gewohnt durch Tagungsberichte und Miszellen zu verschiedenen Themen sowie mehrere Rezensionen.

ISSN 0003-5238
Einzelheft 9,– €, Doppelheft 18,– €, Jahresabonnement (6 Hefte) 54,– €

  • Torsten Meyer
    1922 – Ein „turning point“ in der Geschichte der Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften?
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  • Immer dann, wenn von „turns“ und angelehnten oder abgeleiteten Begrifflichkeiten in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaft die Rede ist, ist Vorsicht geboten. Polemisch, aber sehr treffend, stellte Karl Schlögel beispielsweise einerseits allgemein, andererseits im konkreten Hinblick auf den sogenannten „spatial turn“ fest: „Die unentwegte Rede von turns […] hat das Gute an sich wie alles Inflationäre: es entwertet Ansprüche, es senkt den Preis des Labels.“ Und auch hinsichtlich des Begriffes „turning point“ scheint eine gewisses Skepsis geboten. Bernd Herrmann und Jörn Sieglerschmidt konstatierten diesbezüglich in Hinblick auf die Umweltgeschichte unlängst: „Es ist einerseits verständlich, dass auch in der Umweltgeschichtsbetrachtung […] nach erhellenden entscheidenden Momenten (turning points), gesucht wird […]. Nun kann die Krise andererseits nicht ohne den Normalfall gedacht werden, ohne Normalitätsmodelle gibt es keine Krisen […]. Doch während der Normalfall in den Naturwissenschaften gut untersucht ist und eine verlässliche Referenz bildet, ist der Normalfall in der historischen Betrachtung bereits selbst ein Gegenstand von Erörterungswürdigkeit und unsicher.“ So plausibel dieses Unbehagen gegenüber dem Krisen- und Ereignishaften auf den ersten Blick ist, so muss es nicht zwingend auf umwelthistorische „turning points“ zutreffen, denn diese werden des Öftern auch strukturhistorisch bestimmt. Anderseits lässt sich das Unbehagen durchaus verstehen: Wenn beispielsweise die 1970er Jahre als ökologischer Wendepunkt in den und für die westeuropäischen Gesellschaften und die USA interpretiert werden, so fehlt ein Äquivalent für die Sowjetunion und die osteuropäischen Staaten. Insofern erscheint die Rede über umwelthistorische „turning points“ zumindest problematisch und bedarf einer kurzen Erläuterung. Im Folgenden dient dieser Begriff nicht dazu, struktur-, geschweige denn globalhistorische Wendepunkte der Umweltgeschichte anzusprechen. Er soll auch nicht den Moment des Übergangs von einem als normal angesehenen ökologischen Zustandes in den krisenhaften markieren. Der Topos „turning point“ dient vielmehr dazu, auf die Emergenz umwelthistorisch relevanter Praktiken und Diskurse aufmerksam zu machen, die sich breitenwirksamer erst Jahrzehnte später entfalteten. Konkret steht im Folgenden die Rekultivierung von sogenannten Bergbaufolgelandschaften zur Debatte, exemplarisch untersucht an einem Beispiel aus dem Niederlausitzer Braunkohlenrevier. Ein so verstandener, umwelthistorischer „turning point“ zielt in pragmatischer Absicht darauf ab, in einer als ökologischer „Normalfall“ wahrgenommenen historischen Situation erste Spuren späterer Krisenzuschreibungen zu markieren – und zwar jenseits eines diskursiven Alarmismus. Ein solches begriffliches Verständnis erlaubt dann, wenn auch nur für einzelne umwelthistorische Themenfelder und in begrenzten Untersuchungsräumen, Räume und Zeiten zu prononcieren, die innerhalb etablierter historischer Narrative bislang keinen Ort haben, wie beispielsweise das Jahr 1922 oder das Niederlausitzer Braunkohlenrevier. Um zu verdeutlichen, warum genanntes Jahr und die Kategorie Raum für eine sehr spezifische umwelthistorische Thematik als pragmatischer „turning point“ interpretierbar scheinen, argumentiert der Text folgendermaßen: Am Anfang wird das Niederlausitzer Braunkohlenrevier und seine Geschichte bis in die 1940er Jahre vorgestellt. Vor diesem Hintergrund untersucht der Hauptteil dann die umwelthistorische Bedeutung des Jahres 1922 für die Rekultivierung der Braunkohlenfolgelandschaften, zunächst konkret im Niederlausitzer Revier. Die Überlegungen fokussieren auf den wichtigsten Akteur, den Privat-Förster Rudolf Heuson, der nicht nur aktiv als rekultivierender Förster, sondern auch als Apologet bergbaulicher Landschaftsideologie in Erscheinung trat. Die Schlussbetrachtung erweitert dann sowohl den zeitlichen, wie auch räumlichen Fokus, kontextualisiert mithin den „turning point“.
  • Johann Friedrich Tolksdorf|Christiane Hemker|Matthias Schubert
    Bronzezeitlicher Zinnseifenbergbau bei Schellerhau im östlichen Erzgebirge, Sachsen
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  • Betrachtet man eine beliebige regionale vorgeschichtliche Sammlung in Mitteleuropa, fällt die vergleichsweise große Anzahl an Geräten, Waffen, Schmuckobjekten und Barren auf, die aus dem Zeitraum zwischen 2200 und 800 v. Chr. aus Horten, Gräbern und Siedlungen überliefert ist und der die „Bronzezeit“ als Epoche ihren Namen verdankt. Würde man alle überlieferten Bronzeobjekte dieser Epoche in Mitteleuropa wiegen, würde die Summe ihres Gesamtgewichtes mehrere Tonnen überschreiten (Abb. 1). Da es sich bei diesen Bronzefunden überwiegend um Legierungen aus ca. 90 % Kupfer und 10 % Zinn handelt, wird angesichts der angenommenen Mengen auch der Aufwand und das Ausmaß deutlich, mit denen für die Gewinnung beider Metalle während der Bronzezeit gerechnet werden muss. Während in den letzten Jahrzehnten umfangreiche archäologische Nachweise zum bronzezeitlichen Kupferbergbau vorgelegt werden konnten, sind unsere Kenntnisse zum zeitgleichen Zinnbergbau in Mitteleuropa bislang nahezu verschwindend gering. Als potenzielle Lagerstätten der Zinngewinnung in Europa kommen Cornwall, Gebiete im Nordwesten der Iberischen Halbinsel und die Bretagne sowie das Erzgebirge in Frage, wo Zinn als Kassiterit (SnO2) auch in den sekundär gebildeten Seifenlagerstätten vorliegt. Die Ausbeutung dieser Lagerstätten erfolgte bis in die Neuzeit durch den gezielten Einsatz von Wasser, das, über Gräben zugeleitet, zum Auswaschen/Ausseifen des abgegrabenen zinnhaltigen Sedimentes genutzt wurde. Hierbei ist davon auszugehen, dass Spuren oder Relikte älterer Gewinnungsphasen durch wiederholtes Ausbeuten der Seifen in jüngeren Perioden zumeist völlig überprägt wurden. Auch technische Anlagen zur Gewinnung der feinen Kassiterit-Körner (Graupen) wie beispielsweise mobile hölzerne Waschkästen und Rinnensysteme sind aufgrund ihrer vergänglichen organischen Materialeigenschaften ebenfalls schwer nachweisbar. So stellt sich die Nachweisführung prähistorischer oder historischer Zinngewinnung mithilfe „konventioneller“ archäologischer Mittel grundsätzlich als schwierig dar. So verwundert es nicht, dass für den europäischen Raum nur wenige archäologische Belege vorliegen, die für das 2. Jahrtausend v. Chr. indirekt oder direkt auf den Abbau von Zinn hinweisen.
  • Alexander Muszeika
    Bergbau in Wuppertal: Kohle und Erz als Teil der [textilreichen] Stadtgeschichte?
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  • Erinnerungen an den Bergbau und die Nutzung der Bodenschätze im Wuppertal zur Zeit der Industrialisierung nehmen in Hinblick auf die bedeutende Textilgeschichte in der Region nur einen kleinen Teil der Stadtgeschichte oder Industriekultur ein. Die traditionellen Bergbaugebiete des Sauer- und des Siegerlands sowie die umfangreiche Montanindustrie des Ruhrgebiets scheinen diese Thematik bis heute nicht nur museal und ortsgeschichtlich, sondern auch industriekulturell zu überlagern. Dabei lassen sich aus bergbauhistorischer Perspektive freilich Anknüpfungspunkte zur stark vertretenen Textilgeschichte finden, um das Thema Bergbau als Prozess in der Stadtgeschichte mitzudenken. Zweifelsohne ist die „ökonomische Blüte“ des Wuppertals im damaligen Herzogtum Berg mit der einsetzenden Frühindustrialisierung am Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Textilgewerbe verwoben. Der wirtschaftliche Aufschwung begünstigte dabei ebenso die bergischen Färbereien und die traditionelle Kleineisenindustrie, aus denen sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts leistungsfähige industrielle Produktionsstätten entwickelten. Die örtlich auftretenden unterschiedlichen Rohstoffvorkommen in den damals noch nicht zu einer Stadt verschmolzenen Orten wurden verschiedenartig genutzt und spielten in der Zeit der Industrialisierung eine immer bedeutendere Rolle für das Gewerbe. Eng mit dem wirtschaftlichen Aufschwung im 19. Jahrhundert war auch der Bau von Eisenbahnstrecken verbunden, die ab 1841 den massenhaften Transport von Rohstoffen und neue Absatzmöglichkeiten im Wuppertal ermöglichten. Im Zuge dieser Streckenaufwältigungen hatte man vor allem im Westen und Osten der heutigen Stadt Wuppertal größere Brauneisensteinlager freigelegt. Die Region wurde dabei großflächig durch mehrere Eisenbahn-Gesellschaften erschlossen, an denen Bergwerks- und Hüttenbesitzer wie Friedrich Harkort und Julius Schimmelbusch beteiligt waren. Seit den 1850er Jahren stieg ebenso der Bedarf an Rohstoffen für die wachsende Zahl von Hochöfen an der Ruhr. Dies begünstigte die teils großflächigen Aufsuchungen und den aktiven Abbau der Erzvorkommen im Umkreis. Nicht selten konnten diese in Eisenbahneinschnitten, aktiven Steinbrüchen, Ton- und Sandgruben aufgefunden und mit einfachsten bergbaulichen Mitteln abgebaut werden. Ein lokales Beispiel für die Ausbeutung der Lagerstätten war die Gründung der Eisenhütte Hochdahl (1847-1912) nahe Vohwinkel. Die geologischen Besonderheiten im Wuppertal sollen nachfolgend bündig aufgezeigt und die in Wuppertal vorkommenden Bodenschätze und ihre Nutzungsmöglichkeiten kursorisch beschrieben werden. Auf dieser Grundlage erfolgt ein detaillierter Blick auf die Lagerstätten zweier Bergwerke, auf die im vorliegenden Beitrag beispielhaft eingegangen wird. Dabei handelte es sich um die Braunkohlenzeche Sonntagskind und die Braun-eisenstein und Galmei fördernde Zeche Carl. Die beiden Bergwerke zeigten nicht nur in ihrer ortsgeschichtlichen Bedeutung Abweichungen, sondern auch in ihrer regionalen Zugehörigkeit. Die Zeche Carl in der Gemeinde Langerfeld lag in der Provinz Westfalen, die Zeche Sonntagskind in der Gemeinde Vohwinkel in der Rheinprovinz. Erst durch die Gebietsreformen im rheinisch-westfälischen Industriegebiet befanden sich die beiden Bergwerke seit den 1920er Jahren auf dem Gebiet der neu entstandenen Stadt Wuppertal. Neben der Betriebszeit und der Bedeutung der Vorkommen soll die Zugehörigkeit zu den Oberbergamtsbezirken geklärt und kurz auf die unterschiedlichen Bergrechte eingegangen werden, die sich aus der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Provinzen ergaben. Ausgangspunkt der Beschreibung bilden die Berechtsamsakten aus den Beständen des ehemaligen Landesoberbergamtes der Bezirksregierung Arnsberg in Dortmund. Dabei wurde versucht, die umfangreichen kriegsbedingten Aktenverluste durch Verwendung weiteren Quellenmaterials und entsprechender Literatur zu kompensieren, was aber bei der Darstellung des Gesamtbetriebes und der Belegschaftsentwicklung nur mit Abstrichen möglich war. Der Beitrag versteht sich daher zunächst als Sichtbarmachung bergbaulicher Tätigkeiten in Wuppertal zur Zeit der Industrialisierung und soll damit auf eine stadthistorisch und industriekulturell bis heute weitgehend vernachlässigte Thematik aufmerksam machen. Abschließend wird daher vergleichend auf bauliche Erinnerungen Bezug genommen und perspektivisch das Potenzial zur Sichtbarmachung durch den Einsatz digitaler Medien herausgestellt.
  • Miszellen Anschnitt Ausgabe 5-6|2019 (Download PDF)
  • „Bergbau und Hausbau“ war das Thema der 70. Jahrestagung des Arbeitskreises für Hausforschung (AHF) e. V., die vom 3. bis 6. Oktober 2019 in Goslar stattfand (Abb. 1). Die alte Kaiser- und Reichsstadt am Harz bot den passenden Rahmen für die Zusammenkunft – schließlich war Goslar durch den Kupfer- und Silberbergbau am Rammelsberg und im Oberharz schon im hohen und späten Mittelalter zu Reichtum gekommen. Die vollständig erhaltene Altstadt mit ihrem herausragenden Bestand an Stein- und Fachwerkbauten des Mittelalters und der frühen Neuzeit gehört zusammen mit dem früheren Erzbergwerk Rammelsberg seit 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe; 2010 kamen die wasserbaulichen Anlagen der „Oberharzer Wasserwirtschaft“ hinzu.
  • Rezensionen Anschnitt Ausgabe 5-6|2019 (Download PDF)
  • Mit der Schließung der beiden letzten aktiven Bergwerke Ibbenbüren und Prosper-Haniel im Jahr 2018 fand die Ära des Steinkohlenbergbaus in Deutschland ihr Ende. Bleiben werden die materiellen Hinterlassenschaften wie Industriedenkmäler und die Prägungen der Kulturlandschaft, gerade an der Ruhr. Bleiben wird aber auch die Geschichtsträchtigkeit dieses Produktionszweiges, der ein wesentlicher Motor des Wachstums und der Entwicklung der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts und bis deutlich in die Nachkriegszeit hinein war. Hier setzt das 211 Seiten umfassende Buch von Wolfgang Jäger an. Passend zu dieser tiefen Zäsur in der Wirtschaftsgeschichte Deutschlands ruft der Autor dem Leser ins Gedächtnis, auf welchem Feld der wirtschaftlichen Entwicklung der Steinkohlenbergbau bzw. seine Akteure in ganz besonderer Weise prägend wirkte(n). Es geht um das Feld der Arbeitsbeziehungen, d. h. der konfliktträchtigen Interaktion zwischen Arbeitnehmern, Arbeitgebern und dem Staat zur Gestaltung des Arbeits- und Beschäftigungsumfelds. Es geht um die Geschichte der Bergarbeiterbewegung an der Ruhr, die sich historisch durch großes politisches Agitationspotenzial auszeichnete und letztlich als Speerspitze eines sozialen Prozesses auftrat, der u. a. dazu führte, dass sich Gewerkschaften als legitime und unverzichtbare Interessenvertretung der Arbeitnehmer etablierten und in der Folge für bestimmte Gestaltungsprinzipien streiten konnten, die man sicherlich als Errungenschaften des deutschen Sozialstaats bezeichnen darf (Stichwort Mitbestimmung). Im Kern geht es Wolfgang Jäger also um Gewerkschaftsgeschichte – vom Kaiserreich, in dem sich noch mehrere Bergbau-Gewerkschaften Konkurrenz machten, bis zur Gründung der Einheitsgewerkschaft unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und deren Wirken bis in die Gegenwart.
  • Rainer Slotta
    Silberberger (sogenannter Kristberger) Flügelaltar (geschlossene Vorderseite)
    mit der Darstellung des Hlg. Daniel als Bergarbeiter, Silbertal (Montafon), 1478
    Bregenz, vorarlberg museum
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  • Im 1857 gegründeten und im Jahre 2013 wiedereröffneten, neu erbauten Bregenzer vorarlberg museum, in dem die bedeutenden Kunstschätze der ostalpinen, Montafoner Region vertreten sind, befindet sich ein vergleichsweiser kleiner Flügelaltar, der in seinem geschlossenen Zustand einem schrankförmigen Kasten gleicht. In diesem Zustand zeigt er auf seiner Vorderseite das in der Mitte senkrecht geteilte Bildnis eines vor einer Seenund felsigen Landschaftsdarstellung schlägelnden jungen Mannes. Im geöffneten Zustand des Flügelaltars erblickt man im Zentrum unter einem geschnitzten Gesprenge und vor einem Goldgrund drei Heiligenfiguren: in der Mitte den drachentötenden Georg, begleitet von Matthäus, der ein Buch und ein (ergänztes) Schwert in Händen hält, und von Wolfgang, der aufgrund eines Kirchenmodells, seines Ornats und seines Krummstabs als Bischof erkennbar ist. Unterhalb der drei Heiligen ist in der Darstellung der Bodenfläche die Jahreszahl „1478“ als Entstehungsjahr des Flügelaltars angegeben. Auf den beiden Seitenflügeln des Altars befinden sich die vor einem Goldgrund angeordneten Bildnisse des Heiligen Urban (dargestellt u. a. mit seinem Attribut, der Weintraube) und des Heiligen Thomas von Canterbury (Thomas Becket), der auf Grund einer Weiheurkunde und seines Schwertes als Attribut als solcher identifiziert werden kann. Die Figur des Heiligen Georg gehört nicht zum originalen Bestand des Altars, sondern ersetzt ein ähnliches Abbild des gleichen Heiligen.
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