Montanarchäologie an Erforschung des „Windlochs“ beteiligt

Foto: Gero Steffens

Riesenkristallformenfunde im Höhlensystem „Windloch“ bei Engelskirchen/Ründeroth sorgen für eine große Aufmerksamkeit – die Erforschung des überregional bekannten Höhlensystems überrascht mit den größten Aragonitbildungen im europäischen Vergleich. Der Forschungsbereich Montanarchäologie des Deutschen Bergbau-Museums Bochum ist beteiligt.

Die im Mai 2020 nach der Winterpause wiederaufgenommene Erforschung des Höhlensystems „Windloch im Mühlenberg“ bei Engelskirchen-Ründeroth durch den gemeinnützigen Arbeitskreis Kluterthöhle e. V. beschert der Öffentlichkeit weitere Sensationen. Der Fund beispiellos großer Kristallaggregate im hinteren Teil der Höhle lässt die Meldung in den Hintergrund rücken, dass die inzwischen vermessene Ganglänge von über 7,2 km das Windloch-Höhlensystem als längste Höhle in Nordrhein-Westfalen ausweist und im deutschen Vergleich auf einen Top Ten-Platz hebt.

Bei den neu entdeckten Kristallen handelt es sich um aragonitische Sinterformen (sog. „Eisenblüten“). Die Größe der Kristallaggregate mit einem Durchmesser von z. T. mehr als 1,20 m ist für europäische Höhlen außergewöhnlich. Selbst im weltbekannten Erzberg in der Steiermark sind derart große Formen nicht gefunden worden. Im letzten Jahr hatte das Windloch im Mühlenberg schon mit dem Fund von über 20 cm langen Gipsnadeln, Gipswatte, Gipskristallen, Bergkristallen und zahllosen zum Teil seltenen Tropfsteinformen auf sich aufmerksam gemacht. Dies wird durch die aktuellen Funde nun aber noch weit übertroffen.

Die Höhlenforschergruppe des Arbeitskreises Kluterthöhle e. V. unter der Leitung von Stefan Voigt ist seit Anfang März 2019 mit der Erforschung des Riesenhöhlensystems befasst. Das ungeahnte Ausmaß des Ganglabyrinthes erschwert die Erforschung. Die neu entdeckten Megakristallformen finden sich im Bereich eines Erzkörpers im hintersten Teil der Höhle, den die Höhlenforscher erst nach einer mehrstündigen und kräftezehrenden Höhlentour erreichen können.

Der Weg in den Tiefen des Mühlenberges – im zentralen Bereich lastet auf der Höhle über 85 m mächtiges Gestein – ist technisch anspruchsvoll und langwierig, zumal der Schutz der Höhle im Vordergrund steht und bei den bis zu 14-stündigen Begehungen nichts beschädigt werden darf. Die weitere wissenschaftliche Erforschung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Behörden und Institutionen.

Die nun entdeckten aragonitischen Riesen-Eisenblütenformen wurden von den Experten des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen, mit Fotos und Videosequenzen spektakulär in Szene gesetzt. Die Kristallformen beschäftigen aber auch die Mitarbeiter der Landesbehörde Geologischer Dienst NRW sowie Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum. Hier wird untersucht, unter welchen Voraussetzungen die enorme Größe der Formationen entstehen konnte. Die Erforschung des Windlochs ist aber lange noch nicht abgeschlossen und wird sicher noch viele Überraschungen bieten.

Ein Video zu dem Vorhaben finden Sie hier.

Informationen zur 3D-Vermessung und Visualisierung des Windloch finden Sie hier.