Metalla
Ausgabe 2.2

1995 ist Journal 2.2 der Zeitschrift METALLA erschienen. Die Leserschaft erwartet wie üblich ein Portfolio an vielfältigen Beiträgen und Themen.

Im südlichen Oberrheingebiet finden sich in der dem Schwarzwald vorgelagerten Vorbergzone eine Reihe von sedimentären Eisenerzvorkommen, die bis vor wenigen Jahren abgebaut wurden. Durch den modernen Bergbau, der sich vor allem auf die Lagerstätten im Gebiet von Ringsheim konzentrierte, wurden gelegentlich ältere Abbauspuren angeschnitten, die auch auf eine frühe Eisengewinnung in diesem Gebiet hindeuteten (Sauer 1956, 55ff.). Die Datierung konnte durch Funde und Befunde von Schmelzplätzen und Relikten von Rennfeueröfen erfolgen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit diesen Lagerstätten standen. Im Oberrheingebiet wurde von der Latenezeit bis ins Mittelalter Schmiedeeisen nach dem Rennfeuerverfahren produziert. Seit der frühen Neuzeit bis zum Ende des letzten Jahrhunderts gab es in dieser Region auch Hochofenwerke, in denen Roheisen produziert und weiterverarbeitet wurde. Der älteste Hochofenbetrieb ist urkundlich seit 1509 in Kandern im Markgräfler Land belegbar (Eisele 1965).

Durch die interdisziplinären Forschungen der letzten Jahre auf der Schwäbischen Alb wurde in Metzingen-Kurleshau eine bewußte Roheisenproduktion im 11./12. Jh. postuliert (Yalcin & Hauptmann 1995). Dieses Ergebnis gab den Anlaß zur Intensivierung der Forschungen auf dem Gebiet der früh- und hochmittelalterlichen Eisenproduktion. Im Rahmen des von der Volkswagen-Stiftung geförderten Forschungsvorhabens "Die Verhüttung von Eisenerzen im Vorland der mittleren Schwäbischen Alb" wurden die archäometallurgischen Funde (Erz, Schlacke und Metall) seit Januar 1993 im Institut für Archäometallurgie beim Deutschen Bergbau-Museum bearbeitet. Dabei ist es wichtig zu überprüfen, ob die Roheisenproduktion in Metzingen-Kurleshau ein Einzelfall ist oder in größerem Umfang stattgefunden hat. Der im Albvorland repräsentierte Zeitabschnitt (7. bis 13. Jh.) metallurgischer Aktivitäten bietet außerdem die Gelegenheit, technologische Entwicklungslinien zwischen den Rennofen- und Roheisenverfahren herauszuarbeiten. Es ist vor allem wichtig zu wissen, ob eine kontinuierliche Entwicklung besteht oder ob die Roheisenproduktion mit einem neuen Ofentyp abrupt einsetzt. Der vorliegende Bericht soll eine Übersicht der bisher erzielten Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Ergebnisse vermitteln, die demnächst ausführlich publiziert werden (Yalcin et al. in Vorb.).

Die ersten Hinweise a uf den Schieferbergbau in Westfalen führen auf das Gebiet von Hörre-Raumland. Die Anfänge reichten hier vermutlich bis ins 7. Jahrhundert zurück, wo in einer Schrift erwähnt wurde, daß unter Bischof Bonifazius die Kirche von Raumland bei Bad Berleburg mit Rauml änder Schiefer gedeckt wurde. Urkundlich aufgeführt wurden die Schieferbrüche von Raumland jedoch erst im Jahr 1 563 ( Piümpe 1916). Auch die Gruben des Barons von Papen-Antfeld haben nachweislich schon im Jahre 1 590 in Betrieb gestanden. ln den Kreisen Siegen, Burbach und M üsen läßt sich der Schieferbergbau bis ins 1 4. Jahrhundert zurückverfolgen. Dieser fand jedoch urkundlich keine Erwähnung und ist aufgrund der geringen Vorkommen schon seit vielen Jahrzehnten geschlossen. So besitzen nur die Gruben von Raumland und Bad Berleburg eine nachweislich längere Vergangenheit. Noch bis ins 17. Jahrhundert war in Mitteleuropa Schiefe rein Baustoff, der in erster Linie für öffentliche Gebäude, wie Burgen, Schlösser, Kirchen oder Patrizierhäuser genutzt wurde. Für Privathäuser wurden - je nach geographischer Lage Holzschindeln, Stroh und Reet als Dachdeckungsmaterialien verwendet. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde durch die Einführung von Feuer und Brandschutzverordnungen Schiefer auch im privatem Gebrauch verstärkt eingesetzt. Der Absatz beschränkte sich jedoch anfangs auf die nähere Umgebung der Grubenbetriebe.

Bezug der aktuellen Ausgabe: metalla@bergbaumuseum.de oder +49 234 282538-29

Preis: Ein Einzelheft kostet 20,00 €

Inhalt
  • Guntram Gassmann, Ünsal Yalfin & Andreas Hauptmann : Frühmittelalterliche Eisenproduktion in Kippenheim, Südbaden. Ein "missing link" zwischen Rennverfahren und Roheisentechnologie?, pp. 43-52
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  • Im südlichen Oberrheingebiet finden sich in der dem Schwarzwald vorgelagerten Vorbergzone eine Reihe von sedimentären Eisenerzvorkommen, die bis vor wenigen Jahren abgebaut wurden. Durch den modernen Bergbau, der sich vor allem auf die Lagerstätten im Gebiet von Ringsheim konzentrierte, wurden gelegentlich ältere Abbauspuren angeschnitten, die auch auf eine frühe Eisengewinnung in diesem Gebiet hindeuteten (Sauer 1956, 55ff.). Die Datierung konnte durch Funde und Befunde von Schmelzplätzen und Relikten von Rennfeueröfen erfolgen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit diesen Lagerstätten standen. Im Oberrheingebiet wurde von der Latenezeit bis ins Mittelalter Schmiedeeisen nach dem Rennfeuerverfahren produziert. Seit der frühen Neuzeit bis zum Ende des letzten Jahrhunderts gab es in dieser Region auch Hochofenwerke, in denen Roheisen produziert und weiterverarbeitet wurde. Der älteste Hochofenbetrieb ist urkundlich seit 1509 in Kandern im Markgräfler Land belegbar (Eisele 1965).
  • Ünsal Yalçın & Bernd Lychatz: Früh- und hochmittelalterliche Eisengewinnung im Vorland der mittleren Schwäbischen Alb. Naturwissenschaftlich-technologische Aspekte zur Rekonstruktion der Eisenverhüttung, pp. 53-62
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  • Durch die interdisziplinären Forschungen der letzten Jahre auf der Schwäbischen Alb wurde in Metzingen-Kurleshau eine bewußte Roheisenproduktion im 11./12. Jh. postuliert (Yalcin & Hauptmann 1995). Dieses Ergebnis gab den Anlaß zur Intensivierung der Forschungen auf dem Gebiet der früh- und hochmittelalterlichen Eisenproduktion. Im Rahmen des von der Volkswagen-Stiftung geförderten Forschungsvorhabens "Die Verhüttung von Eisenerzen im Vorland der mittleren Schwäbischen Alb" wurden die archäometallurgischen Funde (Erz, Schlacke und Metall) seit Januar 1993 im Institut für Archäometallurgie beim Deutschen Bergbau-Museum bearbeitet. Dabei ist es wichtig zu überprüfen, ob die Roheisenproduktion in Metzingen-Kurleshau ein Einzelfall ist oder in größerem Umfang stattgefunden hat. Der im Albvorland repräsentierte Zeitabschnitt (7. bis 13. Jh.) metallurgischer Aktivitäten bietet außerdem die Gelegenheit, technologische Entwicklungslinien zwischen den Rennofen- und Roheisenverfahren herauszuarbeiten. Es ist vor allem wichtig zu wissen, ob eine kontinuierliche Entwicklung besteht oder ob die Roheisenproduktion mit einem neuen Ofentyp abrupt einsetzt. Der vorliegende Bericht soll eine Übersicht der bisher erzielten Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Ergebnisse vermitteln, die demnächst ausführlich publiziert werden (Yalcin et al. in Vorb.).
  • K. Kirchner und J. Zallmanzig: Lagerstättenkundliche Übersichtsuntersuchung und materialkundliche Charakterisierung der westfälischen Schiefergruben, pp. 63-78
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  • Die ersten Hinweise a uf den Schieferbergbau in Westfalen führen auf das Gebiet von Hörre-Raumland. Die Anfänge reichten hier vermutlich bis ins 7. Jahrhundert zurück, wo in einer Schrift erwähnt wurde, daß unter Bischof Bonifazius die Kirche von Raumland bei Bad Berleburg mit Rauml änder Schiefer gedeckt wurde. Urkundlich aufgeführt wurden die Schieferbrüche von Raumland jedoch erst im Jahr 1 563 ( Piümpe 1916). Auch die Gruben des Barons von Papen-Antfeld haben nachweislich schon im Jahre 1 590 in Betrieb gestanden. ln den Kreisen Siegen, Burbach und M üsen läßt sich der Schieferbergbau bis ins 1 4. Jahrhundert zurückverfolgen. Dieser fand jedoch urkundlich keine Erwähnung und ist aufgrund der geringen Vorkommen schon seit vielen Jahrzehnten geschlossen. So besitzen nur die Gruben von Raumland und Bad Berleburg eine nachweislich längere Vergangenheit. Noch bis ins 17. Jahrhundert war in Mitteleuropa Schiefe rein Baustoff, der in erster Linie für öffentliche Gebäude, wie Burgen, Schlösser, Kirchen oder Patrizierhäuser genutzt wurde. Für Privathäuser wurden - je nach geographischer Lage Holzschindeln, Stroh und Reet als Dachdeckungsmaterialien verwendet. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde durch die Einführung von Feuer und Brandschutzverordnungen Schiefer auch im privatem Gebrauch verstärkt eingesetzt. Der Absatz beschränkte sich jedoch anfangs auf die nähere Umgebung der Grubenbetriebe.
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