Forschungsprojekte

Metallhandel und Technologietransfer der Phönizier im äußersten Westen der Antiken Welt
Im frühen 1. Jahrtausend v. Chr. begann die phönizische Expansion im ganzen Mittelmeerraum mit besonderem Augenmerk auf den metallreichen Regionen, wie Zypern, Sardinien und der Iberischen Halbinsel. Im Rahmen dieser Expansion begannen die Phönizier damit, ein System von Umverteilung und Warenaustausch zu errichten, welches über mehr als drei Jahrhunderte Bestand hatte. Dadurch wurden eine wirtschaftliche Entwicklung und technologische Innovationen nicht nur innerhalb ihrer eigenen Gründungen, sondern auch im Hinterland und in den umliegenden Regionen begünstigt.

In diesem Sinne war der Südwesten Iberiens eines der wichtigsten Bergbauzentren für den Kupferabbau während der Endbronzezeit, sowie für den eisenzeitlichen Silberbergbau. Dieser Prozess führte zu Veränderungen in den Strukturen der einheimischen Produktion, und wurde vor allem durch die phönizische Metallnachfrage motiviert. Dies geschah in Übereinstimmung mit der Änderung in der Standardwährung im Osten, wodurch Silber, auf Kosten von Kupfer, tendenziell an Bedeutung als Tauschwährung in den Geschäftstransaktionen gewann. In der Folge fanden tiefgreifende wirtschaftliche Entwicklungen und Veränderungen in der Organisation der Siedlungs- und Produktionsinfrastruktur statt, was wir offensichtlich an verschiedenen Siedlungen, wie Bergbauzentren oder solchen Siedlungen, die bergmännisch, metallurgisch oder streng metallurgisch geprägt waren, sowie an Metallexportzentren, nachweisen können. Jene Umwälzungen zeigen sich des Weiteren indirekt an Veränderungen in anderen Wirtschaftsräumen in Bezug auf die Produktion des Bleis, eines Metalls, welches für Silberextraktion und -produktion durch Kupellation, bis auf in wenigen Fällen, erforderlich war.


Um die historischen Prozesse im Einzugsbereich der westlichen phönizischen Kolonisation im Südwesten Iberiens rekonstruieren zu können, muss man sich die Rolle der Silber-Metallurgie hier in den Siedlungsmustern, und die Bleigewinnung sowie dessen Verteilung auf andere Bereiche in den verbundenen Regionen deutlich machen. Grundlage hierfür wird die bisherige Dokumentation archäologischer Fundstellen in geografischem Maßstab sein, die in Bezug auf ihren Kontext innerhalb der natürlichen Landschaft und ihrer Nähe zu bekannten Ressourcen wie etwa Erzlagerstätten analysiert werden. Geographische Informationssysteme (GIS) werden verwendet, um die Arbeitsschritte und Prozesse von der Metalllagerstätte bis zum fertigen Produkt modellhaft, unter Berücksichtigung der Landschaftsentwicklung, sowie der Einbeziehung von Küstenlinienstudien, zu erarbeiten. Ferner dienen sie dazu, die Beziehungen zwischen den Standorten der phönizischen Niederlassungen, der geographischen Umgebung sowie der Zugänglichkeit von Ressourcen zu evaluieren.

Informationen zum Projekt

Kontakt

Carlos Martín Hernández / Ruhr-Universität Bochum

Projektleitung
Projektträger
beteiligte forschende Bereiche
Laufzeit

2011 – 2014

  • Martín Hernández, C., 2013. Phoencian trade of raw materials and changes in metal production patterns in SW Iberia during the orientalizing period. Metalla 20.2, pp. 17-24.