Forschungsprojekte

Forschungen zu frühbronzezeitlichen Fürstengräbern von Alacahöyük
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Die Fritz-Thyssen-Stiftung förderte zunächst für ein Jahr ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben, das sich die Analyse und geochemische Charakterisierung von Metallobjekten aus Alacahöyük in Zentralanatolien zum Ziel gesetzt hat. Im Vordergrund stehen grundlegende Fragen zur Entwicklung und Struktur der Metallurgie in Anatolien während des 3. Jahrtausends. Hierbei werden neben technologischen auch kulturhistorisch-wirtschaftsarchäologische Aspekte betrachtet.

Die ersten systematischen Ausgrabungen in Alacahöyük – initiiert und durchgeführt von der der damals noch jungen Türkischen Republik – begannen 1935. Gleich im ersten Jahr wurden vier reich ausgestattete Fürstengräber entdeckt; in den darauf folgenden Jahren kamen weitere Gräber hinzu. Zu den Funden gehören zahlreiche Sonnenstandarten und Tierstatuetten aus Bronze und Silber, filigran bearbeitete Gefäße, Schmuck und Verzierungselemente aus Gold und Silber sowie einige Objekte aus Eisen. Aufgrund ihrer künstlerischen Vollkommenheit und ihrer Materialität zählen die Funde – neben denen aus Ur, Maikop, Varna und Troja – zu den wichtigsten prähistorischen Fundkomplexen der Vorgeschichte.

Trotz ihrer kulturhistorisch bedeutenden Stellung in der Entwicklung der Metallurgie fehlten naturwissenschaftlichen Analysen der Funde aus Alacahöyük. Mit diesen begannen wir im Jahre 2009 im Museum für Anatolische Zivilisationen in Ankara: Wir analysierten alle Metallfunde mit einem tragbaren XRF-Gerät zerstörungsfrei halbquantitativ; die Proben von 80 weiteren Funden aus Silber (teilweise stark korrodiert), Bronze und Eisen konnten wir im Materialkundlichen Labor des DBM mittels ICP-MS chemisch analysieren. Zusätzlich wurden diese Proben im Mineralogischen Institut der Universität Frankfurt bleiisotopisch bestimmt, um die Provenienz des Kupfers und Silbers zu diskutieren.

Unsere Untersuchungen haben vielfältige interessante Ergebnisse erzielt; besonders überraschend war, dass die meisten der bisher für Gold gehaltenen Objekte eigentlich aus Silber oder Bronze bestehen und nur vergoldet sind. Für die Vergoldung benutzten die Goldschmiede von Alacahöyük Goldfolien, die teilweise bis zu 1 Mikrometer dünn sind. Weiterhin entdeckten wir an einigen Pfriemen Reste der ehemaligen Holzgriffe, die wir im Hinblick auf eine Datierung beprobten und analysierten. Demnach stammen die Gräber von Alacahöyük aus der ersten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. und nicht etwa – wie in der archäologischen Literatur zu lesen ist – aus der Zeit um etwa 2300-2100 v. Chr. Unsere neue Datierung der Gräber hat daher eine rege Diskussion in der Fachwelt verursacht.

Die Gesamtergebnisse und eine Evaluierung der bisherigen publizierten Daten sollen in einer Monographie zusammengefasst werden. Die Vorbereitung der Publikation ist in vollen Zügen.

 

übergeordnetes Projekt

Prof. Dr. Ünsal Yalçın
Anfänge und Entwicklung der Metallurgie und Provenienzfragen in Anatolien

Informationen zum Projekt

Kontakt
Projektleitung
beteiligte forschende Bereiche
Projektträger

Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Forschungsbereich Archäometallurgie

Laufzeit

2009 – 2018

Förderung

Fritz-Thyssen-Stifung

Deutsches Bergbau-Museum Bochum

Kooperation

Antikenverwaltung Türkei

Museum für Anatolische Zivilisationen in Ankara (AMM, Anadolu Medeniyetleri Müzesi)

Forschungszentrum für Nukleare Energien, Ankara (TAEK-SANEM)

  • Yalçın, Ü., Özen, L., Zararsiz , A., New Investigation on the Early Bronz Age Royal Tombs of Alacahöyük, Turkey, in: Hauptmann, A., Modarressi-Tehrani, D., Prange, M. (Eds.), International Conference Archaeometallurgy in Europe III. Abstracts. Metalla Sonderheft 4, 2011, p. 288.
  • Yalçın, Ü., Yalçın , H.G., Reassessing Anthromorphic Metal Figurines of Alacahöyük, Anatolia. Near Eastern Archaeology 76, 2013, pp. 38–49.
  • Yalcin, Ü., Alacahöyük İTÇ Kral Mezarları Üzerine. Uluslararası Çorum Kazı ve Araştırma Sempozyumu 1, 2011, pp. 55–64.
  • Yalcin, Ü., Alacahöyük İTÇ Metal Buluntuları Üzerine Arkeometalurjik Araştırmalar. Arkeometri Toplantısı 26, 2011, pp. 139–146.