Forschungsprojekte

Testen und Optimieren spezifischer Adsorbenzien für die präventive Behandlung von heimtückischen Kunststoffen (TESSA)
Die letzten zwei Jahrhunderte wurden durch die Verwendung von Kunststoffen bedeutend geprägt. Diese Materialien sind mittlerweile aus unserem industriellen, privaten und kulturellen Leben nicht mehr wegzudenken. Aus diesem Grund sind unter musealen Sammlungsgegenständen immer häufiger kunststoffbasierte Kulturgüter vorzufinden.
Gerade museale Objekte des industriellen Kulturerbes, wie die im Deutschen Bergbau-Museum Bochum, das weltweit größte Bergbaumuseum seiner Art, sind ohne Kunststoffe undenkbar. Der Erhalt und die Konservierung dieser musealen Kulturgüter stellen Museen in Zukunft vor Herausforderungen, denn die inhärente Instabilität der Kunststoffe führt zu einem mittelfristigen Zerfall der Objekte. Diesem Zerfall zu begegnen ist eine wichtige Zukunftsfrage im Umgang mit musealen Artefakten.

Bereits seit einiger Zeit versuchen Museen mit präventiven Maßnahmen museale Kunststoffobjekte zu schützen. Denn mit der Zeit kommt es bei bestimmten Kunststoffobjekten zu schädlichen Ausgasungen in die Umgebungsluft. Solche Kunststoffe werden als „heimtückische Kunststoffe“ (abgeleitet aus dem englischen von "malignant plastics") bezeichnet. Polyvinylchlorid, Celluloseacetat, Cellulosenitrat und vulkanisiertem Kautschuk gehören zu den heimtückischen Kunststoffen; sie emittieren Salzsäure, Essigsäure, Salpetersäure bzw. Schwefelsäure beim Degradationsprozess. In einer 2020 abgeschlossenen Bestandsaufnahme im Deutschen Bergbau-Museum Bochum konnten zahlreiche heimtückische Kunststoffe identifiziert werden. Diese Situation ist typisch für Technikmuseen weltweit, und auch für Museen generell, die polymeren Materialien beherbergen.

In der Regel versuchen Museen durch den flächendeckenden Einsatz von Sorptionsmitteln, sogenannten Adsorbenzien, die gefährdenden Stoffe aus der Umgebungsluft zu entziehen. Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass der Einsatz von unspezifischen Sorbenzien sich negativ auf den Objektbestand auswirken kann. Unspezifische Sorbenzien sind imstande, aus der Umgebungsluft musealer Artefakte zwar schädliche Gase zu entziehen, aber eben auch für den Erhalt der Objekte entscheidende Kunststoffbestandteile. Diese Erkenntnis macht es zwingend erforderlich spezifische Sorbenzien für Museen zu finden, welche der Umgebungsluft schädliche Gase entziehen, ohne dabei konservatorisch förderliche Bestandteile, beispielsweise Weichmacher, zu verändern.

Das Forschungsprojekt TESSA, „Testen und Optimieren Spezifischer Adsorbenzien für die Präventive Behandlung von Heimtückischen Kunststoffen“, setzt genau an dieser Entwicklungsfrage an und erforscht Sorptionsmittel mit spezifischer Wirksamkeit und optimiert sie für den Anwendungsbereich in Museen. Endziele des Projektes sind, die potenzielle gesundheitlichen Belastungen des Museumspersonals und die negativen Auswirkungen für Museumsobjekte durch heimtückische Kunststoffe zu reduzieren, und, letztendlich, die Bewahrung und Sicherung national wertvoller Kulturgüter durch die Entwicklung einer Strategie zum Schutz von Objekten und Menschen vor den Folgen anthropogener Immissionen.

Informationen zum Projekt

Laufzeit

01.05.2021 – 01.05.2024

Typ des Vorhabens

Forschungsprojekt / Sammlungsprojekt

Typ des Vorhabens

Forschungsprojekt / Sammlungsprojekt

gefördert durch: