Anschauungsbergwerk
Wie fühlt sich unter Tage eigentlich an?
War das Deutsche Bergbau-Museum Bochum eigentlich einmal eine Zeche? Nein, war es nicht. Dennoch bieten wir unseren Besucherinnen und Besuchern, intensiv zu erleben, wie die Arbeit unter Tage war.
In 20 Metern Tiefe befindet sich unser Anschauungsbergwerk. Es wurde einem realen Bergwerk nachgebildet. Auf ca. 1,2 km Streckennetz können unsere Gäste neben imposanten Maschinen auch den mühevollen Arbeitsalltag der Bergleute nachvollziehen. Wie waren die Arbeitsbedingungen unter Tage und welche technischen Entwicklungen haben diesen Alltag verändert?
Folgen Sie dazu den Themenrundgängen Steinkohlenbergwerk und Eisenerzbergwerk.
Eine Fahrt im Seilfahrtsimulator rundet den Besuch des Anschauungsbergwerks ab.
Wichtiger Hinweis
Einschränkungen 2024
Bitte beachten Sie:
- Während des Besuchs des Anschauungsbergwerks kann es beim Berühren von Wänden und Decken sowie durch mineralisches Wasser, welches von der Decke tropfen könnte, zur Fleckenbildung auf Kleidungsstücken kommen. Für etwaige Verunreinigungen übernehmen wir keine Haftung.
- Aufgrund von Sanierungsarbeiten im Jahr 2024 ist das Fördergerüst derzeit nicht zugänglich
- Das Anschauungsbergwerk ist in dieser Zeit nur über Treppen (120 Stufen) zu erreichen und damit ist der Zugang leider nicht mehr barrierefrei. Sanierungsbedingt steht der Aufzug nicht zur Verfügung.
Unter Tage im Deutschen Bergbau-Museum Bochum
Wie hat es eigentlich früher unter Tage ausgesehen, wie wurde gearbeitet und konnte man überhaupt das eigene Wort verstehen? Vier neue Filme bieten spannende Einblicke in das Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen. Mit dem zweiten entführen wir Sie auf eine auf spannende Reise in unser Anschauungsbergwerk.
Zu unserem Video auf YouTube geht es hier:
Aktuelle Veranstaltungen
Themenrundgang Steinkohlenbergwerk
Dem Steinkohlenbergbau ist der größte Teil des Anschauungsbergwerks gewidmet. Zu den eigentlichen bergbaulichen Aktivtäten gehört das Herstellen von Grubenbauten sowie die Gewinnung der Kohle: Eine Unterwasserinszenierung zeigt, wie man in den 1960er-Jahren den zwischenzeitlich abgesoffenen Blindschacht manuell abgeteuft hat.
Das Auffahren von Strecken ist in zwei Vortrieben mit Vollschnittmaschine sowie mit Bohr- und Sprengarbeit dargestellt.
Drei Strebe
Die Kohlengewinnung findet sich an zwei Betriebspunkten mit Kettenschrämmaschine und mit Abbauhämmern sowie in drei Langfront-Abbaubetrieben, sogenannten Streben:
- Der erste Streb zeigt schälende Gewinnung mit Kohlenhobel in Verbindung mit Einzelstempelausbau (1950er/1960er Jahre),
- der zweite Streb schneidende Gewinnung mit Walzenlader in Verbindung mit Schreitausbau (1960er/1970er Jahre),
- der dritte Streb schließt die technische Lücke bis zur Gegenwart mit Betriebsmitteln wie Doppelwalzenlader und Schildausbau, typisch für die heutzutage durchschnittlich 300 bis 400 m langen Streben des deutschen Steinkohlenbergbaus.
Darüber hinaus finden sich im Themenrundgang Steinkohlenbergwerk zahlreiche Einrichtungen und Betriebsmittel mit logistischen und sicherheitlichen Funktionen.
Bergwerke unter Tage werden hierzulande gewöhnlich durch senkrechte Schächte von der Erdoberfläche aus erschlossen. Als Transportmittel für Personen und Material dient der Förderkorb, eine robuste Art Aufzugkabine, die an einem Seil im Schacht hängt und von einer Fördermaschine auf- bzw. abwärts bewegt wird. Die An- und Ausfahrt der Bergleute im Förderkorb wird als Seilfahrt bezeichnet. Die Seilfahrt ist eine durchaus erlebnisreiche Angelegenheit, da sich der Förderkorb mit hoher Geschwindigkeit, mit mancherlei Erschütterungen und dadurch zuweilen geräuschvoll durch den dunklen Schacht bewegt und dabei nur wenig Schutz vor Fahrtwind bietet.
Im Steinkohlenbergbau löste der Abbauhammer ab den 1920er Jahren den Abbau mit Keilhaue oder Hacke ab, die lange Zeit das übliche Gewinnungsgerät waren. Der Abbauhammer wurde insbesondere seit Mitte der 1950er Jahre zunehmend durch Kohlenhobel und Walzenlader verdrängt.
Heutzutage wird der Abbauhammer noch für Nebenarbeiten genutzt.
Im weitverzweigten untertägigen Streckennetz eines Steinkohlenbergwerks werden viele Transporte gleisgebunden mit Zügen bewerkstelligt.
Die Lokomotiven sind heutzutage gewöhnlich mit einem Dieselmotor oder aber mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet. Früher gab es auch Benzolloks und Druckluftlokomotiven.
Für den Transport im rund 2,5 km langen Streckennetz des Anschauungsbergwerks kommen kleine Elektroloks zum Einsatz. Eine oder zwei dieser Loks befinden sich meist im Akkuladeraum, unmittelbar in Schachtnähe.
Der druckluftbetriebene Bohrhammer stellt seit Anfang des 20. Jahrhunderts einen wesentlichen Fortschritt beim Herstellen von Sprengbohrlöchern dar, die vorher mühsam von Hand geschlagen wurden. Die ebenfalls druckluftbetriebene Bohrsäule trägt das Gewicht des Bohrhammers und erzeugt die zum Bohren notwendige Andruckkraft. Um das Risiko einer Staublungenerkrankung zu verringern, wird das Bohrmehl abgesaugt oder durch Wasser gebunden. Bohrhämmer werden heutzutage dort eingesetzt, wo der Einsatz eines Bohrwagens nicht möglich oder sinnvoll ist.
In diesem Streb wird die Kohle von einem Walzenlader aus dem Flöz geschnitten. Er stellt einen Stand der Technik von Mitte der 1960er- bis Mitte der 1970er-Jahre dar.
Der Einfach-Walzenlader schneidet die Kohle bei der Bergfahrt aus dem Flöz und lädt sie bei der Talfahrt mit seinem Räumschild auf den Kettenkratzförderer.
Der hydraulische Schreitausbau, hier in Form von Ausbaugestellen, verhindert das Herabfallen des Gesteins. Hinter den Gestellen bricht das Gestein planmäßig zu zusammen.
Die erste Dahlbuschbombe wurde 1955 auf dem Bergwerk Dahlbusch in Gelsenkirchen gebaut. Hier wurden drei verschüttete Bergleute, die nur über ein Bohrloch gerettet werden konnten, befreit.
Der berühmteste Einsatz einer Dahlbuschbombe, bekannt als „Wunder von Lengede“, fand 1963 statt. Bei diesem Grubenunglück wurden zehn verschüttete Bergleute mit Hilfe der Bombe nach zwei Wochen noch wie durch ein Wunder unversehrt gerettet.
Mit einem ähnlichen Rettungsgerät wurden 2010 in Chile 33 Bergleute gerettet.
In Steinkohlenbergwerken muss die Beleuchtung so konstruiert sein, dass explosionsgefährliche Gemische aus Luft und Grubengas (Methan) nicht gezündet werden können.
Die Druckluftlampe ist in dieser Hinsicht besonders sicher. Sie funktioniert nur dann, wenn ihr abschirmender Glaszylinder intakt und dicht ist. In diesem Fall treibt die Druckluft über eine kleine Turbine einen Generator an, der die elektrische Energie erzeugt. Ist der Glaszylinder beschädigt, entweicht die Druckluft und es wird kein Strom erzeugt.
Grubenfahrräder werden häufig von Handwerkern benutzt, die zu jeder Zeit zu ihrem Einsatzpunkt kommen müssen. Auch Sprengbeauftragte, die mit ihrem Sprengstoff nicht mit dem Personenzug fahren dürfen, greifen auf das Fahrrad zurück. Die Grubenfahrräder sind gewöhnlich mit einem zweiten Sitzplatz ausgestattet. Am begehrtesten ist der Sitzplatz ohne Pedale.
Die Bergleute des Museums haben in mehrjähriger Bauzeit 2500 m3 Gestein gelöst, nach über Tage transportiert und dabei 100 m neue Strecke (Tunnel) aufgefahren. Anschließend wurden unter anderem 27 Ausbauschilde (Stützen), rd. 50 m Kettenkratzförderer (Stahlförderband), ein Doppelwalzenlader (Gewinnungsmaschine) und ein Ripper (Streckenvortriebsmaschine) eingebaut.
Entstanden ist ein hochmoderner Streb wie er heute im Ruhrgebiet üblich ist. Die Besucher können nun einen Hightech-Streb besichtigen und erleben, der einen Höhepunkt der Bergbautechnik darstellt.
Der Sprengvortrieb im Anschauungsbergwerk dokumentiert den Stand der Bergbautechnik Ende der 1950er Jahre. Zentrales Betriebsmittel ist der druckluftbetriebene Bohrwagen. Mit Hilfe des Bohrarms kann die drehschlagend arbeitende Bohrmaschine verfahren werden.
Die Arbeit mit diesem Bohrwagen ist körperlich weniger anstrengend, da lediglich Steuerhebel betätigt werden. Allerdings ist die Lärmbelastung groß.
Folgende Arbeiten wiederholen sich ständig: Bohren der Sprenglöcher, Sprengen, Wegladen des Haufwerks und ausbauen (sichern) des neu geschaffenen Hohlraums.
Der 80 m lange Hobelstreb des Anschauungsbergwerks in einem flachgelagerten, 2 m mächtigen Kohlenflöz dokumentiert den Stand der Ausbau-, Gewinnungs- und Versatztechnik der 1950er- und 1960er-Jahre.
Einzelstempelausbau stützt das Hangende (Gestein über der Kohle). Ein Kohlenhobel löst die Kohle schälend aus dem Flöz und lädt sie auf einen Kettenkratzförderer. Der Hohlraum hinter dem Streb wird maschinell mit Gestein verfüllt (Blasversatz). Das Verfüllmaterial gelangt durch eine Mittelstrecke zur Blasversatzanlage.
Von einem Druckluftmotor angetrieben, konnte die Kettenschrämmaschine mit ihrer mit Meißeln bestückten Kette - ähnlich einer Motorsäge - einen wenige Zentimeter breiten Schram (Schlitz) in den Kohlenstoß schneiden.
Für einen sicheren Stand wurde die Maschine zwischen der Firste (die Decke) und der Sohle (der Boden) der Strecke eingespannt. Der Schram erleichterte das anschließende Lösen der restlichen Kohle mit dem Abbauhammer.
Streckenvortriebsmaschinen sind eine Möglichkeit zum Herstellen von Strecken in einem Bergwerk.
Sogenannte Vollschnittmaschinen, die ähnlich wie der Tunnelfräser im Anschauungsbergwerk einen kreisrunden Streckenquerschnitt in das Gestein schneiden, sind besonders leistungsfähig.
Für den Einsatz von solchen Maschinen sind umfangreiche Vorleistungen notwendig. So zum Beispiel müssen sie aus Einzelteilen untertage zusammengebaut werden. Diese Art der Vortriebstechnik lohnt deshalb nur, wenn besonders lange Strecken aufzufahren sind.
Die Grubenpferde wurden zum Transport von Kohle, Gestein und Material eingesetzt, Sie blieben meist mehrere Jahre lang unter Tage, einige wurden mit der Zeit blind. Man sagt den Grubenpferden nach, dass sie zählen konnten. Wurde mehr Förderwagen als üblich angehängt, so blieben die Pferde einfach stehen.
Das letzte Grubenpferd im Steinkohlenbergbau des Ruhrreviers hieß Tobias. Es hat bis 1966 auf Bergwerk General Blumenthal in Recklinghausen seinen Dienst unter Tage verrichtet.
Die Einschienenhängebahn ist ein typisches Transportmittel des Steinkohlenbergbaus. Sie kommt hauptsächlich in der Nähe des Abbaus zum Einsatz, wo keine normalen Züge verkehren können.
Der Schienenstrang der Einschienenhängebahn ist an Ketten aufgehängt, so dass dieses Transportsystem unabhängig von der Beschaffenheit der Sohle ist.
Für kürzere Transportentfernungen verwendet man meist druckluftbetriebene Hängebahnen (Rangierkatzen). Für längere Strecken eignen sich dagegen seilbetriebene Bahnen oder Bahnen mit Eigenantrieb, meist in Form sogenannter Dieselkatzen.
Die Sohlen (Etagen eines Bergwerks) sind durch geneigte Strecken oder durch senkrechte Schächte miteinander verbunden. Ein Schacht, der lediglich zwei oder mehrere Sohlen eines Bergwerks verbindet, wird als Blindschacht bezeichnet, weil er nicht das Tageslicht sieht.
Am nachgebildeten Blindschacht des Anschauungsbergwerks lassen sich die Schachttore öffnen und die Schwingbühne betätigen. Bei heruntergefahrener Schwingbühne können Materialwagen auf den Förderkorb aufgeschoben werden oder Personen den Korb betreten.
Themenrundgang Eisenerzbergwerk
Die Abteilung Eisenerzbergbau zeigt, wie in Norddeutschland bis Ende der 1970er Jahre Eisenerz im Kammerbau abgebaut wurde.
Zwischen den Kammern bleibt als Stütze jeweils ein Teil des Gebirges stehen.
In einer Kammer ist dargestellt, wie das Erz mit einem Continuous Miner schneidend gewonnen wird. Drei weitere Kammern zeigen die Gewinnung durch Bohren und Sprengen. Hier kommen automobile Betriebsmittel zum Einsatz: Der Bohrwagen, der Sprengstoffwagen und der Ladewagen können mit Hilfe ihres Dieselantriebs von einer Kammer zur anderen fahren. In einer weiteren Abbaukammer steht eine so genannte Teilschnittmaschine die mit ihrem beweglichen Schneidkopf das Gestein heraus schneidet.
Unsere Vermittlungsangebote
Apps | Audioguide | Führungen und mehr
Kurzinformationen für Ihren Besuch
Das Anschauungsbergwerk ist unter der Woche ausschließlich im Rahmen von Führungen zugänglich, am Wochenende ohne Führung. Der Zugang erfolgt über den Fahrstuhl. Eventuell entstehen kurze Wartezeiten.
Wir empfehlen eine Anmeldung für die Führungen unter der Woche telefonisch unter +49 234 5877-220 (Di. bis Fr. zwischen 9:00 und 15:00 Uhr).
Am Wochenende und bei dem Format „Triff den Bergmann“ werden Besuchende regelmäßig mit dem Aufzug ins Anschauungsbergwerk gebracht. Eine vorherige Anmeldung oder Reservierung vorab ist nicht nötig.
Der Besuch des Anschauungsbergwerks ist für Jugendliche ab 12 Jahren ohne Begleitung möglich. Wir empfehlen aufgrund der besonderen Örtlichkeiten und der teilweise herrschenden Lautstärke einen Besuch für Kinder in Begleitung ab 4 Jahren.
Zieht Euch warm an!
Im Anschauungsbergwerk ist es mit einer durchschnittlichen Temperatur von lediglich 12 °C relativ kühl. Wir empfehlen deshalb, einen warmen Pulli oder eine Jacke mitzubringen.
Unsere App
Bitte laden Sie unsere App mit dem Audioguide vor Ihrer Einfahrt ins Anschauungsbergwerk herunter. Im Anschauungsbergwerk können Sie nicht auf Ihre mobilen Daten zugreifen, die App funktioniert dort nur im Offlinemodus. Sobald die App auf dem mobilen Endgerät geladen ist und einmalig geöffnet wurde, benötigt sie keine Internetverbindung mehr. Für ein ungestörtes Hörerlebnis ist der Einsatz von Kopfhörern ratsam.
Einzelbesuch
Wenn Sie das Deutsche Bergbau-Museum Bochum individuell besuchen möchten, ist das in Eigenregie innerhalb unserer Öffnungszeiten möglich. Die letzte Besichtigungsmöglichkeit für unser Anschauungsbergwerk startet um 15:30 Uhr. Termine für die Führungen im Anschauungsbergwerk finden Sie in unserem Veranstaltungskalender.
Gruppen
Gruppen von mehr als 10 Personen werden gebeten, sich vorher bei uns anzumelden – ganz unabhängig davon, ob Sie eine Führung wünschen oder den Besuch in Eigenregie gestalten. Das hilft uns, Ihren Besuch besser zu koordinieren und unnötige Wartezeiten zu verhindern. Sie erreichen uns per Mail service@bergbaumuseum.de oder telefonisch: +49 234 5877-220 (Di. bis Fr. zwischen 9:00 und 15:00 Uhr).
Nutzen Sie gerne unser Anmeldeformular.
Führungen durch unser Anschauungsbergwerk kosten für Schulklassen 40 € zzgl. Eintritt. Pro 20 Schüler haben zwei Begleitpersonen freien Eintritt.
Für Schulklassen sind Führungen in englischer und französischer Sprache nach Verfügbarkeit möglich. Diese kosten 60 € pro Schulklasse zzgl. Eintritt.
Eine Anmeldung für Führungen und Vermittlungsangebote ist erforderlich. Wir haben dafür ein Formular erstellt, mit dem Sie bereits online Ihren Besuch vorbereiten können.
Freier Eintritt für Bochumer Schulen
Dank großzügiger Förderung durch die RAG-Stiftung erhalten Klassenverbände von Bochumer Schulen ab Sozialindexstufe 3 freien Eintritt sowie ein kostenloses Führungsangebot im Deutschen Bergbau-Museum Bochum. Eine Anmeldung über unser Kontaktformular ist erforderlich. Weitere Informationen erhalten Sie hier und in unserem Flyer.