Forschungsprojekte

Unternehmensgeschichte des Bergwerks West
Das Bergwerk West der RAG Deutsche Steinkohle war das letzte am linken Niederrhein betriebene Steinkohlenbergwerk, das seine Produktion auf Basis der Beschlüsse des Steinkohlefinanzierungsgesetzes von 2007 Ende 2012 einstellen sollte. Als typisches Verbundbergwerk des Ruhrbergbaus der letzten Jahrzehnte ging es in seinen Wurzeln auf eine Vielzahl einst selbstständiger Zechen zurück.

Während sich die Geschichte der Steinkohlenbergwerke Friedrich Heinrich AG in Kamp-Lintfort und des Bergwerks Niederberg, vormals Niederrheinische Bergwerksgesellschaft, in Neukirchen-Vluyn durch große Kontinuität auszeichnet, stellt sich die Vorgeschichte des Bergwerks Rheinland seinerseits als Abfolge von Verbünden der Zechen Rossenray, Pattberg und Rheinpreußen nach deren Einbringung in die Ruhrkohle AG dar. Obwohl das Bergwerk Rheinland von 1971 bis 1988 die größte Schachtanlage Europas war, ist von hier aktiv lediglich die Anlage Rossenray 1/2 in Kamp-Lintfort in das spätere Bergwerk West eingegangen. Mit Ausnahme von Rossenray, das erst 1962 als letztes Bergwerk im Ruhrgebiet seinen Förderbetrieb aufnahm, waren die übrigen Schachtanlagen bereits seit 1912 bzw. 1917 aktiv.

Einen weiteren Unterschied der Vorgängerzechen stellen die jeweiligen Besitzverhältnisse dar. Die Niederrheinische Bergwerksgesellschaft schloss sich 1923 mit drei umliegenden Gewerkschaften zur Niederrheinischen Bergwerks-Aktiengesellschaft mit einer relativ breiten Streuung der Anteile zusammen. Die Abbaufelder Rossenray wurden 1909 durch die Rheinischen Stahlwerke gekauft, gelangten 1927 an die Frankfurter Gasgesellschaft und wurden 1937 Besitz der Fried. Krupp AG. Die Friedrich Heinrich AG schließlich war die Gründung einer französischen Bankengruppe 1906, deren Aktienmehrheit 1924 an den de Wendel-Konzern ging, der die Fettkohleversorgung seiner lothringischen Stahlwerke gewährleisten wollte. Mit Unterbrechungen während des Ersten und Zweiten Weltkriegs blieb Friedrich Heinrich so bis zur Übernahme durch die Ruhrkohle AG in französischem Besitz.

Das Publikationsprojekt, das von einem Steuerkreis aus Vertretern des Bergwerks West sowie der RAG Aktiengesellschaft begleitet wurde, widmete sich dem wirtschafts-, technik- und sozialgeschichtlichen Wandel dieser Bergwerke, wobei die Verbundentwicklung seit Gründung der Ruhrkohle AG vor allem eine Geschichte der Schrumpfung darstellt, die letztlich zum Ende des Bergbaus am Niederrhein führt. Anlässlich der Schließung des Bergwerks 2012 hatte das Vorhaben eine umfängliche Unternehmensgeschichte zum Ziel, die sowohl wissenschaftlichen Ansprüchen genügen als auch einer breiteren Leserschaft zugänglich sein soll. Damit wurde zudem ein zentraler Bestandteil des linksrheinischen Bergbaus erstmalig historisch-systematisch dokumentiert.

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Projektleitung
Projektträger

Deutsches Bergbau-Museum Bochum

beteiligte forschende Bereiche
Laufzeit

01.01.2011 – 31.12.2012

  • Stefan Moitra: Tief im Westen. Ein Jahrhundert Steinkohlenförderung am linken Niederrhein. Von Friedrich Heinrich zum Bergwerk West, Bochum 2012.