Die teilweise ariden Hochlandschaften des iranischen Zentralplateaus fallen – obschon durch Wasserarmut, Pastoralismus und oasenartige Gartenbausubsistenz geprägt – durch ihren enormen Reichtum an mineralischen, vor allem metallischen Rohstoffen auf. Diese haben, ausgelöst durch den spezifischen Rohstoffreichtum sehr spezifische Rohstoffregime hervorgebracht. Diese hatten vor allem in der Frühphase der metallurgischen Entwicklung im 5. und 4. Jt. v. Chr., zu Beginn der Eisenzeit, am Ende des 2. Jt. v. Chr., und wiederum während der archämenidischen und vor allem auch sassanidischen bis frühislamischen Perioden prägende wirtschaftliche und soziale Bedeutung. Dabei etablierten sich im Umfeld bedeutender Rohstoffquellen rural organisierte Siedlungs- und Subsistenzsysteme, die in enger Symbiose mit der Ausbeutung der wichtigen mineralischen Ressourcen standen. Dabei können unterschiedliche adaptive Systeme von Nordwesten entlang der ariden Wüstenzonen bis hin nach Kerman im Südosten Irans beobachtet werden. Das Projekt möchte neben der Rohstoffgewinnung selbst auch die spezifischen sozialen und wirtschaftlichen Konzepte im Umfeld von Kupfer-, Salz-, und Blei-/Silber-/Zinklagerstätten erforschen und eine diachrone Perspektive für die Deutung der sozialen und wirtschaftlichen Prozesse in den Hochlandgesellschaften erarbeiten. Neben der Salzlandschaft um das Salzbergwerk von Chehrabad sollen Montan- und Siedlungssysteme bei Shakin (nahe Takestan), im Umfeld der Kupfer- und Bleizinklagerstätten von Nakhlak und Baqoroq sowie im Bardsir-Tal südlich von Kerman mit der berühmten Fundstelle von Tall-i Iblis untersucht werden. Mit Hilfe von intensiven Surveys, kleineren Teilausgrabungen in Gruben sowie einzelnen Siedlungsgrabungen sollen Beispiele aus vier Zeitscheiben (Chalkolithikum/Frühbronzezeit, achämenidische Zeit; sassanidische Zeit; frühe bis mittelislamische Zeit) untersucht und verglichen werden.
Im Zentrum des SPP 2176 stehen die unterschiedlichen „Highlandscapes“, die mit Hilfe eines interdisziplinär und diachron angelegten Ansatzes zwischen Archäologie, geowissenschaftlicher Archäometrie, Archäobiologie, Iranistik sowie Alter Geschichte und Altorientalistik untersucht werden sollen. Forschungsprojekte sollen die vielfältigen Lebenswelten herausarbeiten, wobei es darum geht, wie sich die für das iranische Hochland beobachtbare gesellschaftliche Resilienz in wirtschaftlichen, sprachlichen, und sozialen Mustern sowie in der Kraft zur politisch-sozialen Integration epochenspezifisch ausgeprägt hat. Dazu gehören auch Wissenstransfer und Austausch sowie Erinnerungskulturen in Sprache, Religion und Sachkultur. Das SPP zielt darauf ab, die verschiedenen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Prozesse in drei Schwerpunktfeldern systematisch zu erfassen:
1. in Rohstoffregimen und deren Vernetzung
2. in institutionalisierten Verhältnissen, die von formal-öffentlichen Einrichtungen bis zu Familienstrukturen reichen können
3. in Mobilitätsmustern und deren natürlichen und kulturellen Umweltbezügen.
Das für den SPP aufgesetzte Koordinierungsprojekt wird in Kooperation zwischen dem DBM, der RUB, dem DAI und der FU Berlin durchgeführt und wird verschiedene Schwerpunkte beinhalten, die neben der administrativen und wissenschaftlichen Koordination des SPP 2176 auch ein Archäoinformatik-Projekt zu den o.g. drei zentralen Schwerpunktfeldern beinhaltet. Daneben sollen drei große Konferenzen zu den Themen des Schwerpunktes, Workshops und ein auf die Förderung iranischer Nachwuchswissenschaftler ausgerichtetes Fellow-Programm organisiert werden.
Abgeschlossene Dissertation
Gabriela Ruß-Popa
Untersuchungen zur eisenzeitlichen Leder- und Felltechnologie (2016)
Abolfazl Aali
ChehrAbad Salt Mine: Archaeological Excavation in 2004-2005 (2019)
Abgeschlossene Masterarbeiten
Katja Kosczinski
Die Abbaugeräte im antiken Salzbergwerk von Douzlākh (Chehrābād, Zanjān, IR). Eine taphononomische und experimentelle Annäherung (2019)
Fabian Schapals
Stratigraphische und taphonomische Analyse des antiken Salzbergwerkes von Chehrabad, Iran (2019)
Project informations
Dr. Natascha Bagherpour
Dr. Kristina Franken
Dr. Iman Mostafapour
Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Forschungsbereich Montanarchäologie
2019 bis 2025
Dr. Abolfazl Aali (Zanjan, ICHTO)
RICHT. RCCCR und ICAR Teheran
Dr. Marjan Mashkour
NMHN Paris
Universität Zürich (Prof. Dr. F. Rühli)
- A. Aali, Th. Stöllner, A. Abar, F. Rühli, The Salt Men of Iran: The Salt Mine of Douzlākh, Chehrābād. Arch. Korrbl. 42/1, 2012, S. 61-81.
- A. Aali, A. Abar, N. Boenke, M. Pollard, Fr. Rühli, Th. Stöllner, Ancient salt mining and salt men: the interdisciplinary Chehrabad Douzlakh project in north-western Iran. In collaboration with Don Brothwell, Irene Good, Matthieu Le Bailly, Karl Link, Marjan Mashkour, Gholamreza Mowlavi, Masoud Nezamabadi, Hamed Vahdati Nasab & Christina Warinner. Antiquity Project Gallery, 2012, antiquity.ac.uk/projgall/aali333/.
- A. Aali, Th. Stöllner (eds.), The Archaeology of the Salt Miners. Interdisciplinary Research 2010-2014. Metalla (Bochum) 21.1-2, 2014 (2015) 1-141 (Persian: S. 143-216).
- Z. Askari, S. Mas-Coma, A.S. Bouwman, N. Boenke, T. Stöllner, A. Aali, M. Rezaiian, G. Mowlavi, Fasciola hepatica eggs in paleofaeces of the Persian onager Equus hemionus onager, a donkey from Chehrabad archaeological site, dating back to the Sassanid Empire (224–651 AD), in ancient Iran. Infection, Genetics and Evolution 62, 2018, S. 233-243.
- L. Öhrström, T.Stöllner, A. Aali, F. Rühli, Antiken Bergleuten auf der Spur. Die Salzmumien von Douzlākh. Antike Welt 6/2016, S. 20-24.
- Öhrström, L., Seiler, R., Böni, T., Aali, A., Stöllner, T., Rühli, F., Radiological Findings in an ancient Iranian salt mummy. Skeletal Radiol, 2016; epub Feb 7. IF: 1.7 (Erratum: Skeletal Radiol. 2016 Mar; 45(3): 433).
- M. Nezamabadi, A. Aali, Th. Stöllner, M. Mashkour, M. Le Bailly, Paleoparasitological analysis of samples from the Chehrabad salt mine (Northwestern Iran). International Journal Paleopathology (2013) http://dx.doi.org/10.1016/j.ijpp.2013.03.003