Das Schiff von Uluburun − Welthandel vor 3000 Jahren

16. Oktober 2005 bis 16. Juli 2006

Eine Sonderausstellung anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Deutschen Bergbau-Museums Bochum

Es geht um weltweit eine der größten archäologischen Entdeckungen des 20. Jhs., den Fund eines vor 3300 Jahren vor der heutigen türkischen Küste bei Uluburun gesunkenen  Handelsschiffs. Die aus allen damaligen Hochkulturen des Vorderen Orients stammende Ladung wird in Ihrer Gesamtheit erstmals außerhalb der Türkei gezeigt.

 

Das Schiff von Uluburun und seine Ladung

Einen völlig neuen, einzigartigen Beitrag zur Versorgung mit Rohstoffen und zum spätbronzezeitlichen Handel im Ostmittelmeerraum liefert der Fund eines Schiffs, das vor mehr als 3300 Jahren vor der türkischen Küste bei Uluburun gesunken ist.

Reste des Schiffs und seine Ladung wurden vom „Institute of Nautical Archaeology, Texas

A & M University“ und vom „Museum für Unterwasserarchäologie Bodrum“ geborgen. Die Unterwasserausgrabungen dauerten mehr als elf Jahre und erforderten ca. 22500 Tauchgänge. Die geradezu sensationellen Funde aus dem Schiffswrack von Uluburun bieten herausragende Anknüpfungspunkte für die geplante Ausstellung.

Das Schiff hatte reichhaltige Handelsgüter an Bord, u. a. Glasbarren, große Aufbewahrungsgefäße (Pithoi), Transportgefäße (Amphoren), Lampen, Schnitzereien aus Ebenholz und Elfenbein, Gold, Perlen aus Bernstein, Glas, Fayence und verschiedenen Steinen, sowie Waffen, Keramik und Pistazienharz.

Die Hauptladung bestand aber aus zehn Tonnen Kupfer- und einer Tonne Zinnbarren. Dies entspricht genau dem Mischungsverhältnis für antike Bronzeherstellung.

Nach den bisherigen Ergebnissen befand sich zumindest ein einflussreicher Geschäftsmann aus dem Orient an Bord. Die mykenischen Waffen im Schiff deuten auf wenigstens zwei mykenische Personen hin, möglicherweise Abgesandte eines mykenischen Palastes, die die Ladung bis zum Bestimmungsort begleiten sollten. Obwohl noch nicht bewiesen ist, woher das Schiff kam und wohin die Ladung ging, sprechen viele Indizien dafür, dass es aus dem Osten kam (Levante, Zypern) und entlang der anatolischen Südküste nach Westen (Ägäis) unterwegs war.

Das Schiff transportierte Rohstoffe und Luxusgüter. Bis zu seiner Bergung konnte der spätbronzezeitliche Handel nur anhand schriftlicher Quellen sowie aus ägyptischen Grabmalereien erfasst werden. Mit dem Uluburun-Befund besteht nun zum ersten Mal die Möglichkeit, ein nahezu vollständiges Bild vom damaligen Rohstoffhandel zu bekommen. Die naturwissenschaftlichen Analysen zeigen, dass ein wichtiger Teil der Ladung, nämlich das Kupfer, von der Insel Zypern stammt, während die Herkunft des Zinns noch nicht geklärt ist. Die Provenienz dieses strategisch wichtigen Metalls ist sehr umstritten. Man geht von zwei Herkunftsregionen aus, entweder den Lagerstätten Zentralasiens (Afghanistan, Tadschikistan, Turkmenistan) oder dem Taurusgebirge in Anatolien.

Eine große Fundgruppe bestand aus etwa 150 kanaanäischen Amphoren, überwiegend gefüllt mit Pistazienharz zur Parfümherstellung. In einigen wenigen Amphoren befanden sich Reste von Oliven, eine war mit Glasperlen gefüllt. Das Pistazienharz stammte wahrscheinlich aus dem Gebiet um das Tote Meer. In drei von insgesamt neun Pithoi (große Transportgefäße) stapelte sich zyprische Keramik, in einem lagen Granatäpfel, in den restlichen war Olivenöl.

Eine weitere wichtige Fundgruppe bilden 175 Glasbarren als Rohstoff zur Glasherstellung. Die blauen und türkisfarbenen Glasbarren stammten wahrscheinlich aus dem syrisch-palästinensischen Raum. Die verblüffend übereinstimmende Zusammensetzung der Glasbarren mit den Glasfunden der 18. Dynastie aus Ägypten und den kleinen Glasfunden aus Mykene deuten darauf hin, dass diese blauen Gläser in der gesamten damaligen Welt gehandelt wurden.

Unter den vorhandenen Luxuswaren sind afrikanisches Ebenholz, Elfenbein, Nilpferdzähne und Straußeneier zu erwähnen. Zu den Prestigeobjekten zählen zwei aus Elfenbein geschnitzte Kosmetikboxen, Ringe aus Muschelschalen, Perlen aus Achat, Fayence, Glas, Bergkristall und Bernstein. Drei aus Zinn hergestellte Gefäße gehören sicherlich auch zu den wichtigen Prestigeobjekten an Bord.

In diesem Zusammenhang nehmen die zahlreichen Goldfunde eine wichtige Rolle ein. Neben kleinen Bruchstücken und Barren fanden sich typisch kanaanäischer Schmuck, darunter ein Anhänger mit der Darstellung einer Gazellen haltenden Göttin, und mehrere mit einem kanaanäischen Sternmotiv verzierte Medaillons. Zu den wichtigsten Funden dieser Gruppe gehört sicherlich ein goldener Skarabäus der ägyptischen Königin Nofretete. Er wird als der bedeutendste ägyptische Fund außerhalb Ägyptens gesehen.

Neben diesen oben erwähnten Handelsgütern befanden sich zahlreiche mykenische, syrische und zyprische Waffen und Metallgeräte an Bord.

Das Schiff von Uluburun und seine Ladung zeigen, wie die Rohstoffe aus dem Vorderen Orient die westlichen Kulturen erreichten. Die Vielfalt und der Reichtum der Luxusgüter an Bord deuten auf eine Ladung hin, die möglicherweise für einen Palast bestimmt war. Wahrscheinlich wurde das Schiff von dem Abgesandten eines Königs begleitet, der reichliche Luxuswaren als Geschenk mit sich führte.

 

Die Ausstellung

Das Konzept der Ausstellung besteht darin, die spätbronzezeitliche Wirtschaft und den Welthandel zu rekonstruieren und vorzustellen. Dies wird in drei Teilen umgesetzt:

In der ersten Halle wird eine nahezu vollständige Rekonstruktion des Schiffes (13m x 5m x 2,20 m) und seiner Ladung gezeigt. Die Besucher betreten die Ausstellung durch den Rumpf des Schiffes. Die zweite Halle zeigt in einer Inszenierung realistisch  die Fundsituation am Meeresgrund. Schließlich werden in der dritten Halle auf einer 220 m² großen Karte des Mittelmeeres und seiner Anrainerländer die wichtigsten Kulturräume des zweiten vorchristlichen Jahrtausends wie die der Hethiter, Ägypter, Mykener und Assyrer präsentiert sowie die Themen der Rohstoffgewinnung und des -handels anhand von 180 Originalexponaten aus dem Wrack veranschaulicht. Viele interessante Leihgaben aus weiteren Museen, wie z. B. dem Museum Çorum (Türkei), dem Ägyptischen bzw. Vorderasiatischen Museum Berlin oder dem Ruhrlandmuseum Essen veranschaulichen diese Thematik.

Mit der Deutung und Interpretation der Funde wird die Bedeutung der interdisziplinären Forschungsarbeit des DBM erläutert. Die Fragen nach der Herkunft von Kupfer, Zinn, Glas und Bernstein werden ebenso wie die zur Lösung eingesetzten naturwissenschaftlichen Methoden erörtert.

Besucher erhalten einen Überblick über die Bedeutung der Rohstoffe und des Handels vor mehr als 3300 Jahren.

 

Informationen zur Ausstellung

„Das Schiff von Uluburun“ steht unter der Schirmherrschaft des Staatspräsidenten der Republik Türkei, Ahmet Necdet Sezer und des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler.

Bei der Eröffnungsfeier am 15.10.05 um 18.00 Uhr waren u. a. Atila Koç, Minister für Kultur und Tourismus der Republik Türkei, Norbert Lammert, Bundestagspräsident, Christa Thoben, Ministerin für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen sowie Dr. Ottilie Scholz, Oberbürgermeisterin der Stadt Bochum, anwesend.

Kurator der Ausstellung ist PD Dr. Ünsal Yalçin, Archäometallurge am Deutschen Bergbau-Museum Bochum.

Ihre Ansprechpartner