Forschungen im prähistorischen Salzbergwerk

Montanarchäologen des Deutschen Bergbau-Museums Bochum setzten Feldarbeiten am Dürrnberg fort Seit mehr als 20 Jahren führen internationale Wissenschaftler Ausgrabungen im und rund um das Salzbergwerk Dürrnberg bei Hallein in Österreich durch. Die Region Bad Dürrnberg in Österreich zählt zu den bedeutendsten Montanrevieren der Eisenzeit. Seit 1995 untersucht Prof. Dr. Thomas Stöllner, Leiter der Abteilung Forschung und des Forschungsbereichs Montanarchäologie am DBM, das Salzbergwerk und das Umland mit seinem Team. Durch seine gleichzeitige Professur am Institut für Archäologische Wissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum ermöglicht er stets auch Studierenden die Teilnahme an den Feldforschungen, die in diesem Sommer fortgesetzt werden.

Dieses Mal wollen die Wissenschaftler vom DBM und der RUB unter Tage eine Abbauhalle aus der Eisenzeit untersuchen. Unterstützt werden sie dabei von den Bergleuten Detlef Lehmann und Alija Pezic vom Verein Bergmännische Tradition linker Niederhein e.V.

Die größte prähistorische Abbauhalle in einem Salzbergwerk

Noch heute wird in Dürrnberg Salz abgebaut. Durch die Abbautätigkeiten der Salinen Austria ist überhaupt erst der Zugang zu den alten Abbaustollen und –hallen möglich. Eine der größten bekannten prähistorischen Abbauhallen befindet sich im sogenannten Georgenberg, den die Montanarchäologen seit 1995 stückweise ausgraben: Nach dem derzeitigen Stand der Forschungen hatte die Halle mindestens eine Länge von 32 Metern und eine Höhen von 19 Metern. Die Verfüllungsschichten beweisen, dass hier seit der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. bis in das späte 2. Jahrhundert v. Chr. Salz abgebaut wurde. 

Salz konserviert archäologisches Fundmaterial und erlaubt Rückschlüsse auf das Leben der Bergleute

Die Montanarchäologen können die Abbauphasen anhand des Fundmaterials genau bestimmen. Dabei spielt ihnen das Salz in die Hände: Es sorgt dafür, dass sich organische Materialien wie Holz, Leder oder bunten Textilien erhalten haben, die in einer anderen Umgebung verrottet wären. Reste von prähistorischen Verzimmerungen, Werkzeuge, ein in Brettchentechnik gewebter Ärmelsaum, eine Fellhaube und Lederschuhe geben Einblicke in das Arbeitsleben der Bergleute. Die Funde erzählen, welche Kleidung sie trugen, welche Werkzeuge sie benutzten und mit welchen Techniken sie das Salz abbauten. Die ebenfalls erhaltenen und untersuchen Exkremente lassen zudem Rückschlüsse auf Ernährung und Gesundheit der Bergleute zu.

Mit dem Presslufthammer zur Sensation?

Dieses Jahr werden die Wissenschaftler die Arbeit in der Abbauhalle fortsetzten und erwarten weitere Erkenntnisse zu dessen Verfüllung. Der stetige Bergdruck seit der Eisenzeit sorgt dafür, dass das Verfüllungsmaterial sich im Laufe der Zeit verfestigt hat. Statt mit Kelle und Pinsel arbeiten die Montanarchäologen mit dem Presslufthammer. Sie sind jedoch so geübt im Umgang mit dem schweren Arbeitsgerät und gehen mit der entsprechenden Vorsicht zu Werke, dass die Funde keinen Schaden nehmen. Vielleicht legen sie neben den sowieso schon atemberaubenden Funden am Dürrnberg diesmal einen ganz besonderen Schatz frei: einen Mann im Salz.

Weitere Informationen zum Projekt: Prähistorische Salzgewinnung am Dürrnberg/Hallein, Österreich