Forschungsprojekte

Eine Studie zum Auftreten von Bleiglasuren, metallurgischen (Zwischen-)Produkten und Öfen im pyrometallurgischen Kontext
Archäometallurgische Untersuchungen im Bergbaurevier von Brilon
Kontinuierliche Ausgrabungen des LWL-Archäologie für Westfalen in der ehemaligen Bergbauregion um Brilon fördern zahlreiche Funde und Befunde zutage, die in Zusammenhang mit mittelalterlichem Bergbau und Verhüttung stehen. Die Region des Briloner Sattels im östlichen Sauerland war reich an verschiedenen Metallen, vor allem Eisen (Hämatit), Blei (Galenit) und Zink (Galmei). So weisen Namen wie der „Briloner Eisenberg“ auf den Eisenabbau hin. Im Buchholz bei Brilon-Alme wurde silberarmes Bleierz ausgebeutet. Bis heute existieren Flur- und Ortsnamen, die auf den Abbau der Metalle hinweisen, so z. B. „an der Bleikaule“, „Bleiwäsche“, oder Brilon-Messinghausen. In dem archäometallurgischen Projekt werden die damit zusammenhängenden Relikte des mittelalterlichen Bergbaus untersucht, um die ehemaligen Prozesse zu verstehen.

2014-2015 wurden nahe Brilon-Alme eine ausgedehnte hochmittelalterliche Wüstung großflächig untersucht. Neben zahlreichen anderen nachgewiesenen Produktionsstätten (Bleimetallurgie, Schmiedetätigkeiten) konnte eine Töpferei mit mindestens einem Töpferofen sowie eine Abfallgrube, aus der verworfene Fehlbrände stammen, nachgewiesen werden. Der Komplex datiert in das späte 12. bzw. das frühe 13. Jh. Eine Vielzahl von Fehlbränden, insbesondere Miniaturgefäße und Schalen, wiesen Glasurreste auf. Es handelt sich um einen der ältesten mittelalterlichen Komplexe mit solchen Resten. In einer abgeschlossenen Bachelorarbeit  von Fischer-Lechner wurde untersucht, ob es sich um eine Bleiglasur handelt und ob der Bleizusatz aus den benachbarten silberarmen Bleierzvorkommen des Briloner Sattels gewonnen wurde. Es ergab sich aus den Untersuchungen, dass es sich tatsächlich um bleireiche Glasurreste handelt, die durch winzige gelbe, an der Glasuroberfläche eingeschlossene Kristalle gelblich-grün erscheint. Materialanalytisch läßt sich nicht zwangsläufig zwischen einer absichtlich hergestellten Glasur und einem Zufallsprodukt in der Bleiverhüttung unterscheiden jedoch erschien es aufgrund bestimmter analystischer Indizien als plausibler, dass es sich um Zufallsprodukte der Bleiverhüttung handelt.

Seit Mai 2021 finden in Brilon, Am Kirchloh, auf einer Fläche von 10.000 m² fortlaufend Ausgrabungen statt, welche mittlerweile intensive mittelalterliche Bergbauaktivitäten vermuten lassen. Der Komplex wurde durch Keramik ebenfalls in das 12. Jh. datiert. Dabei wurden Pingen, Reste von metallurgischen Öfen, Abraumhalden und Bereiche der Aufbereitung (Pochplätze) nachgewiesen und durch Funde belegt. Metallurgisch ist hier vor allem die metallurgische Prozesskette von Interesse, welche durch Schlacken, Ofensteine und Metallreste zu rekonstruieren ist. Diese Funde werden am Deutschen Bergbau-Museum Bochum archäometallurgisch untersucht, um zu identifizieren, welche Metalle in den Öfen prozessiert wurden. Hier sind vor allem Metalleinschlüsse in den Schlacken aufschlussreich. Die verwendeten Analysemethoden am Deutschen Bergbau-Museum und am Kompetenzzentrum Archäometrie – Baden-Württemberg sind: Polarisationsmikroskopie an polierten An- und Dünnschliffen, REM, portable XRF, XRD und Bleiisotopie.

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Informationen zum Projekt

Kontakt
Projektleitung
Team

Prof. Dr. Sabine Klein

Sabine Fischer-Lechner, B. A.

 

Projektträger

Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Forschungsbereich Archäometallurgie

beteiligte forschende Bereiche

Forschungsbereich Archäometallurgie

Laufzeit

seit August 2021

Förderung
Kooperation

M.Sc. Jan Sessing, Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Forschungslabor und Materialkunde

Dr. Chr. Berthold, Kompetenzzentrum Archäometrie – Baden-Württemberg (CCA-BW), Eberhard Karls-Universität Tübingen

Dr. Manuel Zeiler, LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe

M.A. Wolfram Essling-Wintzer, LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe

Prof. Dr. rer.-nat. Thomas Kirnbauer, Technische Hochschule Georg Agricola, Wissenschaftsbereich Georessourcen und Verfahrenstechnik

  • Klein, S., Fischer-Lechner, S., Berthold, C., Sessing, J., Kirnbauer, T., Zeiler, M., and Essling-Wintzer, W., 2023, Lead-Glazed Ceramic Fragments: Intentional Glazing or Metallurgical Accident?, Metallography, Microstructure, and Analysis.

  • G. Steffens und A. Gontscharov, 2013. Der mittelalterliche bis frühneuzeitliche Bergbau am Eisenberg von Olsberg. Hochsauerlandkreis, Regierungsbezirk Arnsberg. Archäologie in Westfalen-Lippe, 2013, S. 144-148.