Dauerleihgabe für die Maschinenhalle Zweckel

Foto: Markus Bollen

Dieser Vogel fliegt nicht – er reiste mit einer Spedition an. Nach mehreren Jahrzehnten „Aufenthalt“ im Deutschen Bergbau-Museum Bochum ist die historische Adler-Skulptur aus Gusseisen an ihren Ursprungsort in der Maschinenhalle Zweckel zurückgekehrt. Bereits 1909 krönte sie in der aufwändig gestalteten Maschinenhalle das Geländer der Jugendstil-Empore im Inneren des Gebäudes.

Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff, Direktor des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, übergab nun die Skulptur an Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, als Dauerleihgabe. Im Namen der Stiftung bedankte sie sich bei Prof. Brüggerhoff für die gute Kooperation. „Die Rückkehr des Adlers ist für uns ein Glücksfall,“ beteuert Ursula Mehrfeld. „Die Skulptur komplettiert den Gesamteindruck des Denkmals Zeche Zweckel. In ihm verkörpert sich deutlich der Repräsentationswille des königlich-preußischen Staats, dem Eigentümer und Bauherren der Anlage.“

„Der Adler ist ein Symbol des preußischen Steinkohlenbergbaus. Wir freuen uns, dass wir ihn aus den Musealen Sammlungen des Deutschen Bergbau-Museums Bochum in die Maschinenhalle Zeche Zweckel nach Gladbeck übergeben können“, so Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff. „Wir bewahren in unseren Sammlungen bergbauliches Kulturgut und leisten gerne unseren Beitrag, um die Geschichte des Steinkohlenbergbaus weitererzählen zu können und durch Objekte sichtbar werden zu lassen.“

Der Rückkehrer ist alles andere als ein Leichtgewicht. Mit einer Flügelspannweite von circa 2,80 Meter und einer Höhe von 75 Zentimeter bringt der Vogel ordentlich Gewicht auf die Waage. Da seine Aufhängung bei der Ankunft fragil und instabil war, musste eine neue Konstruktion angebracht werden, die eine Aufhängung am Geländer ermöglicht. Die Arbeiten wurden durch Mitarbeiter der Zentralwerkstatt der Stiftung ausgeführt. Sein Platz ist jetzt wieder oberhalb der marmornen Schalttafeln der Empore, über die einst der elektrisch betriebene Maschinenpark der Zeche in Gang gesetzt wurde. Die Zeche galt seinerzeit als ausgesprochen modern.

Der Adler ist schwarz gestrichen, seine Brust ziert ein Wappen mit Schlägel und Eisen, den Symbolen des Bergbaus. Auf dem Kopf trug er einst eine Krone. Auch ein Zepter und eine Weltkugel in jeweils einer Kralle könnten vorhanden gewesen sein. Historische Aufnahmen geben bislang darüber keinen Aufschluss.

Nach der Stilllegung der Zeche 1963 gelangte die Skulptur Anfang der 1990er Jahre in das Bochumer Museum. Lange Zeit zierte er dort den Weg zur Turmfahrt und ins Anschauungsbergwerk. Da das Exponat in der derzeitigen Sammlungspräsentation nicht vorgesehen ist, hat das Deutsche Bergbau-Museum Bochum den Adler nun als Dauerleihgabe an die Eigentümerin der Maschinenhalle, die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur übergeben. Mit diesem eindrucksvollen Objekt kann die Bedeutung des königlich-preußischen Staats vor Ort im Rahmen von Führungen und Veranstaltungen anschaulicher als bisher vermittelt werden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte der Staat den Erwerb von Kohlefeldern und den Bau von Zechen im Ruhrgebiet vorangetrieben, um den Kohlebedarf der staatlichen Eisenbahnen und Flotte zu sichern und auf die Preispolitik des Rhein-Westfälischen Kohlesyndikats Einfluss zu nehmen.

Zum Denkmal
Die Zeche Zweckel wurde Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. Seit 1988 ist sie Industriedenkmal, seit 1997 ein Standort der Stiftung. Neben zwei bedeutenden Fördergerüsten (1910/12) zählt als Schmuckstück der Anlage die 1909 gebaute Maschinenhalle. In ihr vereinten sich alle Maschinen unter einem Dach. Der Ziegelbau der Maschinenhalle im Stil des Historismus beeindruckt durch seinen repräsentativen Charakter, die Innenausstattung ist im Jugendstil gehalten.

Zur Stiftung
Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur wurde 1995 vom Land Nordrhein-Westfalen und der RAG Aktiengesellschaft gegründet, um hochrangige Zeugnisse des Industriezeitalters durch Übernahme ins Eigentum vor dem Abriss zu bewahren. Die Aufgaben der operativen, gemeinnützigen Stiftung bestehen darin, die ihr übertragenen Denkmale zu schützen, zu erhalten, wissenschaftlich zu erforschen, öffentlich zugänglich zu machen und sie so lange in Obhut zu nehmen, bis sich ein neuer Träger und Nutzung gefunden haben. Bundesweit ist es die erste und bisher einzige Stiftung, die sich explizit für den Erhalt von bedeutenden Industriedenkmalen einsetzt. Die Stiftung gibt den Anlagen Zeit, sich zu neuen, identitätsstiftenden Orten für Handel, Gewerbe, Freizeit, Kunst und Kultur zu entwickeln. Sie führt Bausicherungs- und Instandsetzungsarbeiten an den Gebäuden durch, entwickelt Nutzungskonzepte für einzelne Baukörper oder die gesamte Anlage und trägt durch Öffentlichkeitsarbeit dazu bei, die Akzeptanz für Belange der Industriedenkmalpflege zu erhöhen.

Aktuell zählen Industriedenkmale an 13 Standorten in NRW zum Bestand. Es sind Relikte von Anlagen des Steinkohlenbergbaus, wie z. B. Fördergerüste, Schachthallen und Maschinenhäuser, des Weiteren eine Kokerei als Beleg der Verbundwirtschaft im Ruhrgebiet, ein Denkmal der Energiewirtschaft in Gestalt des Koepchenwerks und das Hammerwerk Ahe-Hammer in Herscheid als technikgeschichtliches Zeugnis.