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Verabschiedung von Prof. Dr. Andreas Hauptmann

Nach 40 Jahren Forschungstätigkeit am Deutschen-Bergbau-Museum Bochum verabschieden wir Prof. Dr. Andreas Hauptmann, Leiter des Forschungsbereiches Archäometallurgie, in den Ruhestand.

Andreas Hauptmann kam vor vierzig Jahren, frisch diplomiert, als Absolvent der Freiburger Universität nach Bochum. Er konnte nicht ahnen, dass er hier vierzig Jahre seines Lebens jenen Übergang mitgestalten würde, der das „Revier“ heute prägt. Hatte man in den siebziger Jahren begonnen, aus Kohle und Stahl die Grundlage für den Strukturwandel zu formen, so ist er nach vierzig Jahren vielleicht nicht am Ende, so doch weiter gekommen: Wissen und Wissenschaft bilden heute ein wesentliches Fundament, nicht nur für die immer noch junge Universitätsstadt Bochum, die ebenfalls gerade erst 50 Jahre hinter sich hat. Als Andreas in den siebziger und achtziger Jahren den engen Schulterschluss mit der Ruhr-Universität suchte, hieß es, der „Hauptmann geht zur Universität“. Man dachte, dem Museum ginge Arbeitskraft verloren. Was heute selbstverständlich ist, hat Andreas Hauptmann mitgestaltet und mit aufgebaut. Es war ein steiniger Weg, denn nicht nur das Deutsche Bergbau-Museum Bochum, gerade eben in die Blaue Liste der außeruniversitären Forschungsinstitute (heute Leibniz-Gemeinschaft) aufgenommen, reagierte aus alter bergmännischer Tradition zurückhaltend.

Auch die Professoren der Universität waren vielfach neu in dieser Stadt; gerade die gewachsenen Montanstrukturen waren den meisten von ihnen eher fremd. So hat Andreas Hauptmann mit den Kollegen und Kolleginnen der Geowissenschaften und Archäologien das aufgebaut, was wir heute die „Bochumer Archäometrie und Archäometallurgie“ nennen.

Vierzig Jahre sind auch viel Zeit um aufzubauen: Andreas Karriere in der Wissenschaft war stets mit dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum verbunden, eine Ausnahmesituation insofern, als er in fester Position an einem Museum nicht den heute so üblichen Zwängen der Unstetigkeit und wirtschaftlichen Unsicherheit ausgesetzt war. Er hat es nie bedauert, obwohl er zu Beginn seiner Karriere auch andere Chancen hatte, etwa in der sicher besser bezahlten Erdölindustrie oder „sonstewo“ (auch so ein beliebter Ausspruch, den alle kennen, die lange mit ihm zusammenarbeiten).

Andreas zog es vor, ans Bergbaumuseum (wie es damals noch landläufig hieß) zu kommen und mit einem Geologenhammer seine Arbeit als Geowissenschaftler und Mineraloge aufzunehmen. Steinig war der Weg sicher, von der Einrichtung der ersten Lagerstättenhalle bis zum Aufbau eines internationalen Forschungsinstituts.

Mit den ersten Expeditionsteilnahmen in Timna und Oman, wo er mit H.-G. Bachmann, B. Rothenberg, J. Merkel und G. Weisgerber oder M. Tosi kongeniale Mitstreiter aber auch kontroverse Persönlichkeiten kennen lernte, wurde sein Weg vorgezeichnet. Sie entzündeten das Feuer für die Archäometallurgie und nach der Dissertation über die Kupferlagerstätten des Oman war es vor allem das Projekt zum alten Berg- und Hüttenrevier in Faynan/Jordanien, das seinen wissenschaftlichen Weg begleitete. Die analytischen Erfahrungen und die Fragen wuchsen all die Jahre in einem guten wissenschaftlichen Umfeld und so blieben nachhaltige Erfolge nicht aus, wie etwa die Einrichtung des Instituts für Archäometallurgie (IfA) mit Hilfe der VW-Stiftung, die die kleine und wachsende Arbeitsgruppe nun mit den nötigen Stellen und Instrumentarien ausstattete. Sein dauerhaftes Engagement in der Lehre der RUB band mehr und mehr Studierende und Doktoranden an das DBM und Ende der 1990er Jahre war dieses Zusammenwirken nicht mehr in Frage gestellt.

Andreas konnte nun Schritt für Schritt zu neuen Ufern aufbrechen und das Erreichte mit seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen festigen. Das Projekt in Georgien führte ihn nach einer erfolgreichen Ausstellung auch zu neuen Themen, die ihn bis heute fesseln, etwa der Analytik des alten Goldes oder der Frage nach der Herkunft von Kupfer eines alten portugiesischen Handels- schiffes des 16. Jh. n. Chr. Mit der Ernennung zum außerplanmäßigen Professor im Jahr 2004 und der Einrichtung eines Leibniz-Kompetenzzentrums Archäometrie konnte nun auch die Ausbildung der Studierenden nachhaltig vorangetrieben werden. Heute hat das DBM mit mehr als 20 Doktoranden und vielen Masterstudierenden, eigenen Studienvertiefungen und einem fest installierten universitären Miteinander seinen Platz in der Wissenschaftslandschaft fest etabliert. Bochum wurde zum Zentrum für die Erforschung alter Montangeschichte und ihrer Techniken, gerade auch dank des Engagements von Andreas. So hat er sich als Vorsitzender der GNAA, der Gesellschaft für Naturwissenschaftliche Archäologie Archäometrie e.V., wesentlich um das neu entstandene Fach bemüht und dieses vorangetrieben.

Zahlreiche Tagungen in Bochum, zuletzt die Tagung „Archaeometallurgy in Europe III“ sind lebendiger Ausdruck seines erfolgreichen Wirkens auf der internationalen und nationalen Bühne.

Was er persönlich dazu getan hat, kann man wohl wissenschaftlich erkennen, blickt man auf seine Publikationsliste und seine vielfältigen Aktivitäten. Doch es sind beileibe nicht allein diese „messbaren“ Faktoren. Es ist der Mensch Andreas Hauptmann, der daran nicht weniger Anteil hat, vor allem aber mit seiner Begeisterungsfähigkeit, die uns immer wieder ansteckte. Andreas Hauptmann hat so Wissenschaft und menschliche Wärme in der ihm eigenen Weise verbunden und dabei stets auch Zeit für die Genüsse des Lebens gefunden: Getreu der tieferen Einsicht des Geländeforschers, dass man nur dort arbeiten könne, wo es guten Wein, gutes Essen oder auch einen guten Espresso nach getaner Arbeit gäbe. Denn es diskutiert sich leichter und ungezwungener, wenn die „Fourage“ stimmt, etwas was er wohl schon in seinen ersten Jahren am Museum gelernt hatte.

Jeder von uns hat seine eigene Geschichte mit Andreas Hauptmann und vierzig Jahre sind ein langer Zeitraum solche Geschichten gemeinsam zu erleben: Man kann wohl sagen, dass uns die Zeit mit Andreas geprägt hat. Wir alle haben den Älteren in unseren eigenen, jüngeren Jahren kennen gelernt und sind mit ihm gemeinsame wissenschaftliche Wege gegangen, in der Feldarbeit, im Labor oder auch bei der Bewältigung des administrativen Alltags. Nicht immer war Andreas dabei für uns ein einfacher Partner und oft hat er den Finger in unsere Wunden gelegt und wir auch in seine. Dennoch hat sich das positive und befördernde Miteinander immer wieder eingestellt. Und oft haben seine Fragen den richtigen Weg gewiesen. Seine Tür war immer offen für uns und seine Neugier auf Ergebnisse und Fragen nicht weniger einladend.

Es war uns darum eine große Freude eine Festschrift mit seinen Freunden, Kollegen und Kolleginnen vorzubereiten. Alle haben begeistert mitgearbeitet und wer es nicht rechtzeitig schaffte, sendet gleichwohl die besten Wünsche. Neben den Herausgebern haben sich vor allem Karina Schwunk, Dr. Diana Modarressi-Tehrani sowie Milena Müller-Kissing und Gero Steffens eingebracht, mit uns die Endredaktion und das Layout des Buches rechtzeitig fertig zu stellen, Texte zu korrigieren, Stilblüten zu vermeiden und auf wissenschaftliche Korrektheit zu achten. Dafür danken wir ganz herzlich.

Es ist wohl seinen Lieben zu verdanken, dass er nach Bochum an das DBM kam und ihm auch bis heute verbunden blieb. Seiner Frau Hanna und seiner Familie zu allererst (und auch einem hartnäckigen Schwiegervater), aber auch ein wenig der Verbundenheit zu seiner Arbeit und seiner Aufgabe, die ihn vierzig Jahre gehalten und begleitet hat.

So bleibt uns nur ein herzliches „Schukran habibi, kil aam we anta bikhayr“ Danke Freund, alles Gute zum Geburtstag!“