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Neue Horizonte der Bleiisotopenmethode
Mitgebracht oder vom Ort des Geschehens? Zur Herkunft der Schleuderbleie in (Vor-)Römischen Militär- und anderen Kontexten
Schleuderbleie aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. in einem Verbreitungsgebiet von der Westküste des Schwarzen Meeres bis nach Südschottland, und Funde des seleukidischen Palästina sind Gegenstand unserer Untersuchung. Schleuderbleie werden meist an Orten gefunden, die mit Konfliktereignissen in Verbindung stehen, d. h. belagerte Städte oder Höhenbefestigungen, römische Militärforts oder Schlachtfelder. Schleuderbleie können sich somit dazu eignen, Routen von Armeen während militärischer Kampagnen zu verfolgen, und auch Aufschluss über deren Metallversorgung geben oder auch mit historischen Ereignissen und Personen in Verbindung gebracht werden.

Die Bleiisotopie, kurz LIA, vom Englischen lead isitope analysis, hat sich im Laufe ihrer Anwendung in der archäometrischen Forschung und den materialbasierten Archäologien als die Methode zur Herkunftsbestimmung der für die Metallobjekte verwendeten metallischen Georessourcen etabliert. Hingegen ist das Potential in der Archäologie bei Fragen, die über die reine Provenienzforschung von Metallen hinausgehen, bisher vernachlässigt worden.

Unser Langzeitforschungsprojekt widmet sich der Frage, ob und inwieweit die Ergebnisse der LIA zur archäologischen Datierung von Artefakten, zur Bestimmung, Verifizierung oder Falsifizierung ihrer Herkunft bzw. ihrer zugewiesenen Fundorte und zur Untermauerung oder Widerlegung archäologisch-historischer Hypothesen genutzt werden können. Aufgrund ihrer Eigenschaften – Blei ist die einzige Materialkomponente und es können typologisch-chronologisch relevante Merkmale und|oder Inschriften auftreten – sind Schleuderbleie eine vielversprechende Artefaktgruppe für dieses Unterfangen. Dazu werden diesedurch Abspanen oder Anbohren beprobt und nach dem Durchlauf eines chemischen Verfahrens im Reinstlabor mit einem ICP-Massenspektrometer auf die Isotope des Bleis untersucht. Errechnete Isotopenverhältnisse geben dann einen Hinweis auf die Georessourcen und weitergehend auf die Lösung der hier zuvor formulierten Fragestellungen.

An english version of this project can be found here

Project informations

Kontakt
Projektleitung
Team

Prof. Dr. Sabine Klein

Dr. Regine Müller, SPAU GmbH

Projektträger

Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Forschungsbereich Archäometallurgie

beteiligte forschende Bereiche
Kooperation

Dr. John H. Reid, Trimontium Trust, Trimontium Museum, Melrose

Dr. W. Zanier, Bayerische Akademie der Wissenschaften Vergleichende Archäologie der römischen Alpen- und Donauländer

U.X. Müller M.A., Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Archäologische Wissenschaften, Abteilung für Provinzialrömische Archäologie

Dr. A. Posluschny, Keltenwelt am Glauberg, Forschungszentrum

Prof. Dr. A. Lichtenberger, Institut für Klassische Archäologie und Christliche Archäologie / Archäologisches Museum, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Prof. Dr. Oren Tal, The Jakob M. Alkow Department of Archaeology and Ancient Near Eastern Cultures, Tel Aviv University, Israel

  • Reid, J., Müller, R., and Klein, S., 2022, The Windridge Farm Glandes Revisited: Clues to Conquest?, Britannia, 53, 323–46.
  • Rageth, J., and Zanier, W., 2010, Crap Ses und Septimer: Archäologische Zeugnisse der römischen Alpeneroberung 16 / 15 v. Chr. aus Graubünden. Mit einem Beitrag von Sabine Klein, Germania, 88 (Halbband 1-2).
  • Paridaens, N., Salesse, K., Müller, R., Klein, S., Snoeck, C., and Matelli, N., 2020, Les balles de fronde en plomb découvertes sur l’oppidum de Thuin : caractérisation, origine et interprétation, Signa - Revue éditée par le Comité pour la diffusion de la recherche en archéologie gallo‑romaine, 9, 111–23.
  • Müller, R., Brey, G. P., Seitz, H.-M., and Klein, S., 2015, Lead isotope analyses on Late Republican sling bullets, Archaeological and Anthropological Sciences, 7(4), 473–85.
  • Klein, S., Jansen, M., Lichtenberger, A., and Tal, O., 2022, Archaeometallurgical Analysis of Lead Weights and Sling Bullets from Seleucid Tell Iẓṭabba: More on Lead Origin in Seleucid Palestine, Tel Aviv, 49(2), 267–92.