Eine Kunst für sich – Modelle made by DBM

  Foto: Inga Schnepel

Eine Ausstellung lebt von seiner Gestaltung und seinen Exponaten. Allerdings ist es nicht immer möglich, das Original zu präsentieren. Manchmal erlaubt es seine Zerbrechlichkeit, seine schiere Größe oder seine Unverrückbarkeit nicht. Wenn der Ausstellungsmacher dennoch nicht auf dieses Exponat verzichten möchte, greift er auf eine Kopie zurück. Deren Herstellung bleibt zumeist unbeachtet, sie ist jedoch eine Kunst für sich.

Eine Ausstellung lebt von seiner Gestaltung und seinen Exponaten. Allerdings ist es nicht immer möglich, das Original zu präsentieren. Manchmal erlaubt es seine Zerbrechlichkeit, seine schiere Größe oder seine Unverrückbarkeit nicht. Wenn der Ausstellungsmacher dennoch nicht auf dieses Exponat verzichten möchte, greift er auf eine Kopie zurück. Deren Herstellung bleibt zumeist unbeachtet, sie ist jedoch eine Kunst für sich.

Es sind die Mitarbeiter der Modellbauwerkstatt des DBM, die hinter den Kulissen unserer Ausstellungen arbeiten. Sie bauen und erstellen Modelle aus verschiedensten Materialien, die so authentisch wie möglich aussehen sollen. Dazu ist allerhand technisches Wissen über verschiedenen Werkstoffe und räumliches Vorstellungsvermögen Voraussetzung. Die Ausbildung zum Modellbauer dauert dreieinhalb Jahre und kann in den Werkstätten des DBM absolviert werden. Robin Pechtl, Auszubildender im letzten Lehrjahr, gibt ausgehend von der letzten Sonderausstellung „BERGAUF BERGAB. 10.000 Jahre Bergbau in den Ostalpen“ Einblicke in das komplexe und spannende Berufsfeld.

Es ist 6 Uhr morgens. Vor dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum treffe ich Heinrich Schaber, Ausbilder und Leiter der Werkstätten und meine Kollegen Katrin Trojahn und Manuel Becker. Unsere Mission führt uns diesmal nach Österreich, zur Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, im Stadtbezirk Schwaz. Dort werden wir einen Epitaph (Gedenktafel) und einen Grabstein in Silikon abformen und in den Werkstätten des DBM nachbilden.
Am Nachmittag erreichen wir unser Ziel und legen direkt los: Wir richten unseren Arbeitsplatz ein, kleben Boden und Wände ab, legen die benötigten Werkzeuge und Materialien bereit. Zunächst befreien wir die Marmor- und Bronzetafel mit einem Pinsel vom Staub, anschließend reinigen wir die Oberflächen mit Öltüchern. Dann kann das Trennmittel aufgetragen werden und über Nacht aushärten.
Am nächsten Tag wird das Silikon angerührt und nach weiteren Sicherungssmaßnahmen auf beide Tafeln aufgetragen. Nach einer dünnen ersten Schicht streichen Trojahn und Pechtl eine zweite Silikonschicht auf, die ein Verdickungsmittel enthält. In die dritte Schicht betten sie zur Stabilität noch eine Gewebematte ein. Abschließend folgt eine weitere dünne Schicht, welche mit Spülmittel glattgezogen wird.
Tags darauf setzen wir an Stützen befestigte Spantafeln im Abstand von sieben Zentimetern vor die Tafeln und spritzen den entstandenen Hohlraum mit PU-Schaum aus. Auf diese Weise schaffen wir für die Silikonformen eine stabile Auflagefläche. Nachdem wieder einen Tag später alle Materialien ausgehärtet sind, entfernen wir alle Teile und ziehen die Silikonformen ganz vorsichtig von den Tafeln und reinigen diese abschließend gründlich.

Wieder zurück in Bochum beginnen wir in unseren Werkstätten mit der Nachbildung der Tafeln in Polydur und Kunstharz. Der nun folgende Prozess hat viel Ähnlichkeit mit der Arbeit in Österreich: Zuerst werden die Silikonformen mit einer Trennschicht bestrichen, dann folgt die erste dünne Schicht Polydur bzw. Kunstharz. Die nächsten Schichten bestehen aus in den genannten Materialien getränkten überlappend aufgelegten Glasfasermatten (Laminierverfahren). Durch eine weitere solche Schicht, in die Holzleisten eingearbeitet sind, erhält die Nachbildung noch mehr Stabilität. Sobald Polydur und Kunstharz ausgehörtet sind, kommt der große Moment: Die Silikonform wird von der Nachbildung der Marmortafel abgezogen. In der Malerabteilung des DBM bekommen die Kopien ihren letzten Anstricht. Nach der Kolorierung durch die Kollegen kommen sie dem Original schon sehr nahe.

Die fertigen Modelle waren in der letzten Sonderausstellung „BERGAUF BERGAB. 10.000 Jahre Bergbau in den Ostalpen“ zu sehen und werden einen neuen Platz in der momentan in Planung befindlichen neuen Dauerausstellung finden.

Schwaz im Unterinntal entwickelte sich Ende des 15. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten Montanzentren für Silber in den Alpen. Der marmorne Grabstein (2,10 m x 1,30 m) des 1491 verstorbenen Christian Tänzl drückt den Machtanspruch des mächtigen Schwazer Gewerkengeschlechts aus. In jener Zeit bestimmten Großgewerke den Schwazer Bergbau und brachten es zu großem Reichtum. Der Kaiser erhob sie sogar in den Adelsstand. Davon zeugt beispielsweise das bronzene Epitaph (2,06 x 1,38 m) des Berg- und Schmelzherr Hans Dreyling. Der in den Adelsstand erhobene Berg- und Schmelzherr starb 1573. Die Dreylings waren eine der wenigen Familien, die noch nach der Mitte des 16. Jahrhunderts im Geschäft blieben. Der Schwazer Bergbau war in die Krise geraten, weil das Hauptinteresse der Großgewerken darin lag, Maximalrenditen zu erzielen. Investitionen wurden wesentlich zurückhaltender getätigt.