Objekt auf Reisen: Porzellansammlung in Wieliczka

Foto: Helena Grebe

Die Porzellansammlung der 2010 gegründeten Achim und Beate Middelschulte-Stiftung ist in ihrem Inhalt und ihrem Umfang weltweit einzigartig. Sie konzentriert sich auf mit bergbaulichen Motiven künstlerisch gestaltetes Porzellan des 18. Jahrhunderts. Die Sammlung umfasst über 100 Exponate und wird im Rundgang Kunst des Deutschen Bergbau-Museums Bochum gezeigt. Nun ist die gesamte Sammlung als Objekt auf Reisen auf dem Weg in das Museum der Krakauer Salinen in Polen. Dort wird sie in der Ausstellung „Bergbau und Kunst – Die Middelschulte Porzellansammlung“ präsentiert.

Bergbau und Porzellan? An der Schwelle zum 18. Jahrhundert begeisterten sich die Menschen besonders für Porzellan – für das „Weiße Gold“. Porzellan aus China trat in Europa seinen Siegeszug an. Doch das Rezept für die Herstellung wurde in China gut gehütet. Der sächsische Kurfürst Friedrich August I., König von Polen, trieb den Entwicklungsprozess daher selbständig voran. Unter Beteiligung des Alchimisten Johann Böttger gelang es Anfang des 18. Jahrhunderts Porzellan herzustellen. Am 23. Januar 1710 gründete der Kurfürst auf der Albrechtsburg in Meißen die erste europäische Porzellanmanufaktur. Lange Zeit blieb sie die Nummer eins in Europa.

Der für die Herstellung von Porzellan benötigte Rohstoff Kaolin kam und kommt bis heute für die Meißener Manufaktur aus dem Erzgebirge. Sein Abbau unterstand damals dem Sächsischen Oberbergamt. Figuren von Berg- und Hüttenleuten sowie Motive mit bergbaulichem Hintergrund und Tätigkeiten fanden sich daher häufig auf Porzellanteilen wieder. Das galt nicht nur für Meißen. Auch in Fürstenberg gibt es vermehrt Bergbaumotive als Ausdruck der Nähe zur Bergbauproduktion im Harz.

Die Porzellansammlung der Achim und Beate Middelschulte-Stiftung fokussiert Porzellan mit bergmännischen Motiven aus dem 18. Jahrhundert. Sie umfasst unter anderem Figuren, Tafelgeschirr, Putti und Galanteriewaren.

Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden prachtvolle Kleinskulpturen aus Porzellan. Einzelfiguren, Folgen und Gruppen präsentierte man als Schaustücke auf Kommoden und Konsolen. Sie dienten aber auch der Tischverzierung. Die Figuren ersetzten die aufwendig hergestellten Aufsätze aus Teig und Zucker und boten der Gesellschaft als Tafelaufsätze einen unterhaltsamen Anlass zur Konversation. Zeitgleich entwickelten sich die Tischsitten bei Hof rasant weiter. Die Speisen wurden zunehmend verfeinert und das Tischzeremoniell immer prächtiger ausgestaltet. Der Adel speiste nach dem Vorbild Versailles „à la française“: Das Essen wurde in mehreren Gängen serviert. Dies schlug sich auch in der Porzellankunst nieder. Es entstanden Tafelservices mit einheitlich gestalteten Dekoren und einer bisher nicht gekannten Anzahl an Teilen. Die qualitätsvollen Malereien zeigen teils ungewöhnliche Szenen und vermitteln einen detailreichen Einblick in die Arbeits- und Alltagswelt der Bergknappen. Inbegriff spielerischer, verträumter Leichtigkeit sind Putti. In der heidnisch-mythologischen Terminologie werden sie als Liebesgötter verstanden; in der christlichen Kultur finden sie als Schutzengel Verehrung. Die meist nackten Knabenfiguren galten vom 16. bis 19. Jahrhundert als beliebte Motive. Bergmännische Putti gibt es als Einzelfiguren und als Gruppen. Sie lassen sich an den charakteristischen bergmännischen Attributen wie Leder, Tschärpertasche und Schachthut erkennen.

Als Bergassessor in dritter Familiengeneration ist Dr.-Ing. e. h. Achim Middelschulte dem Bergbau eng verbunden. Der langjährige Personalvorstand des Energieunternehmens E.ON Ruhrgas AG hat früh ein großes Interesse für Kunst und Kultur entwickelt, wobei sein Herz insbesondere für das bergbaulich geprägte Porzellan schlägt. Seine Kennerschaft auf diesem Gebiet wuchs während der vielen Jahre als Vorsitzender des Freundeskreises der Dresdner Porzellansammlung. 2010 brachten Beate und Achim Middelschulte ihre umfassende bergmännische Porzellansammlung in die gleichnamige Stiftung ein. Sie wird seitdem im Deutschen Bergbau-Museum Bochum bewahrt und ausgestellt.

Die Ausstellung „Bergbau und Kunst – Die Middelschulte Porzellansammlung“ ist vom 23. Mai bis 22. Oktober 2023 im Museum der Krakauer Salinen zu sehen.