Der Anschnitt 3-4|2023 erschienen

Die zweite Ausgabe des Jahres 2023 der Zeitschrift DER ANSCHNITT ist erschienen. Die Zeitschrift kann über die Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e. V. (VFKK) oder online bezogen werden. Wie gewohnt umfasst das montanhistorische Periodikum in der Ausgabe 3-4|2023 eine umfassende Themenvielfalt.

Dr. Johannes Großewinkelmann, Weltkulturerbe Rammelsberg Museum & Besucherbergwerk, und Dr. Katharina Malek-Custodis, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, und weitere Mitarbeitende dieser Institutionen stellen in ihrem Titelbeitrag die Ergebnisse neuer geschichtswissenschaftlicher und archäologischer Forschungen zur NS-Zwangsarbeit am Erzbergwerk Rammelsberg vor. Diese knüpfen an ein sozialhistorisches Oral-History Projekt an, das das Leid der Zwangsarbeitenden in den Fokus nahm. Nun geht es um die Ebene der Entscheidungstragenden. Der Schwerpunkt der Ausführungen liegt im Spannungsfeld zwischen den ideologischen Vorsätzen des NS-Regimes bei der Gestaltung der Zwangsarbeit und dem durch die Kriegswirtschaft zunehmend erkennbaren Pragmatismus. Dies wird ausschnitthaft an Aspekten der Qualifizierung, der Bestrafung durch Nahrungsrationierung, ausgewählten Baubefunden des Männerlagers und einer Untersuchung zur Profitabilität vorgestellt.

PD Dr. Tobias Jopp vom Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Regensburg befasst sich mit den Auswirkungen der Spanischen Grippe 1918 bis 1920 auf den Ruhrbergbau. Dieses mit Blick auf die COVID-19-Pandemie sehr aktuelle Thema ist bislang noch nicht untersucht worden. Als Materialbasis für seine Fallstudie dienen die Verwaltungsberichte des Allgemeinen Knappschaftsvereins zu Bochum, der für die Ruhrbergleute zuständigen Krankenkasse. Das Zahlenbild wird in vier Schritten entwickelt: Zunächst wird die Kasse im Bismarck‘schen Sozialversicherungssystem verortet und die primäre Quelle des Interesses erörtert. Zweitens werden wesentliche Aspekte der epidemiologischen Grundlagen unter den Ruhrbergleuten untersucht. Drittens ergänzt eine Analyse der Auswirkungen der Spanischen Grippe auf die Kohleförderung die statistische Analyse zur Beurteilung der wirtschaftlichen Dimension der Spanischen Grippe. Viertens wird auf der Grundlage der Einzelergebnisse eine Periodisierung der Pandemiewellen im Ruhrkohlenrevier vorgenommen.

Jens Schroeter, B. A., widmet sich der Funktion der Zeche Holland (Schacht IV) als Wattenscheider Erinnerungsort. Nach einer kursorischen Darstellung des historischen Kontextes und der Verbindung von Bergbau- und Stadtgeschichte zwischen den 1830er Jahren über die Schließung des letzten Steinkohlebergwerks Zeche Holland 1974 bis heute folgt eine Auseinandersetzung mit den Erinnerungen von Zeitbezeugenden, die das Ende des Bergbaus miterlebt haben. Dabei steht die Frage im Vordergrund, ob die Großzeche Holland als letzter Zugang zur Steinkohle in Wattenscheid die Funktion eines identitätsstiftenden Erinnerungsorts innehat, wie die Narrative der Vergangenheit des Bergbaus in der Gegenwart verhandelt werden und wie diese den Blick auf die Zukunft in Wattenscheid prägen.

Wie gewohnt ergänzen Rezensionen und Miszellen das Heft.

DER ANSCHNITT ist das einzige montanhistorische Periodikum von internationaler Bedeutung. Jährlich erscheinen sechs Hefte mit umfangreichen Aufsätzen zu allen Epochen der Bergbaugeschichte; Kurzbeiträge beleuchten einzelne Forschungsaspekte und -ergebnisse. Jedes Heft enthält zudem einen Rezensionsteil und eine Beilage über die „Meisterwerke bergbaulicher Kunst und Kultur“.

DER ANSCHNITT kann über die Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e. V. (VFKK) bezogen werden. Sabine Birnfeld, sabine.birnfeld@bergbaumuseum.de, +49 (0)234-5877 193 bzw. über den Online-Shop.