Forschungsprojekte
Das Forschungsprojekt fragt nach der Rolle von Automatisierungsprojekten im Steinkohlenbergbau vor dem Hintergrund eines fortwährenden Modernisierungsdrucks. Mit der Grubenwarte nimmt es ein im Wortsinn zentrales Element großer Schachtanlagen in den Fokus. An ihr lässt sich der zeitgenössische Umgang mit den Potentialen und Grenzen von Automatisierungstechnologien zeigen. Seit Beginn der 1960er Jahre forcierten vor allem die größeren Zechen den Aufbau einer den gesamten Grubenbetrieb umfassenden ganzheitlichen Erfassung von betrieblichen Daten. Erst das Aufkommen von Mikroprozessoren in den 1980er Jahren ermöglichte die zeitliche Erfassung, Übertragung und Verarbeitung der anfallenden Datenmengen. Eine zentral koordinierte (Fern-)Steuerung geriet wieder in den Bereich des Möglichen, doch der „mannlose Streb“ blieb eine Utopie.
Das Dissertationsprojekt adressiert zwei Forschungsfelder. Zum einen greift es aktuelle technikhistorische Forschungen auf, die die Spezifik historischer Automatisierungskonzepte betonen und eine unzureichende Differenzierung des Automatisierungsbegriffes bemängeln. Zum anderen erweitert die Arbeit den Forschungsstand zur Bergbaugeschichte, in welchem die intensiven technologischen Veränderungen nach 1945 bisher, mit Ausnahme einzelner Handbuchbeiträge, nur am Rande Berücksichtigung fanden. Der Fokus auf Automatisierung erweitert das klassische Narrativ von der Mechanisierung des Bergbaus und hinterfragt ein mit der Automatisierung eng verbundenes teleologisches Geschichtsbild der Technikwissenschaften (Stichwort Industrie 4.0).
Informationen zum Projekt
Nikolai Ingenerf
Dr. Lars Bluma
Nikolai Ingenerf
Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Forschungsbereich Bergbaugeschichte
11/2015 – 08/2018
Prof. Dr. Helmut Maier (Betreuer), Historisches Institut, Ruhr-Universität Bochum
- Nikolai Ingenerf; Lena Asrih; Torsten Meyer: Bergbau als techno-naturales System, in: Der Anschnitt 71 (2019).