Aufbau einer globalen digitalen Forschungsdateninfrastruktur an der Schnittstelle zwischen Geochemie und Archäometrie
GlobaLID – Global Lead Isotope Database
Die Bleiisotopensignatur ist eine Standardmethode zur Rekonstruktion der Rohmaterialherkunft von Kupfer-, Blei- und Silberobjekten. Grundlage hierfür ist der Vergleich der Artefaktsignaturen mit denen von Proben bekannter geographischer Herkunft – idealerweise Erze – sowie eine möglichst umfassende Erfassung potentieller Lagerstätten. Bislang wurden diese Daten mit hohem Aufwand durch die Forschenden individuell gesammelt. GlobaLID wird dies ändern, indem es eine partizipative und community-zentrierte digitale Forschungsdateninfrastruktur gemäß den FAIR Prinzipien aufbaut sowie eine web-basierte Anwendung für die Veröffentlichung von, den Zugriff auf und die Arbeit mit Bleiisotopen entwickelt.

Die Rekonstruktion der Rohmaterialherkunft spielt in der Archäologie eine zentrale Rolle, da sie wichtige Einblicke in vergangene Kontaktnetzwerke und Austauschbeziehungen erlaubt. Insbesondere für Objekte aus Kupfer, Blei und Silber haben sich hierfür Bleiisotope als Standardmethode etabliert. Die Verhältnisse der Bleiisotope bleiben während der Verhüttung des Erzes und Verarbeitung des Metalls unverändert, sodass ein direkter Vergleich von Erz mit Metall möglich ist. Da Erzlagerstätten während der Entstehung von Erzlagerstätten gemäß den geologischen Rahmenbedingungen eine spezifische Bleiisotopensignatur erhalten, kann dadurch zumindest die Herkunftsregion sehr verlässlich rekonstruiert werden.

Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Anwendung der Bleiisotopenmethode ist eine möglichst systematische Analyse von Lagerstätten und Artefakten mit gesicherter Rohmaterialherkunft (z. B. Schlacken von Verhüttungsplätzen) und die Sammlung der Ergebnisse in einer Referenzdatenbank. Bislang legen Forschende ihre eigenen Datensammlungen an, wobei sich alle weitgehend aus dem gleichen Pool von veröffentlichten Daten bedienen. Allerdings bestehen signifikante Unterschiede in den die Bleiisotopendaten beschreibenden Daten (z. B. geologischer oder archäologischen Hintergrund, Transliteration von Fundstellennamen). Das bisherige Vorgehen bei der Veröffentlichung und Sammlung von Bleiisotopendaten bleibt damit weit hinter den aktuellen technischen Möglichkeiten zurück und wird auch den Erwartungen der meisten Forschenden an einen zeitgemäßen Umgang mit Forschungsdaten nicht mehr gerecht.

GlobaLID setzt genau hier an. Basierend auf seit 2018 entwickelten Prototypen wird in dem vom der DFG geförderten Kooperationsprojekt von DBM und DMT-LB eine digitale und partizipative Forschungsdateninfrastruktur aufgebaut um Bleiisotopendaten für alle auffindbar, zugänglich, interoperabel und nachnutzbar (so genannte FAIR Prinzipien) zu machen. Die Infrastruktur wird dabei unter anderem Funktionen bereitstellen, die es allen Forschenden erlaubt Bleiisotopendaten nach einem einheitlichen Standard zu beschreiben, Daten zu publizieren und Datensätze zu überarbeiten. Damit soll der Wechsel von individuellen Datensammlungen hin zu einem gemeinschaftlichen Sammeln in einer zentralen, frei zugänglichen Infrastruktur gelingen, auf die wiederum alle Forschenden gleichermaßen zugreifen.

Außerdem wird GlobaLID eine Web-Applikation entwickeln, über die Forschende auf die Datenbank zugreifen können, ihre eigenen Daten mit den Referenzdaten vergleichen und weit verbreitete Tools für die Arbeit mit Bleiisotopendaten nutzen können. Die Ergebnisse ihrer Arbeit können anschließend als publikationsfertige Diagramme oder Tabellen heruntergeladen werden. Ergänzt wird die Forschungsdateninfrastruktur durch ein interaktives browser-basiertes Lehrbuch und ein Trainingsworkshop für die Bleiisotopenmethode. Sämtliche Ergebnisse des Projektes werden dabei als Open Access Publikation oder Open Source Software zugänglich gemacht.

GlobaLID wird zwar vom Bereich Archäometallurgie des Deutschen Bergbau-Museum und der IT-Abteilung der DMT-LB gemeinschaftlich aufgebaut und betrieben, sämtliche Aktivitäten erfolgen jedoch in engem Austausch mit der internationalen Fachcommunity um eine bedarfsorientierte Entwicklung zu gewährleisten. Insbesondere bringen unsere „Regional Editors“ und „Material Editors“, allesamt internationale renommierte Experten, ihre Expertise in die Entwicklung ein und stellen so sicher, dass GlobaLID von Beginn an den Anforderungen verschiedener geographischer und geologischer Regionen sowie verschiedener Materialien (z. B. Metall, Glas, Pigmente) gerecht wird. Die gesamte Fachcommunity ist eingeladen, in verschiedenen Onlineformaten an der Entwicklung mitzuwirken und in einem Workshop die Potentiale für die weitere Entwicklung von GlobaLID zu diskutieren. Darüber hinaus arbeiten wir unter anderem eng mit GFZ Data Services bei der Publikation von Bleiisotopendaten durch GlobaLID zusammen.

Seien es neue methodische Ansätze aus z. B. dem Bereichen „Big data“ oder künstlicher Intelligenz, Kooperationen um bislang unterrepräsentierte Regionen oder Fundgruppen intensiver zu erforschen oder die engere Einbindung verschiedenster Forschender in den internationalen fachlichen Diskurs – GlobaLID wird ein neues Kapitel für die Arbeit mit Bleiisotopendaten aufgeschlagen.

 

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