08. BIS 09. Oktober 2015

Tagung im Deutschen Bergbau-Museum Bochum

Stoffgeschichte – Stand und Perspektiven

Stoffe, Rohstoffe, Ressourcen, aber auch Substanzen, Wert- und Wirkstoffe sowie Nahrungs- und Genussmittel sind seit jeher ein Thema der historischen Forschung. Die Perspektiven auf Stoffe haben sich jedoch immer wieder verändert und einiges spricht dafür, dass die Auseinandersetzung mit Stoffen eine neue Konjunktur in der Geschichtswissenschaft erfährt. Zuerst war es ein kulturgeschichtliches Interesse, bei dem Genussmittel und Wirkstoffe auf ihre gesellschaftliche Konstruktion hin befragt wurden. Zunehmend findet aber auch die „Materialität“ im Sinne einer physischen Relevanz von Stoffen beispielsweise in der Umwelt- und Technikgeschichte Beachtung. Daneben bestehen etablierte Perspektiven auf Stoffe als Wirtschaftsgut oder in der historischen Geografie fort bzw. verändern sich. Insgesamt ist die aktuelle geschichtswissenschaftliche Forschung zu Stoffen von einer großen Heterogenität aber auch einer hohen Dynamik geprägt. Diese Impulse möchte die Tagung "Stoffgeschichte – Stand und Perspektiven" aufgreifen und zusammenführen.

Die Tagung wird dementsprechend der grundlegenden Leitfrage nachgehen: was sind Stoffe und was macht ihre historische Relevanz aus? Damit zusammen hängt auch die Frage nach der begrifflichen Differenzierung: welche Vorteile oder Nachteile ergeben sich aus der weiteren Unterscheidung in Rohstoffe, Ressourcen, Substanzen, Nahrungs- und Genussmitteln usw. gegenüber der konzeptionellen Rahmung als Stoffgeschichte? Welche Fragestellungen kann die Differenzierung hervorbringen, um letztendlich das Profil der Stoffgeschichte insgesamt zu schärfen? Die Heterogenität der hier skizzierten Begriffe und Perspektiven korrespondiert mit der Diversität der Antworten, die auf diese Fragen gegeben werden können. „Was sind Stoffe?“ bezieht sich dabei nicht nur auf die Abgrenzung zu anderen Dingen, sondern auch darauf, ob wir sie als Faktor historischer Entwicklung, als Spiegelbild gesellschaftlicher Prozesse, oder als zu erklärende Phänomene begreifen. Mit dieser Tagung wird ein möglichst breites Spektrum der historischen Perspektiven und Methoden abgebildet. Es geht darum, die Prämissen, unter denen Stoffe in der Geschichtswissenschaft derzeit erforscht werden, zu reflektieren und Schnittmengen zwischen den einzelnen Perspektiven zu identifizieren, die sich möglicherweise an ganz konkreten Fragen festmachen lassen. Auf dieser Grundlage wird zudem das Potenzial weiterer Zusammenarbeit und Kooperation ausgelotet.