DER ANSCHNITT Ausgabe 5-6|2017

ISSN 0003-5238
Einzelheft 9,– €
Doppelheft 18,– €
Jahresabonnement (6 Hefte) 54,– €

Inhalt

Kurz vor dem Jahresende ist die neue Ausgabe des ANSCHNITT erschienen. Diese widmet sich unter anderem der Darstellung des Bergbaus in Literatur und Fotografie.

Drei Beiträge stammen von Mitarbeitern des Germanistischen Instituts der Ruhr-Universität Bochum. Prof. Dr. Sebastian Sustek untersucht am Beispiel der Werke von Heinrich Hauser, Egon Erwin Kisch, Joseph Roth, Heinrich Böll, Chargesheimer und George Orwell Gemeinsamkeiten bei der Darstellung montanindustrieller Regionen. Er analysiert anhand der Form von Texten und Fotografien deren ästhetische Sichtweise.

Prof. Dr. Benedikt Jeßing befasst sich mit Goethes Gedicht „Ilmenau am 3. September 1783“, das dieser für Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach verfasste. Das Gedicht spiegelt sowohl Goethes Aktivitäten im Bergbau während seiner Ministerzeit in Weimar wider, stellt aber auch eine Art Selbstreflexion seiner Position als Intellektueller dar.

Dr. Karin Yeşilada stellt ein Bergbauprojekt mit Schülern und Schülerinnen des Ruhrgebiets und des Siegerlandes vor, das von der Germanistischen Fakultät der Ruhr-Universität 2016 umgesetzt wurde. Im Zentrum des Interesses stehen Ideen, Phantasien und Sichtweisen von Jugendlichen zum Bergbau im Kontext zur Realität.

Dr. Thomas Dupke, Mitarbeiter beim Fotoarchiv des Ruhrmuseums, widmet seinen Beitrag den Entwicklungslinien und zentralen Inhalten der Bergbaufotografie von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis heute anhand von Werkbeispielen mehrerer Fotografen.

Ergänzt wird das Heft wie gewohnt durch Tagungsberichte und Miszellen zu verschiedenen Themen sowie mehrere Rezensionen.

ISSN 0003-5238
Einzelheft 9,– €, Doppelheft 18,– €, Jahresabonnement (6 Hefte) 54,– €

  • Sebastian Susteck
    Faszination des Fremden. Die Welt der Schwerindustrie in Reportagen der 1920er bis 1950er Jahre. Texte und Fotografien
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  • Zwischen den 1920er und 1950er Jahren ist die Schwerindustrie nicht nur ein bedeutender Faktor im deutschen und europäischen Wirtschaftsleben, sondern auch ein Thema für Reporter, Fotografen und Schriftsteller. Ihre Perspektive ist dabei ebenso eigenwillig wie ihre Beobachtungen noch heute interessant sind. Im Folgenden geht es um einen zugleich exemplarischen und umfassenden Blick auf Texte, die sich von Kohle und Stahl faszinieren lassen. Dabei treten Autoren wie Heinrich Böll oder George Orwell in den Fokus, die weiterhin bekannt, deren entsprechende Arbeiten aber oft in Vergessenheit geraten sind. Einem exemplarischen Blick auf die Beispiele Heinrich Hausers und Bölls folgt eine Analyse des ästhetischen Blicks, der die Beobachtung der Schwerindustrie kennzeichnet, des Schreibens über Bergwerke und Industrie sowie ihrer fotografischen Darstellung.
  • Thomas Dupke
    Zur Geschichte der Bergbaufotografie – Facetten der Werksfotografie im Steinkohlenbergbau
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  • Die Vorstellung vom Ruhrgebiet ist im kollektiven Gedächtnis der deutschen Öffentlichkeit stark von ikonischen Bildern geprägt: Da ist zum einem das Bild rauchender Schlote, zum anderen des Bergmanns mit rußverschmierten Gesicht; beide vornehmlich in Schwarz-Weiß, da sie mit der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg verknüpft werden (obwohl farbige Bildbände drucktechnisch schon möglich waren, Zeitungen aber noch durchweg schwarz-weiß gedruckt wurden). Der Bergmann – wahlweise über- oder untertage, bei der Arbeit, in der Pause oder nach der Schicht – wurde zum Symbol und zum Identifikationsangebot einer ganzen Region, zu einer Ikone des Ruhrgebiets. Bergbaufotografie mag sich zwar in diesem Image beispielhaft in ihrer Wirkungskraft und Funktionalität verdichten, doch ist sie nicht auf diesen Bildtyp eingeschränkt. Zwar gibt es in der historischen und kunstwissenschaftlichen Forschung noch keine umfassende und eingehende Analyse zum Bereich der Bergbaufotografie, doch ermöglichen einige Untersuchungen und Museumsausstellungen der letzten Jahre zu den Themen Industrie und Arbeit im Ruhrgebiet, die Inhalte, Motivik, Typologie und Rezeption der Bergbaufotografie – zumindest für den Ruhrbergbau – zu konturieren. Die prägnantesten Entwicklungslinien und Inhalte der Bergbaufotografie sollen hier im Folgenden vorgestellt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Steinkohlenbergbau und dem Ruhrgebiet, auch wenn aus anderen Regionen fotografische Überlieferungen existieren, so z. B. aus dem Oberschlesischen Kohlerevier, dem Siegerland (Erz), dem Harz (Erz und Metalle), dem sächsischen Erzgebirge (Erz) oder Berchtesgaden (Salz). Das Ruhrgebiet bietet jedoch mit seiner Größe, der Vielzahl von Zechen, den fotografischen Überlieferungen und den archivischen und musealen Anstrengungen im Bereich der Industriefotografie einen geeigneten Untersuchungsgegenstand. Werksfotografie im Allgemeinen bezeichnet die Fotografie von Werksanlagen, Außen- wie Innenaufnahmen von zum Werk gehörenden Gebäuden, von Maschinen, Mitarbeitern und Arbeitsprozessen sowie von betrieblichen Sozialeinrichtungen eines Unternehmens zum Zweck der Dokumentation, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung, aufgenommen von beauftragten oder angestellten Fotografen. Die Bergbaufotografie ist – in dem Maße, wie auch die Montanindustrie einen bestimmten Industriezweig darstellt – eine Spielart der Werksfotografie, allerdings mit einer Besonderheit, der Untertagefotografie, die eigenen technischen Anforderungen folgt und in Teilen eine eigene Motivik entwickelt hat. Bergbaufotografie darf jedoch nicht allein auf diese Untertagefotografie reduziert werden. Zum Bergbau gehören auch Übertage-Anlagen und übertägige Arbeitsprozesse wie z. B. die Aufbereitung der Kohle in der Kohlenwäsche. Die Themenpalette umfasst die ebenso in anderen Industriebranchen anzutreffenden Bereiche wie Werkstätten, Verwaltung, Sicherheitsmaßnahmen und betriebliche Fürsorgeeinrichtungen. Im Folgenden werden Bildinhalte und die bestimmende Motivik der Bergbaufotografie in ihrer zeitlichen Entwicklung vorgestellt. Bildsprache und Bildtypologie werden anhand der Werke von Fotografen wie Johann Schmidt, Ruth Hallensleben und Josef Stoffels erläutert. Dabei rückt auch die Frage in den Vordergrund, ob die Definition von Bergbaufotografie bzw. Werksfotografie im Allgemeinen nicht eine begriffliche Erweiterung erfahren sollte, indem neuere Entwicklungen in der Fotografie berücksichtigt werden.
  • Benedikt Jeßing
    Bergbau und Fürstenlob: Goethes Gedicht „Ilmenau am 3. September 1783“
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  • Wenn ein Dichter ein Gedicht für seinen Gönner und Freund Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach nach einem kleinen und im Vergleich unbedeutenden Bergbauort benennt, kann das nur verstanden werden, wenn man die persönlichen gemeinsamen Erfahrungen von Dichter und Gönner an diesem Ort in den zurückliegenden Jahren mit einbezieht.
     
  • Karin Yeşilada
    Bergbau vermitteln: Innensichten aus einem Bergbauprojekt mit SchülerInnen des Ruhrgebiets und des Siegerlandes
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  • „Wir haben das Ruhrgebiet noch einmal von einer ganz anderen Seite kennengelernt“, sagt Fiona Teubner bei der Präsentation ihrer Foto-Ausstellung. Zusammen mit drei MitstreiterInnen hat die Wittener Schülerin sich gefragt, wie die Region sich nach dem Ende des Bergbaus gewandelt hat und wie dieser Wandel sich ins Bild setzen lässt. Ergebnis sind acht großformatige Poster mit Fotografien und Text, die Fiona mit Anna Marie Haskamp, Erik Hildebrandt und Rebecca Eulitz im Dezember 2016 stolz der Öffentlichkeit präsentiert. Der Blick geht ins Detail und lässt sich ganz auf seine Objekte ein. Das alte Grubeneingangstor steht zunächst unscheinbar hinter dem darüber gewachsenen Gebüsch. Bei näherem Hinsehen aber bilden Pflanzenranken und ins Eisengitter eingearbeitete Figuren eine poetische Symbiose. Es ist ein reizvolles Bild, fast so, als eröffne sich hinter dem Gittertor ein verwunschenes Bergreich. Realität und Phantasie des Bergbaus stehen im Zentrum der Probleme, mit denen sich die SchülerInnen im Forschungsprojekt Unter Tage erfolgreich auseinandersetzten.
  • Rainer Slotta
    (Halb)Edelsteinbild
    Slatoust/Ural (Russland), Iwan Nikolajewitsch Buschujew (1800-1834), 1823 Halbedelsteine, Mineralien, Aquarell, Holz, gerahmt (mit Glasscheibe) Höhe 68,5 cm, Breite 90 cm, Tiefe 12 cm bis 9 cm
    Bochum, Deutsches Bergbau-Museum (Inv.-Nr. 030005544001)
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  • Dieses ungewöhnliche Kunstwerk besteht aus einem Holzkasten im Querformat mit grün-roter Leimpapierbeklebung auf den Außenseiten des auf der Frontseite vergoldeten Rahmens und einer Glasscheibe als Schutz des eingesetzten Bildwerks. Der Rahmen wird nach unten hin tiefer und ist auf seiner Innenseite mit einem dunklen Mineralgranulat belegt. Das Aquarell selbst zeigt eine antike, mit Bäumen bestandene Landschaft, die als zentrale Ansichtspunkte zwei Ruinen und eine Stadt abbildet und von einem sich verzweigenden Fluss durchströmt wird. Den Hintergrund bildet eine aus mehreren Gebäuden bestehende Stadtansicht vor einem hügeligen Landstrich, an dessen Ufer ein Schäfer mit seiner Herde dargestellt ist. Sie bildet den Übergang in eine kräftige, reliefartige Darstellung auf der linken Bildseite mit einer Tempelruine auf einem hohen, baumbestandenen Berg, der aus verschiedenen Mineralien und Materialien gestaltet ist und von dem ein gemalter Wasserfall und ein Fluss mit einer Stromschnelle ausgehen. Auf der rechten Seite bestimmt eine mächtige, mit einer hohen Mauer, mit Rundbögen und Gewölben erbaute Ruine die Uferlandschaft vor dem Flusslauf: Eine geneigte Säule, umgestürzte Bögen und Architekturteile beherrschen die Ruinenansicht. Eine Person steht am Ufer, das von der Strömung freigespülte Mineralien zeigt; ein mächtiger Laubbaum steht am Flussufer und schließt das Bildwerk am rechten Bildrand ab. Im Vordergrund des Bildwerks sitzen auf dem gegenüber der Ruine liegenden Ufer zwei Männer mit einem Weidenkorb voller Fisch; sie werden von einem Hund begleitet, der eine felsige, wilde Landschaft mit einem starken, umgestürzten Baumstamm mit einem noch Laubwerk tragenden Ast erkundet. Bemerkenswert ist die Einbindung von deutlich sichtbaren, farbigen Halbedelsteinen und Mineralien (z. B. Amethyst, Malachit, Chalkopyrit, Chalcedon, Bergkristall, Quarz, Turmalin, Aquamarin, Citrin und Zinkblende) in das Gemälde zur Illustrierung der Erdoberfläche. Diese Materialien sind auf das Aquarell aufgeklebt worden und verleihen dem Bildwerk einen räumlichen Charakter. In der rechten unteren Ecke des Bildwerks hat der Künstler in russischer Sprache sein Werk mit einer goldfarbenen Inschrift signiert: „Gearbeitet im Slatouster staatlichen Werk. Unterschichtmeister erster Klasse Nikolaus Buschujew 1823“. Damit ist die Herkunft des Bildwerks aus dem am schiffbaren Fluss Ali liegenden Berg- und Hüttenwerk, das der russischen Zarenkrone (zur damaligen Zeit Zar Alexander I. Pawlowitsch (1777-1825)) gehörte, erwiesen.
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