DER ANSCHNITT Ausgabe 1|2019

ISSN 0003-5238
Einzelheft 9,– €
Doppelheft 18,– €
Jahresabonnement (6 Hefte) 54,– €

Inhalt

Die aktuelle Ausgabe des ANSCHNITT enthält wie gewohnt ein inhaltlich breites Themenspektrum.

Dr. Lena Asrih, Nikolai Ingenerf und Dr. Torsten Meyer vom Forschungsbereich Bergbaugeschichte bzw. Montanhistorischen Dokumentationszentrum (montan.dok) beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum schlagen den neuen Begriff „techno-naturales System“ als Schlüsselkategorie einer modernen Bergbaugeschichte vor. Ihr Beitrag skizziert zunächst die Begrifflichkeit, um darauf folgend anhand von Beispielen aus der Geologie, spezifischen Bergbautechnologien und Prozessen der Wissensformalisierung die analytischen Perspektiven des Begriffs zu diskutieren.

Dr. Christian Zumbrägel, Institut für Technikzukünfte beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT), widmet sich den durch den Ausbau der Wasserkraftgewinnung im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert hervorgerufenen Konflikten mit der Berufsfischerei. Der umwelthistorische Beitrag zeichnet am Beispiel der Turbinisierung und Elektrifizierung der rechtsrheinischen Flussgebiete der Lippe und Ruhr dieses Spannungsfeld nach und rückt technische Problemlösungsstrategien und Fischereigesetze in den Mittelpunkt der Betrachtung.

Dr. Eva Pasche und Dr. Eckart Pasche, Willich, befassen sich mit den vielfältigen und engen Bezügen von Montanwesen und bildender Kunst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die idealtypisch in der Person von Barthold Suermondts (1818-1887) erkennbar werden. Suermondt war nicht nur einer der bedeutendsten Großindustriellen im deutsch-belgisch-niederländischen Dreiländereck, sondern erwarb auch mit hohem Qualitäts- und Originalitätsanspruch Gemälde, Zeichnungen, ostasiatisches Porzellan und Kleinkunst, die schließlich u. a. die Grundlage für das gleichnamige Aachener Museum bildeten.

Ergänzt wird das Heft wie gewohnt durch Tagungsberichte und Miszellen zu verschiedenen Themen sowie mehrere Rezensionen.

ISSN 0003-5238
Einzelheft 9,– €, Doppelheft 18,– €, Jahresabonnement (6 Hefte) 54,– €

  • Lena Asrih|Nikolai Ingenerf|Torsten Meyer
    Bergbau als techno-naturales System – Ein Beitrag zur modernen Bergbaugeschichte
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  • Die in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen seit knapp zwei Jahrzehnten geführte Debatte über das Anthropozän, das „Zeitalter des Menschen“, hat, bei aller gebotenen humanwissenschaftlichen Kritik, essentiell dazu beigetragen, das Mensch-Natur-Verhältnis neu zu bestimmen. Offenkundig tritt diese Neubestimmung darin zu Tage, dass die lange Zeit das abendländische Denken beherrschende Dichotomie von Kultur und Natur ins Wanken geraten ist, wie es sich im Begriff des sozio-naturalen Großsystems widerspiegelt. Gemeint ist hiermit, dass in der industriellen und post-industriellen Moderne Gesellschaft und Natur derart mit einander verzahnt sind, dass Geschichte ohne hinreichende, konzeptionelle Einbindung der Natur nicht mehr zu schreiben ist – ebenso wenig ist andersherum die Naturgeschichte der Moderne ohne den Menschen zu schreiben. Das sozio-naturale Großsystem ist frühestens seit dem späten 18. Jahrhundert und damit mit dem ‚klassischen‘ Epochenbeginn des Anthropozäns zu belegen. Der Begriff des sozio-naturalen Großsystems eignet sich unseres Erachtens insbesondere als umwelthistorisches Narrativ des modernen, globalen Kapitalismus. Für unsere nachfolgenden Überlegungen kann er insofern einen Ausgangspunkt darstellen, als dass er die Relevanz der Natur für gesellschaftliche Prozesse schlaglichtartig in den Fokus rückt. Mit dem hier vorgeschlagenen Begriff des techno-naturalen Systems adressieren wir darauf, dass vielfach Technik und Natur auf das Engste miteinander verwoben sind, wie es beispielsweise die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen „Mühlenlandschaften“, die Schifffahrt oder agrarische Terrassenkulturen widerspiegeln. Als besonders prägnant erachten wir in diesem Zusammenhang die bergbauliche Gewinnung von Georessourcen. Die Interdependenz von Technik und Natur bildet einen spezifischen, systemischen Zusammenhang – Bergbau ist nur so verstehund erklärbar. Um dies zu unterstreichen, schlagen wir den Begriff des techno-naturalen Systems vor. Vertreter der technischen Wissenschaften verwendeten bereits den Begriff „Mensch-Maschine-Natur-System”, der den „beträchtlichen“ Unterschied des Bergbaus als Urproduktion zu anderen Industrien markiert. Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang darüber hinaus ein von Sara B. Pritchard gegebener Hinweis. Im Oxford Handbook of Environmental History betont sie in ihrem programmatischen Artikel „Toward an environmental history of technology“: „natural resources, and even entire ecosystems, have often been central to technology and thus its history, but they have been usually relegated to the background.” Diese Kritik aufgreifend, stellen wir im Folgenden die Ressourcen in den Fokus und beleuchten das Technik- Natur-Verhältnis in bewusst zugespitzter Form. Konstitutiv für techno-naturale Systeme ist eine ausgeprägte wechselseitige Abhängigkeit von jeweils spezifischen Technologien und Einsatzumgebungen. Damit ist gemeint, dass in techno-naturalen Systemen Technologien auf der einen Seite durch die Umgebung geformt werden und auf der anderen Seite die Umgebung verformen. Neben der Position (Standortgebundenheit) bilden Art und Zustand einer Lagerstätte und die sie umgebende Geologie die grundlegenden Bedingungen für Bergbau. Zum Beispiel hängt die Lage einer Ressource im Boden mit Gebirgsdruck, Temperatur und Wasserzuflüssen zusammen. Erst dadurch, dass durch hochspezialisierte technische Artefakte Raum geschaffen, gegebenenfalls Wasser abgepumpt und Temperaturen reguliert werden, wird eine durch natürliche Prozesse definierte Umgebung so transformiert, dass sich dort Menschen aufhalten und eine gesuchte Ressource gewinnen können. Darüber hinaus bilden techno-naturale Systeme spezifische Wissenskulturen und -formen aus, in denen sich der systemische Charakter spiegelt. Sie nehmen mit den so genannten Verwissenschaftlichungsprozessen seit dem späten 18. Jahrhundert institutionelle Konturen an und bilden verstärkt einen formalisierten Kanon aus. In der Moderne sind techno-naturale Systeme essentielle Bestandteile des sozio-naturalen Großsystems, können aber von diesem in dreifacher Weise abgegrenzt werden: Sie sind zum einen historisch weitaus älteren Datums, zum anderen sind sie weniger komplex und zum dritten weisen sie, wiederum v. a. mit Blick auf den Bergbau, erkennbare Systemgrenzen auf, die technologisch bestimmt sind, da die spezifischen Techniken in der Regel nicht in andere Funktionszusammenhänge übernommen werden können. Im Folgenden füllen wir den allgemeinen Begriff mit konkreten, exemplarischen Inhalten. In einem ersten Schritt thematisieren wir die naturale Komponente des Systems. Zu verdeutlichen ist, welchen basalen Einfluss natürliche Faktoren auf die Form von Bergwerken haben und auch, wie diese Faktoren bei Erschließung, Vortrieb und Gewinnung genutzt werden. Hieran anschließend rücken wir den technoralen Systembestandteil in den Fokus. Unser Augenmerk gilt hierbei solchen Technologien, die auf das Engste mit natürlichen Faktoren verknüpft sind, um so den systemischen Charakter des Bergbaus deutlich zu konturieren. Diese Überlegungen lehnen sich an das namentlich von Reinhold Reith geprägte Konzept der ressourceninduzierten Innovationen an. In einem dritten und letzten Schritt stellen wir an zwei unterschiedlichen Beispielen die Wissenskulturen und -formen des techno-naturalen Systems Bergbau dar. Hierbei gehen wir von der These aus, dass es gerade techno-naturale Systeme waren (und sind?), die Wissensformalisierungen Vorschub leisteten und in hohem Maße von Wissensinteraktionen geprägt waren. Wir verdeutlichen dies zum einen am Beispiel des mittelalterlichen Bergrechts, das ein aus vielschichtigen Bedürfnissen und bergbauimmanenten Gegebenheiten heraus erwachsenes Sonderrecht darstellt. Zum anderen rekurrieren wir auf die institutionelle Genese der Bergbauwissenschaft im 18. Jahrhundert. In ihr manifestiert sich signifikant die Interaktionen unterschiedlicher Wissensformen. Erkennbar argumentieren wir im Folgenden nicht chronologisch, sondern sachsystematisch, um so den vorgeschlagenen Begriff techno-naturales System inhaltlich besser auszufüllen; die Zeitgebundenheit aller herangezogenen Beispiele ist mithin zu beachten.
  • Christian Zumbrägel
    „Woher kommen die faulen Aale auf dem Strom?“ Wasserkraft und Fischereikonflikte im 19. und 20. Jahrhundert
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  • Für die Fische ist es ebenso natürlich, den Strom hinaufzugehen, um ihren Laich abzulegen, wie für die Vögel, den Gipfel eines Baumes aufzusuchen, um dort zu nisten.“ Mit diesen Worten fasste Spencer Baird, Fischereiexperte aus den Vereinigten Staaten, 1880 eines der zentralen Grundbedürfnisse aquatischer Lebewesen zusammen. Die „natürlichen“ Wanderungen, die Baird metaphorisch rahmt, betreffen nicht nur Wanderfische wie Lachse und Forellen, die die kiesige Gewässersohle der sauerstoffreichen Berggewässer aufsuchen, um ihre Kinderstuben einzurichten, oder Aale, die in der Laichzeit in entgegengesetzter Richtung zum Meer wandern. Auch Kleintiere oder als Standfische klassifizierte Fischarten wie Barben oder Huchen sind zum Schutz vor Raubfischen oder zur Nahrungssuche darauf angewiesen, im Wasserlauf auf- und abzuschwimmen. Ist es auf der einen Seite das essentielle Erfordernis für die natürlichen Lebens- und Reproduktionszyklen aquatischer Lebensgemeinschaften, barrierefrei im Gewässer umherzuziehen, so steht dem auf der anderen Seite die Wasserkraftverwertung im Weg, deren Ziel es ist, für den effektiven Antrieb der Wasserräder und Turbinen Wasser aufzustauen und die Durchgängigkeit somit zu unterbrechen. Da die Anfänge der Wasserkraft- sowie der Fischereiwirtschaft in vielen Flussgebieten weit zurückreichen, führten die Interaktionen zwischen Menschen, Fischen und Maschinen bzw. wasserbaulichen Strukturen zu einer Vielzahl von Auseinandersetzungen ganz eigener Art. Die Wechselwirkungen zwischen Wasserkraft und Fischerei stehen im Zentrum der folgenden Untersuchung, mit einem zeitlichen Schwerpunkt zwischen den 1880er und 1930er Jahren.4 Dieser Zeitraum ist für dieses Spannungsfeld besonders relevant, da sich die Fischereikonflikte mit der Verbreitung schnellläufiger Wasserturbinen, die Fischereivertreter auch als „Höllen-“ und „Fischfangmaschinen“ bezeichneten, verschärften. Der erste Teil des Aufsatzes verschafft einen generellen Überblick über die Nutzungskonkurrenzen, die der Wasserkraftbetrieb in diversen Flussgebieten provozierte. Im Anschluss werden die Konfliktebenen in der Auseinandersetzung zwischen Wasserkraftbetreibern und Fischereipächtern präzisiert. Diese allgemeine Einführung ist notwendig, da sich mit dem Thema – mit Ausnahme weniger Fallstudien zur Geschichte der Lachswanderung an nordamerikanischen Strömen – bis heute weder techniknoch umweltgeschichtliche Forschungen systematisch auseinandergesetzt haben. Im zweiten Teil des Aufsatzes werden die beiden zentralen „technological fixes“ vorgestellt: technikvermittelte Lösungsansätze, die Fischereipächter, Wasserbauer, Turbinenbetreiber und Fachleute für Wasser- und Fischereirecht in diesen Jahrzehnten zur Entschärfung der Fischereikonflikte ins Spiel brachten. Dazu gehörte die Anlage von Fischwegen sowievon Schutzsystemen wie den Fischschutzgittern vor den Turbinenschächten. Allerdings flammten die Diskussionen um diese „technological fixes“ immer wieder auf, weil sie schlecht funktionierten, oder nicht intendierte neue Reibungspunkte in die Fischereikonflikte hineinbrachten. Der regionale Schwerpunkt der Analyse liegt dabei auf den rechtsrheinischen Flussgebieten der Lippe und Ruhr, an denen das Verhältnis zwischen Gewerbetreibenden, die lokale Gewässer zur Energiegewinnung nutzten, und der Fischereiwirtschaft frühzeitig konfliktträchtig war. Punktuell werden aber immer wieder Querbezüge zu anderen Gewässerlandschaften hergestellt, in denen Wasserkraftbetreiber und Fischer in den Jahrzehnten um 1900 um die Nutzungsrechte bzw. Gewässerhoheiten rangelten.
  • Eckart und Eva Pasche
    Barthold Suermondt lenkte seine Montan- und Kunstimperien von Aachen aus
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  • Miszellen Anschnitt Ausgabe 1|2019 (Download PDF)
  • Seit Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1950er Jahre galt das Land Georgien als eines der größten Produzenten von hochwertigem Mangan. Das Chiatura-Becken, in der Region Imeretien am Fuß des Großen Kaukasus auf 149 m über NN, ca. 200 km nordwestlich von Tiflis (Tbilisi) gelegen, war das Zentrum des Manganerzabbaus. Mehr als 4.000 Bergleute erwirtschafteten 40 % des Weltaufkommens dieses silberweißen, sehr spröden Übergangsmetalls (Mn, 25), das in manchen Eigenschaften mit dem Eisen vergleichbar ist. Der Anteil des Landes am Weltexport betrug über 50 %. Wenn auch die Produktion künftig auf 700.000 t jährlich gesteigert werden soll, so liegt sie gegenwärtig bei nur 0,9 % des weltweit abgebauten Erzes. 90 % des abgebauten Mangans werden in der Stahlindustrie in Form von Ferromangan als Legierungsbestandteil von Stahl verwendet. Manganhaltige Eisenerze werden dem Hochofen zugesetzt, weil der Mangangehalt die Leichtflüssigkeit befördert und den Koksverbrauch reduziert. Durch die Bindung von Kohlenstoff wird die Bildung von weißem Roheisen eingeleitet und verbessert gleichzeitig dessen Durchhärtung.
  • Rezensionen Anschnitt Ausgabe 1|2019 (Download PDF)
  • Nach dem Auftaktband zur Technikentwicklung im Abbau liegen nun die nächsten Titel der auf acht Bände konzipierten „Dokumentation der technischen Entwicklung bei der RAG“ vor. Zu Konzept und Intention der Reihe siehe die Rezension zu Band 2 im ANSCHNITT 70 (2018), Heft 5, S. 249-250. Wie zu erwarten, schließen auch die Bücher zur Technikentwicklung in der Vorleistung, in der Logistik und in der Grubensicherheit ein bedeutendes Desiderat, da bislang keine in Form, Struktur und Inhalt auch nur annähernd ähnliche Publikationen zu diesen Themen vorlagen, obwohl solche angesichts der rasanten Veränderung des bergbaulichen Gewinnungssektors in den vergangenen Jahrzehnten längst überfällig waren. Ähnliches gilt für die Qualität der Bände, die der ihres Vorgängers in nichts nachsteht und erneut durch zahlreiche, bislang in dieser Form nicht publizierte Daten und Fakten sowie eine qualitativ herausragende und umfangreiche grafische Unterstützung der Texte besticht. Auch das eingängige Konzept einleitender Überblicksbeiträge mit zahlreichen statistischen Kennwerten, die die Entwicklung der einzelnen Bereiche detailliert nachvollziehbar machen, wurde beibehalten. Aus Perspektive der Bergbaugeschichte hervorzuheben sind die zahlreichen historischen Bezüge.
  • Rainer Slotta
    Korte-Pokal
    800er-Silber, getrieben, 1926, H 340 mm, Durchmesser am Fuß 128 mm, Durchmesser am Rand 127 mm
    Bochum, Deutsches Bergbau-Museum Bochum (Inv.-Nr. 030006410001)
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  • Der schlanke Silberpokal entwickelt sich aus einer flachen Fußplatte, aus der ein ästhetisch wirksamer, achtseitiger Griff mit gebuckelten Elementen am unteren und oberen Ende emporstrebt. Die darauf aufsetzende Kuppa ist glatt-spiegelnd und schlicht gehalten und trägt die Inschrift „Herrn Heinrich Korte / in Anerkennung vierzigjähriger treuer Dienste/ gewidmet von / Kommerzienrat Emil Schleicher / --- / 1886. 1. Februar. 1926.“. Der Fuß trägt verschiedene Marken (Halbmond, Reichskrone, „800“ und zwei übereinander angeordnete, ungedeutete Punzen. Der Pokal weist auf die Kupfer- und Messingindustrie des Aachen-Stolberger Gebietes und auf die Familie Schleicher hin. Diese Industriellenfamilie ist seit dem 16. Jahrhundert mit dem Kupfergewerbe verbunden und zählt zu den ältesten und bedeutendsten Kupfermeisterfamilien im Stolberger und Aachener Gebiet. Auf Grund der religiösen Unruhen um die Mitte des 16. Jahrhunderts wechselte der Aachener Kupfermeister Leonhard Schleicher (ca. 1535 bis 1606) nach Stolberg. Er wurde zum Begründer der bis zum heutigen Tag weit verzweigten Unternehmerfamilie Schleicher. Sein gleichnamiger Sohn (1561 bis 1617) erwarb den Bernhardshammer, Guillaume Schleicher (1673 bis 1731) den Untersten Hof, der sich bis heute im Besitz der Familie befindet und einer der wenigen noch erhaltenen Kupferhöfe der Stadt Stolberg ist. Er stammt in seiner heutigen architektonischen Gestalt im Wesentlichen aus dem 17. Jahrhundert und ist ein kostbares Denkmal zur Dokumentation der Industrialisierung Stolbergs durch die Kupfer- und Messingindustrie. Mit der Industrialisierung und dem damit verbundenen Niedergang des traditionellen Kupfermeistergewerbes hatte die Familie Schleicher erheblichen Anteil daran, dass das NE-Metallgewerbe im Aachen-Stolberger-Eschweiler Gebiet weiter betrieben und erweitert werden konnte. Matthias Leonhard Schleicher (1758 bis 1836) besaß ein Messingwerk in Eschweiler-Velau und baute es zur ersten Zinkhütte des Rheinlandes um. Er betrieb auch im Untersten Hof ein traditionell strukturiertes Messingwerk mit Gießerei und zwei Hämmer zur Kesselherstellung, eine Galmeimühle und ein Pochwerk. Seit dem Jahre 1822 wurde das Unternehmen nach Matthias Ludolf Schleicher (1788 bis 1831), dem Sohn von Matthias Leonhard, benannt.
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