Forschungsprojekte

Unternehmensgeschichte des Bergwerks Walsum
Das Bergwerk Walsum war ein relativ junges Bergwerk, das erst nach dem Zweiten Weltkrieg im größeren Ausmaß expandierte. Die Geschichte dieser Zeche begann jedoch deutlich früher: Seit dem Beginn seiner Bergbau-Aktivitäten erfolgte durch den Industriellen August Thyssen ein stetiger Zukauf von rechtsrheinischen Grubenfeldern im Raum Hamborn. Für das spätere Grubenfeld des Bergwerks Walsum reichte Thyssen bereits 1904 einen Betriebsplan für eine Doppelschachtanlage ein, wobei es trotz erster Vorarbeiten immer wieder zu jahrelangen Verzögerungen kam.

Die Erschließung des Grubenfeldes wurde erst ab 1926 durch die Thyssen-Erben wieder aufgenommen, die dazu die bergrechtliche Gewerkschaft Bergwerksgesellschaft Walsum gründeten, die 1927 durch die Thyssensche Gas- und Wasserwerke GmbH als Alleinbesitzer übernommen wurde. Die regelmäßige Förderung begann 1936, konnte während der Kriegsjahre nur durch den Einsatz von Fremd- und Zwangsarbeitern aufrechterhalten und musste 1945 aufgrund von Kriegsschäden kurzzeitig eingestellt werden.

In den Nachkriegsjahren begann der schon seit den 1930er-Jahren geplante Ausbau zu einem modernen Verbundbergwerk, dessen Konzeption durch den damaligen Generaldirektor Wilhelm Roelen geprägt wurde. Allerdings wurden die Pläne Roelens nicht im gleichen Ausmaß realisiert wie ursprünglich vorgesehen. Im Zuge der Konzernentflechtung wurde die Bergwerksgesellschaft 1953 in eine selbstständige GmbH umgewandelt. Die Mitarbeiterzahl stieg bis zum Beginn der 1960er-Jahre zeitweise auf fast 8.000 Beschäftigte an. 1963 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, deren Aktienmehrheit auf niederländische Unternehmen aus dem Thyssen-Bornemisza-Komplex überging. 1969 wurde die Steinkohlen-Elektrizität AG (Steag) neuer Alleinbesitzer, die das Unternehmen im gleichen Jahr in die neu gegründete Ruhrkohle AG als Einheitsgesellschaft für den Ruhrkohlenbergbau einbrachte.

In der jüngsten Vergangenheit sah sich das Bergwerk Walsum angesichts des Kohlenabbaus unter und unmittelbar neben dem Rhein einer verstärkten Kritik von Bevölkerung und Politik ausgesetzt. Nicht zuletzt aus den umfangreichen Einwänden verzichtete die RAG Deutsche Steinkohle AG auf den weiteren Abbau zweier Bauhöhen unter dem Rhein und den Rheindeichen. Zudem wurde die zunächst für 2009 geplante Stilllegung des Bergwerks auf das Jahr 2008 vorverlegt.

Das Projektergebnis zielt auf die Veröffentlichung einer Monografie mit wissenschaftlichem Anspruch bei gleichzeitig publikumswirksamer Umsetzung. Neben der Einbettung in den allgemeinen wirtschafts- und sozialhistorischen Kontext soll dies über ein modernes wirtschaftshistorisches Verständnis erfolgen, das Aspekte der Unternehmenskultur und der Neuen Institutionenökonomie berücksichtigt. Mit der Erarbeitung der Monographie war auch die Übernahme weiterer Akten aus der Registratur des Bergwerks Walsum in den Bestand BBA 38 des Montanhistorischen Dokumentationszentrums (montan.dok)/Bergbau-Archivs Bochum verbunden.

Einen wichtigen Beitrag zur Erarbeitung der Publikation leisteten ehemalige Führungskräfte des Bergwerks Walsum, die sich unter der Leitung des montan.dok zu einem Arbeitskreis zusammengeschlossen hatten und das Projekt durch fachliche Beratung begleiteten.

Informationen zum Projekt

Kontakt

Dr. Christian Böse

Projektleitung
Projektträger

Deutsches Bergbau-Museum Bochum

beteiligte forschende Bereiche
Laufzeit

01.07.2009 – 31.12.2011

  • Christian Böse/Michael Farrenkopf: Zeche am Strom. Die Geschichte des Bergwerks Walsum, Bochum 2014 (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Nr. 199; = Schriften des Bergbau-Archivs, Nr. 28).
  • Wiebke Büsch/Michael Farrenkopf: Bergwerks-Geschichten abgeschlossen. montan.dok veröffentlicht die letzten beiden Bände der Reihe, in: montan.dok-news 5, 2019, Heft 1, S. 3.
  • Michael Farrenkopf: Wissenschaftliche Bergwerksgeschichten. Schriften zu den letzten Zechen des deutschen Steinkohlenbergbaus, in: montan.dok-news 2, 2016, Heft 1, S. 3.