Renommiertes Stipendium für DBM-Wissenschaftler

Dr. Torsten Meyer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsbereich Bergbaugeschichte, nimmt seit Anfang Oktober ein dreimonatiges Forschungsstipendium an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Forschungsstätte für Mittelalter und Frühe Neuzeit, wahr.

An der ETH Zürich und als assoziiertes Mitglied der Forschungsinitiative „Wissensgeschichte der Architektur – Epistemic History of Architecture“ (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin und Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom) arbeitete Meyer in den letzten Jahren zum Themenfeld des Bauwissens vom 16.-19. Jahrhundert. Sein dreimonatiges Forschungsstipendium knüpft hieran an. Torsten Meyer ist seit 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter im DBM-Forschungsprojekt „Vom Boom zur Krise – Der deutsche Steinkohlenbergbau nach 1945“ und erforscht die Authentifizierungsprozesse von industriellen Kulturlandschaften.

Meyers Projekt Die ‹Ökonomie der Natur› und die ‹Ökonomien des Bauens› in der Frühen Neuzeit zielt darauf, die Bedeutung der ‹Ökonomie der Natur› für das Bauen in der Frühen Neuzeit herauszuarbeiten. Der Begriffsplural ‹Ökonomien des Bauens› dient dabei der strukturellen Unterscheidungen von frühneuzeitlichen Großbauprojekten und solchen, die als alltäglich anzusprechen sind: Konnten sich Großbauprojekte, aufgrund großer finanzieller Ressourcen und staatlicher Zugriffsmöglichkeiten auf Arbeitskräfte sowie auf die zum Bauen notwendigen Georessourcen, zumindest ansatzweise von der ‹Ökonomie der Natur› befreien, galt dieses nicht für alltägliche Bauprojekte. Sie blieben zum einen rückgebunden an lokal und regional anstehende natürliche Baumaterialien und zum anderen waren sie eingebunden in den agrarischen Rhythmus, nicht nur bezüglich der geplanten Bauarbeiten, sondern auch der Baumaterialgewinnung und -herstellung – so z. B. bei der Eigengewinnung des Bauholzes und der Produktion von Backsteinen.

Mit der Verwendung des Begriffs ‹Ökonomien des Bauens› soll zudem darauf verwiesen werden, dass im Projektfokus nicht nur gestalterische und finanzielle Bauwissensbestände stehen. Die Begrifflichkeit schließt darüber hinaus auch solche Wissensbestände ein, die Bauplanung und -logistik berührten, mithin grundlegend für eine erfolgreiche Bauausführung waren. Um solchen Wissensbeständen über die ‹Ökonomien des Bauens› nachzuspüren, werden nicht primär die Architekturtraktate der Frühen Neuzeit, sondern verstärkt andere Genres (Haushaltungslehren, Schriften zur Polizeiwissenschaft, Staatskunden etc.) untersucht.