Internationale Tagung zu Oral History am Deutschen Bergbau-Museum Bochum

Foto: Deutsches Bergbau-Museum Bochum

Anfang der Woche trafen sich internationale Forscherinnen und Forscher zum interdisziplinären Austausch über Fragestellungen und Themen im Bereich Oral History.

Im montan.dok ist seit Herbst 2014 ein Forschungsprojekt zur Erinnerungskultur im Steinkohlenbergbau in Bearbeitung. Gemeinsam mit der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets (SGR) ist unter dem Titel „Digitaler Gedächtnisspeicher: Menschen im Bergbau“ ein mehrköpfiges Team dabei, lebensgeschichtliche Interviews mit Zeitzeugen des Bergbaus durchzuführen und zu dokumentieren. Neben der praktischen Interviewtätigkeit steht das Projekt in einem regen Austausch mit anderen Wissenschaftlern im In- und Ausland, die an ähnlichen Fragestellungen und Oral-History-Vorhaben arbeiten. 

Wie das Ruhrgebiet, so sind zahlreiche europäische und außereuropäische Industrieregionen in den letzten Jahrzehnten von einem tiefgreifenden Strukturwandel betroffen. Industriell geprägte Landschaften und Städte sehen sich gezwungen, sich von alten Identitäten zu lösen, neue Infrastrukturen zu schaffen und Arbeitslosigkeit und Bevölkerungsabwanderung zu kompensieren. 

Die von Stefan Moitra, montan.dok, und Irene Diaz Martinez, Archivo de Fuentes Orales para la Historia Social de Asturias, organisierte internationale Tagung „(Post-)Industrial Narratives: Remembering Labour and Structural Change in Oral History“ widmete sich vom 5. bis 7. Dezember 2016 am DBM der Frage, wie die Akteure des Strukturwandels mit den daraus resultierenden Veränderungen umgehen. Historiker, Soziologen und Ethnologen aus Europa, Kanada und Australien nahmen Erinnerungen an die Montanindustrie, den Maschinenbau, aber auch an Werft- und Hafenarbeit in den Blick, um die Erzählungen von industrieller Arbeit und Deutungen des Wandels vergleichend zu betrachten. Die Tagungssprache war englisch. 

An den ersten beiden Tagen wurden in jeweils themenspezifischen Vortragsblöcken Impulsreferate von den internationalen Wissenschaftlern gehalten. Die Panels beschäftigten sich mit den Schwerpunkten „Mining Communities“, „Steel Industry“, „Docks, Harbours and Ship Yards“ sowie „Oral History, Industrial Heritage and Musealizations“. In anschließenden Diskussionen ging es auch darum, wie sich post-industrielle Erinnerungskulturen zwischen nostalgischer Verklärung, sozialen Auseinandersetzungen und im Umgang mit gesundheitlichen und umweltpolitischen Folgen alter Industrien voneinander unterscheiden. Ergänzend zum Tagungsprogramm fand am letzten Tag eine Exkursion unter anderem mit einer Befahrung der untertägigen Wasserhaltung auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein statt.

Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte und von der RAG Aktiengesellschaft unterstützte Tagung fand in Kooperation mit dem European Labour History Network (ELHN) statt, das im Rahmen der Tagung auch ein Netzwerktreffen durchführte.

Informationen zum Deutschen Bergbau-Museum Bochum-Forschungsprojekt „Digitaler Gedächtnisspeicher: Menschen im Bergbau“ finden Sie hier.