Objekt auf Reisen: Ein Modell in Freiberg

Foto: montan.dok

Eine Sonderausstellung im Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg zur 250-jährigen Geschichte des industriellen Erzbergbaus in Freiberg zeigt auch ein Objekt aus den Musealen Sammlungen des Montanhistorischen Dokumentationszentrums (montan.dok) des Deutschen Bergbau-Museums Bochum: Brendels ortsveränderliche Dampfmaschine von 1807.

250 Jahre Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Freiberger Erzbergbaus und der Stadt im Industriezeitalter stehen im Fokus der Sonderausstellung „Vom Gnadengroschen zur Rentenformel“. Über Jahrhunderte prägte der Bergbau Freiberg selbst und die Region. Vielfältig sind die Zeugnisse dieser Zeit bis heute in Landschaft, Gebäuden und Sprache sichtbar.

Unbeachtet bleibt jedoch meist eine indirekte Folge der Bergarbeit: Die Knappschaft, eine Gemeinschaft der Bergleute, bildet den Ursprung unserer heutigen Sozialversicherungssysteme. Die Ausstellung nimmt im Jahr der Industriekultur die Arbeit im Freiberger Bergbau und Hüttenwesen in den Blick – vom ursprünglichen, in der Sammelbüchse der Freiberger Hüttenknappschaft aufbewahrten „Gnadengroschen“ bis zum Grundsatz in der heutigen Rentenformel.

Ein weiteres Objekt in der Freiberger Sonderausstellung kommt aus Bochum. Das montan.dok stellt aus der Objektklasse der Modelle für das Sammlungsgebiet Wasserhaltung im Bereich Bergtechnik das Modell von Brendels ortsveränderlicher Dampfmaschine aus dem Jahr 1807.

Wer war Christian Friedrich Brendel?

Christian Friedrich Brendel (26.12.1776-20.11.1861) war ein deutscher Bergingenieur und Maschinendirektor des sächsischen Bergbaus. In Neustädtel/Erzgebirge als Sohn eines Bergmanns geboren, erlernte er traditionell zunächst den Beruf des Bergmanns. 1796 ging er nach Freiberg, wo er in den Gruben Morgenstern und Himmelfürst arbeitete. 1797 bewarb sich Brendel zwecks Studium an der Bergakademie Freiberg. Unter der Auflage, später für den sächsischen Staatsdienst zu arbeiten, bekam er ein Stipendium. 1802 beendete er sein Studium, in welchem er sich schon besonders im Wesen der Maschinenbaukunde hervortat.

Zunächst trat Brendel die Stelle eines Obersteigers auf dem Theresenberger Stollen in Linda an. Im gleichen Jahr ging er auf Empfehlung Heinrich von Trebas, einem Lehrer aus seiner Studienzeit, auf eine Reise nach England. Dort sollte er die englische Maschinentechnik, und besonders die der Dampfmaschinen im Bergbau, auf das Genaueste studieren. 1805 kehrte Brendel nach Sachsen zurück.

Die „Ortsveränderliche“

Da im Freiberger Raum keine maschinentechnische Stellung vakant war, wechselte er als Salinenbaumeister zu der kurfürstlich-sächsischen Saline Dürrenberg. Dort baute er ab 1807 seine erste Dampfmaschine, eben die „ortsveränderliche“, die zum Pumpen eingesetzt wurde. Wohl auf Grund seiner in England erworbenen Kenntnisse fiel die Konstruktion der Maschine sehr innovativ aus. Deren Grundkonzept war die Zerlegbarkeit des Gestelles und der Maschinenteile, bereits ein Vorläufer der späteren Lokomobile.

Nach dem Ende der napoleonischen Kriege fiel Dürrenberg an Preußen, und Brendel kehrte zurück nach Freiberg. 1811 trat Brendel die Stellung des verstorbenen Kunstmeisters Gottfried Baldauf an. Nun war er der oberste Maschinenbeamte des sächsischen Bergbaus, dem auch noch andere Bereiche unterstanden. Ab 1817 trug Brendel den Titel des Maschinenbaudirektors, welchem die Entscheidung über den Bau und Einsatz im gesamten sächsischen Berg- und Hüttenwesen oblag. In den Folgejahren konstruierte Brendel weitere Dampfmaschinen, Wassersäulenmaschinen, Turbinen, Wassergöpel und Gebläse. 1846 wurde Brendel zum Bergrat ernannt, bevor er 1851 in den Ruhestand trat.

Das Modell von 2010

Das Modell von Brendels ortsveränderlicher Dampfmaschine aus dem Jahr 1807 entstand 2010 – 2011 nach Kopien der Originalzeichnungen im Maßstab von ca. 1:20 durch Uwe Broihan. Viele Details mussten durch Hilfsskizzen und Maßermittlungen erarbeitet werden. Hier und da mussten auch kleinere Kompromisse zu Gunsten der Funktion gemacht werden, die aber keinen Gegensatz zum Original bilden. Die Fertigung des Gestells erforderte den Zuschnitt und das Aushobeln diverser Querschnitte. Wie bei dem Original ist das aus Buchenholz gefertigte Gestell voll zerlegbar. Die meisten Metallteile wurden aus Messing gefertigt, „wobei die Anfertigung der vielen originalen Vierkantschrauben und Muttern fast schon eine Strafarbeit war“ (Broihan). Der Zeitaufwand für den Bau dieses Modells betrug um die 800 Arbeitsstunden. Da Modell wurde im Jahr 2011 in die Musealen Sammlungen im montan.dok übernommen.

Objektdaten

montan.dok 030006657001
Material: Holz, Messing, Kupfer, Stahl
Größe: Höhe: 37,5 cm, Breite: 53,3 cm, Länge 22 cm

Die Sonderausstellung „Vom Gnadengroschen zur Rentenformel“ im Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg ist bis zum 28. Februar 2021 zu sehen. Weitere Informationen finden Sie hier.