Anschnitt-Beiheft Nr. 43 erschienen

Auschnitt des Anschnitt Beihefts 43 mit Titel und Foto von einem Wald

Copyright: Verlag Marie Leidorf

Bereits seit 18 Jahren erforscht das Deutsche Bergbau-Museum Bochum zusammen der LWL-Archäologie für Westfalen sowie der Ruhr-Universität Bochum die eisenzeitliche Montanlandschaft im Siegerland, im südlichen Westfalen und im nordöstlichen Rheinland-Pfalz. Spätestens ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. – vermutlich aber bereits ab dem 5. Jahrhundert – bis zur Zeitenwende entwickelte sich eine auf Eisengewinnung spezialisierte Montanregion heraus.

Über 100 Jahre archäologische Forschungen erbrachten neben hunderten montanarchäologischen Fundstellen herausragende Aspekte, wie beispielsweise den Nachweis der größten Rennöfen ihrer Epoche in Europa oder eine zunehmend differenzierte Produktionslandschaft. Durch das durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziell geförderte Projekt „Latènezeitliche Eisenwirtschaft im Siegerland: Interdisziplinäre Forschungen zur Wirtschaftsarchäologie“ konnten großflächige Prospektionen durchgeführt, zahlreiche Ausgrabungen realisiert sowie mit weiteren Forschungskooperationspartnern interdisziplinär verschiedenste Aspekte der frühen Montanlandschaft sowie der Produktionskette vom Erz zum Eisen erforscht werden.

Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde fast schlagartig die bis dahin kaum aufgesuchte Region besiedelt und die Rohstoffvorkommen systematisch ausgebeutet und weiterverarbeitet. Besonders zahlreich finden sich die Spuren der eisenzeitlichen Produktionslandschaft im Umfeld der Stadt Siegen. Wie auf eine Kette gezogen reihen sich die Werkplätze des Verhüttens und Schmiedens häufig entlang der Seifen (kleine Bäche). Hier schmolzen die Hüttenleute das Erz zu Metall. Vor allem die Sekundärerze (Goethit, Limonit oder Hämatit) des manganreichen Spateisenstein (Siderit), der in späteren Epochen die wirtschaftliche Grundlage des Siegerlandes bilden sollte, spielten bereits zur Eisenzeit eine übergeordnete Rolle und waren vermutlich auch der Hauptgrund für die Aufsiedlung der ansonsten für Landwirtschaft ungünstigen Region. Ausgrabungen solcher Werkplätze und Untersuchungen der metallurgischen Relikte (Öfen, Schlacken, Holzkohle etc.) zeigten sehr schnell, dass hier keine Laien am Werk waren, sondern Fachleute – spezialisierte Berg- und Hüttenleute – die vermutlich aus dem „keltisch“ besiedelten hessischen Raum auf der Suche nach Rohstoffen in das Siegerland kamen.

Nach zahlreichen Einzelveröffentlichungen wurde eine neue Schriftenreihe begründet, deren Band 1 nun vorliegt. Sie hat im Schwerpunkt die Vorlage des umfangreichen Katalogs der erfassten montanarchäologischen Fundstellen zum Gegenstand. Hierbei sind nicht nur die zahlreichen Neuentdeckungen aus der Projektgruppe grenzübergreifend dargestellt, sondern auch die Vielzahl an Fundstellen der Heimat- und Altforschung in der Region. Darunter befinden sich auch zahlreiche Ausgrabungen aus dem Zeitraum vor der Projektphase, die bislang nicht ausgewertet werden konnten und nun erstmals vorgelegt werden.

Eingerahmt wird der Katalog von einer grundlegenden Einführung in Montanlandschaften des 1. Jahrtausends, sowie von der Darstellung wichtiger für die Montanlandschaft naturräumliche Parameter, wie Geologie, Tonvorkommen und Geographie. Die Darlegung der Forschungsgeschichte sowie die archäologische Quellenkritik samt Schätzungsversuchen zur ehemaligen Zahl der eisenzeitlichen Hüttenplätze leiten in den Fundstellenkatalog über. Dieser wird ergänzt durch Kartenblätter sowie einer interaktiven Kartierung als PDF, die per CD mitgeliefert ist.

Jennifer Garner und Manuel Zeiler: Die archäologischen Fundstellen im Siegerland. Überblick und Stand der Forschung zur eisenzeitlichen Montanlandschaft. Mit Beiträgen von Eberhard Klein und Thomas Stöllner. Studien zur Montanlandschaft Siegerland 1. Anschnitt Beiheft, Bd. 43 (=Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Nr. 239). Bochum 2020

Die Veröffentlichung ist im Verlag Marie Leidorf erschienen. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Verlags.