Objekt auf Reisen - heute: Rudolf Bellings Plastik eines Bergmanns

Foto: Deutsches Bergbau-Museum Bochum | montan.dok

Objekte unserer Musealen Sammlungen sind nicht nur im Museum selbst zu sehen, in unseren Depots und Archiven untergebracht oder derzeit für die Zeit des Umbaus verpackt und ausgelagert. Einige unserer Objekte werden auch als Leihgabe für Ausstellungen an anderen Häusern angefragt und von den Kollegen des montan.dok immer wieder auf Reisen gebracht.

Ein aktuelles Beispiel befindet sich gerade in Berlin in der Ausstellung „Rudolf Belling. Skulpturen und Architekturen“ im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, 8. April bis 17. September 2017:

Dargestellt ist ein Bergmann, bekleidet mit Hose, Stiefeln und Kappe. Mit der rechten Hand stützt er sich auf demStiel einer Keilhaue ab, der linke Arm ist in der Hüfte abgestützt. Die Plastik eines Bergarbeiters, die von der Reichsknappschaft im Jahre 1930 in Auftrag gegeben worden war, wurde von Rudolf Belling (1896-1972) für das Foyer des neu erbauten Gebäudes der Berliner Reichsknappschaft geschaffen. Sie zählt zu den eindrucksvollsten Beispielen seiner Schaffensperiode im „stilisierten Naturalismus“.

Die Plastik des „Bergarbeiters“ spiegelt in ihrer Haltung deutlich die Zeit der Weltwirtschaftskrise mit ihren desaströsen Auswirkungen auf das Leben der Menschen im Allgemeinen und die Knappschaftsversicherung im Besonderen wider. Der Blick des mit nacktem Oberkörper wiedergegebenen Bergarbeiters ist gesenkt, sein Haupt mit einem Filzhut bedeckt, lange Hose und derbe Schuhe bilden die Kleidung. Der im Kontrapost stehende kraftvoll und muskulös ausgebildete Bergmann hat seine linke Hand in die Hüfte gestemmt, seine Rechte stützt sich auf die hinter dem rechten Bein auf dem Boden aufgesetzte Keilhaue als dem traditionellen Gezähe des Bergmanns, die trotz fortgeschrittener Mechanisierung des Bergbaus zu jener Zeit durchaus noch üblich gewesen war. Der metallisch wirkende Körper des Bergarbeiters, der „mit einem Brustpanzer“ bekleidet zu sein scheint, ist auf der einen Seite realistisch, aber durchaus auch abstrakt-stilisierend, fast abweisend gearbeitet, der anthrazitfarbene Eisenguss erweist sich als der adäquate Werkstoff im Vergleich zu Kohle und Stahl. Als Sockel dient eine schlichte quadratische Bodenplatte. 

Der „Bergarbeiter“ wurde 1985 nach Bochum übertragen. Erhalten hat sich auch eine aus Eisen bestehende, verkleinerte (790 mm hohe) Ausführung aus dem Jahre 1930, von der sich ein Exemplar im Museum der bildenden Künste Leipzig befindet.

Informationen zur aktuellen Ausstellung in Berlin: www.rudolfbellinginberlin.de

Für die Recherche in den Beständen des montan.dok: www.montandok.de