Anschnitt Ausgabe 2-3/2019 ist erschienen

Die neue Ausgabe des ANSCHNITT enthält wie gewohnt ein inhaltlich breites Spektrum zu vielfältigen Themen und Bereichen der Bergbaugeschichte.

Jan De Graaf PhD, Historiker an der belgischen Universität Leuven und ehemaliger Winkelmann-Stipendiat des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, wirft einen neuen Blick auf die industriellen Arbeitskämpfe, die den Ruhrbergbau in der Nachkriegszeit insbesondere in den Jahren 1947 und 1948 erschütterten. Obwohl die katastrophale Ernährungslage die Hauptursache von Streiks und Protesten waren, hoben bisherige Studien in der Regel die Forderungen der Bergleute nach Sozialisierung und Mitbestimmung hervor. De Graaf stellt anhand einer Auswertung zahlreicher lokaler Beispiele die besondere Rolle der Nahrungsmittelversorgung heraus und deckt dabei die tiefe Kluft zwischen den Gewerkschaftsführern und ihrer Basis als auch die Spaltung der Arbeiterklasse im Nachkriegsdeutschland auf.

Steinkohle wurde in der geschichtswissenschaftlichen Betrachtung bislang vor allem als Wirtschaftsfaktor industrieller Regionen und Motor der Industrialisierung verstanden. Dr. des. Nora Thorade, Institut für Geschichte der TU Darmstadt, betrachtet den Rohstoff mit einer neuen Fragestellung. Warum eine genauere Auseinandersetzung mit der Materialität der Steinkohle hilfreich ist und welche Möglichkeiten eine stoffhistorische Perspektive für die Montangeschichte bereitstellt, sind die Kernfragen ihres Beitrages. Ausgehend von einer historischen Betrachtung der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Materialität der Steinkohle im 19. Jahrhundert, werden dabei verschiedene Anknüpfungspunkte für die moderne Montangeschichte herausgearbeitet.

Dr. Stefan Moitra, Montanhistorisches Dokumentationszentrum des Deutschen Bergbau-Museum Bochum, sowie Katarzyna Nogueira M. A. und Dr. Jens Adamski von der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets, Bochum, stellen in ihrem Beitrag die ersten Ergebnisse des Oral History-Projekts „Digitaler Gedächtnisspeicher. Menschen im Bergbau“ vor, das zwischen 2014 und 2018 in Kooperation der beiden Institute unter Förderung der RAG Aktiengesellschaft durchgeführt wurde und seit vergangenem Sommer mit der Förderung der RAG-Stiftung weitergeführt wird. Im Zentrum des Interesses stehen dabei drei grundsätzliche Fragen: Wie wird der Steinkohlenbergbau von den Beteiligten erzählt und erinnert? Wie haben sie die vielfältigen Entwicklungen erlebt, denen sich die Branche stellen musste? Und welchen Beitrag können ihre Lebensgeschichten und Erinnerungen zu den Diskussionen im Bereich der Bergbaugeschichte und des industriellen Erbes leisten?

Die seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bei der Wiedereröffnung römischer Gruben in Spanien, Portugal, Rumänien und England entdeckten Wasserheberäder haben zahlreiche Fragen zu deren Konstruktionsdetails aufgeworfen, die bislang mit wenigen Ausnahmen unbeantwortet blieben. Dr. Volker Wollmann, Obrigheim, stellt in seinem Beitrag am Beispiel der in den Goldgruben Dakiens entdeckten Überbleibsel solcher Räder neue Erkenntnisse zu Funktion und Bauart vor.

Ergänzt wird das Heft wie üblich durch Miszellen zu verschiedenen Themen sowie mehrere Rezensionen.

DER ANSCHNITT ist das einzige montanhistorische Periodikum von internationaler Bedeutung. Jährlich erscheinen sechs Hefte mit umfangreichen Aufsätzen zu allen Epochen der Bergbaugeschichte; Kurzbeiträge beleuchten einzelne Forschungsaspekte und -ergebnisse. Jedes Heft enthält zudem einen Rezensionsteil und eine Beilage über die „Meisterwerke bergbaulicher Kunst und Kultur“.

DER ANSCHNITT kann über die Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e.V. (VFKK) bezogen werden. Kontakt: Sabine Birnfeld, sabine.birnfeld@bergbaumuseum.de,  0234-5877 193 bzw. über den Online-Shop.