Erinnerung an den ersten Entwurf eines Bergbau-Museums in Bochum

Foto: Deutsches Bergbau-Museum Bochum | montan.doc

Als der Bergassessor a.D. Professor Dr. phil. Dr.-Ing. E.h. Paul Kukuk 1967 heute vor 50 Jahren verstarb, gedachte man seiner vor allem als Experten der Geologie des niederrheinisch-westfälischen Steinkohlengebietes. Für das Deutsche Bergbau-Museum Bochum ist sein Name aber noch mit einer ganz anderen Begebenheit verknüpft: Er gestaltete im Jahr 1922 den ersten Entwurf für ein Bergbau-Museum mit.

Der Wunsch nach einem Bergbau-Museum in Bochum bestand besonders auf Seiten der Stadt Bochum allen voran beim Kulturdezernenten Wilhelm Stumpf und auf Seiten des damaligen Bergschuldirektors und Geschäftsführers der Westfälischen Berggewerkschaftskasse (WBK) Fritz Heise. Zwar wurde 1921 die auf Schulungszwecke ausgelegte bergbauliche Sammlung der WBK für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, doch dies nur für einen einzigen Nachmittag in der Woche. Die Idee war nun, ein Museum für die Allgemeinheit zu schaffen, das zum einen Einblick in die geschichtliche Entwicklung des Bergbaus geben und zum anderen anhand von Modellen und Mustern die Produkte der Bergbauindustrie präsentieren würde.

Es war Paul Kukuk, der von Heise den Auftrag bekam, einen Museumsplan zu erstellen. Der gebürtige Düsseldorfer Kukuk hatte als Bergbaubeflissener praktische Erfahrungen auf Gruben des Oberbergamts Clausthal erworben und sein Bergbau- und Geologiestudium in München, Aachen und Berlin absolviert. Seit 1906 war er Leiter der Geologischen Abteilung der WBK und enger Mitarbeiter von Heise.

Zu Beginn des Jahres 1922 erreichte dann ein Schreiben des Magistrats der Stadt Bochum den Vorsitzenden der WBK, Albert Hoppstaedter, mit dem Plan eines Bergbau-Museums und Erläuterungen. Der Plan von Paul Kukuk zeigt Schnitte und Grundriss der „Hängebank“ sowie der „Tiefbausohle“ und einen Aufriss der Seitenwand (vgl. Abbildung). In der Beschreibung „Das Bergbau-Museum in Bochum (B.M.B.)“ sowie in den wiederum von Kukuk verfassten „Erläuterungen zu dem zeichnerischen Entwurf eines Bergbau-Museums“ werden die Ziele und der Aufbau des Museums dargelegt. Das geplante Museum sollte die Entwicklungsgeschichte des Bergbaus spiegeln und nahm sich die Abteilung „Bergbau“ des Deutschen Museums von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik in München zum Vorbild. Allerdings war an eine „weit größere Ausführlichkeit“ der Präsentation gedacht. Die einzelnen Abteilungen in der „Hängebank“, in „Kojen“ geordnet, sollten die unterschiedlichen Zweige des Bergbaus präsentieren. Im unteren Stock des Museums sollte die Einrichtung eines modernen Bergwerks gezeigt werden. Wichtig für den Geologen Kukuk mag in diesem Teil des Museums gewesen sein, dass „an Stellen ohne Ausbau auch die natürliche Schichtung des Gesteins sowie des Gesteinswechsels mit all ihren Störungen“ sichtbar sein sollten. Die ausgestellten Maschinen sollten im Übrigen zumindest zeitweise auch in Aktion gebracht werden. Schließlich war auch an einen Kinosaal für die Vorführung von technischen Filmen und für die Vermietung an Vereine gedacht worden. Eine Ehrenhalle für verdiente Männer des Ruhrbergbaus durfte ebenfalls nicht fehlen. Zwar wünschten sich Heise und Kukuk ein architektonisch wirkungsvolles Gebäude, es war ihnen zufolge aber keineswegs notwendig, ein einfacher Hallenbau wäre ausreichend.

Die Pläne, die u. a. auch an die Mitgliedszechen der WBK, den Reichskohlenrat in Berlin und den Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund (kurz Bergbau-Verein) versandt worden waren, scheiterten: Die meisten Vorstandsmitglieder der WBK waren nicht gewillt, die Leitung der Stadt Bochum in dieser Angelegenheit zu akzeptieren. Vom Bergbau-Verein wurden zudem die ohnehin schon bestehenden Schwierigkeiten, die vorhandenen Bildungseinrichtungen ausreichend zu unterstützen, angeführt.

Erst 1930 konnten Stadt und WBK sich über die Gründung eines Bergbau-Museums in Bochum einigen. Paul Kukuks Entwurf von 1922 wird aber bis heute im Bergbau-Archiv Bochum im Bestand 112: Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Bochum bewahrt. Im Rahmen des Forschungsprojekts „montan.dok 21“ wird dieser Bestand zurzeit archivisch aufbereitet und damit für die Zukunft gesichert. Im Bergbau-Archiv, das Teil des Montanhistorischen Dokumentationszentrums (montan.dok) ist, finden sich auch in anderen Beständen Dokumente zu Paul Kukuk. Sie laden zu einer genaueren Beschäftigung mit dem Leben und Wirken des Geologen ein.

Text: Dr. des. Maria Schäpers

Maria Schäpers arbeitet im Montanhistorischen Dokumentationszentrum als Archivarin im Forschungsprojekt "montan.dok 21". Teil dieses Projekts ist unter anderem die Aufbereitung des Bestandes 112: Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Bochum. In diesem Bestand wird das Verwaltungsschriftgut des Museums bewahrt. Mit der Erschließung dieses Bestandes arbeitet das Haus seine eigene Geschichte und die seiner Sammlungen auf.
Das Projekt wird gefördert durch die RAG-Stiftung.

Quellen:
Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok) beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum/Bergbau-Archiv (BBA) 112/1407.
montan.dok/BBA 112/122.

Literaturauswahl:
- Hahne, Carl: Paul Kukuk: Leben und Wirken, in: Mitteilungen der Westfälischen Berggewerkschaftskasse 12, 1957, S. 7-12.(= Sonderheft aus Anlaß des 80. Geburtstages von Bergassessor a.D. Prof. Dr. Paul Kukuk)
- Hartung, Olaf: Museen des Industrialismus. Formen bürgerlicher Geschichtskultur am Beispiel des Bayerischen Verkehrsmuseums und des Deutschen Bergbaumuseums, Köln/Weimar/Wien 2007 (= Beiträge zur Geschichtskultur, Nr. 32).
- Kroker, Evelyn: Kukuk, Paul, in: Neue Deutsche Biographie 13, 1982, S. 272, Online-Version: http://www.deutsche-biographie.de/pnd116606509.html#ndbcontent (13.09.2017).
- Slotta, Rainer: Das Deutsche Bergbau-Museum – Geschichte und Infrastruktur, in: Ders. (Hrsg.): 75 Jahre Deutsches Bergbau-Museum Bochum (1930 bis 2005). Vom Wachsen und Werden eines Museums, Band 1, Bochum 2005 (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Nr. 134), S. 10-76.
- Wolansky, Dora: Paul Kukuk zum Gedächtnis, in: Glückauf 103, 1967, S. 1218 f.