DBM-Montanarchäologie unterstützt Forschungskooperation im LWL-Freilichtmuseum Hagen

Foto: Jennifer Garner

Mit dem Ziel, einen der größten eisenzeitlichen Verhüttungsöfen Europas zu rekonstruieren, kam im Frühjahr 2017 eine Forschungskooperation aus LWL-Archäologie, der Ruhr-Universität Bochum sowie dem LWL-Freilichtmuseum Hagen zu Stande. Für das Deutsche Bergbau-Museum Bochum (DBM) arbeitet Dr. Jennifer Garner, DBM-Forschungsbereich Montanarchäologie, mit im Projekt.

In der jüngeren Eisenzeit (ca. 400 v. Chr. bis zum Jahre null) war das Siegerland eine ausgedehnte Bergbauregion am Rande der keltischen Zivilisation. In den größten Verhüttungsöfen der damaligen Epoche wurden in der Region des heutigen Südwestfalen große Mengen Stahl produziert, bis zu 100 Kilogramm pro Verhüttungsvorgang. Um die tatsächliche Produktionsmenge der keltischen Verhüttungsöfen überprüfen zu können, ging es den Wissenschaftlern um einen möglichst präzisen Nachbau eines Siegerländer Rennofens, der im Anschluss in Betrieb genommen werden soll. 

Rund drei Wochen dauerte der Ofenbau im Freilichtmuseum Hagen im März und April dieses Jahres. Der Bau erforderte große Mengen an Material: So wurden rund zwei Raummeter Holz als Gerüst verbaut. Auf dieses Holzgeflecht wurde ein Gemisch aus Lehm (1,7 Tonnen), Sand (über 900 Kilogramm), Tonerde (über 530 Kilogramm) sowie 50 Kilogramm Strohhäckseln und etwa 250 Litern Wasser aufgebracht. Die Ofenbasis wurde zusätzlich mit 500 Kilogramm Tonerde stabilisiert. Nach der ausgiebigen Trocknungsphase des Ofens geht das Projekt im August in seine spannendste Phase.

Dann steht nach den Wochen der Vorarbeit die praktische Überprüfung des rekonstruierten Ofens an. Funktioniert dieser und ist er tatsächlich in der Lage, die großen Mengen Stahl zu produzieren? Mitte August wird das Projektteam den Ofen einsetzen, zudem wird die Messanalytik installiert. Rund 600 kg Erz sollen im Anschluss in einem ersten Verhüttungsdurchgang starten. Ein Videoteam begleitet die Experimentgruppe während des gesamten Verhüttungsvorgangs. Sofern das Experiment gelungen ist, wird der Schlackenklotz entnommen und ein Schmied die Luppe ausschmieden.

Im Anschluss sind weitere Verhüttungsvorgänge geplant. Exakt planbar sind diese aber noch nicht. Was zum jetzigen Zeitpunkt allerdings feststeht, ist, dass am Sonntag, den 27. August, im Freilichtmuseum Hagen Führungen am Ofen möglich sein werden. Der LWL hat das Experiement in einem Blog begleitet. Diesen finden Sie hier.

Der Forschungsbereich Montanarchäologie am DBM

Der Forschungsbereich Montanarchäologie am Deutschen Bergbau-Museum Bochum beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Nutzungsgeschichte mineralischer Rohstoffe: Ziel ist es, die komplexen Prozesse zur Gewinnung, Aufbereitung, Weiterverarbeitung und dem Handel von Rohstoffen zu verstehen. Der Fokus richtet sich auf die Produktion von Metallen und die Gewinnung und Verwendung von Salz seit der Urgeschichte bis ins Mittelalter. Die einzelnen Prozessschritte des Ofenbaus sind auf den Seiten LWL genauer beschrieben.