So wird ein Schuh draus – Materialkundliche Forschung an Sicherheitsschuhen

Foto: Heinz-Werner Voß

Im Rahmen des europäischen Kulturerbejahres präsentieren die acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft ihre Arbeit zum Erhalt des kulturellen Erbes. Eine eigene Videoreihe führt in diesem Zusammenhang in Bereiche hinter den Kulissen, in Forschungslabore oder Werkstätten. Das DBM zeigt in seinem Clip materialkundliche Forschung am Beispiel von Sicherheitsschuhen aus dem Bergbau.

In unserer Umgebung sind Kunststoffe heutzutage allgegenwärtig, sie sind Bestandteil vieler Alltagsgegenstände. In Form kulturhistorisch bedeutsamer Objekte werden sie daher auch Gegenstand musealer Sammlungen. Die Forschung zur Erhaltung von Kunststoffen stellt jedoch in der Konservierungsforschung noch eine junge Disziplin dar, in der wenige Erfahrungswerte zum natürlichen Alterungsverhalten von Kunststoffen über lange Zeiträume hinweg existieren.

Der Forschungsbereich Materialkunde des Deutschen Bergbau-Museums Bochum widmet sich dieser jungen Disziplin anhand einer Sammlung von über 50 Sicherheitsschuhen aus dem Bergbau. Sie sind originale Zeugnisse einer Zeit, in der das Ruhrgebiet sozial und kulturell durch den Steinkohlenbergbau geprägt war, und stellen mit ihrer Materialvielfalt (Kunststoff, Leder, Baumwolle) für die Konservierung eine große Herausforderung dar.

Die Schuhsammlung stammt von der Zeche Consolidation, Gelsenkirchen, und war bis zum Umbau des Museums als Installation einer Kauensituation Teil der damaligen Dauerausstellung. Während der Benutzung unter Tage und in der Ausstellung selbst waren die Schuhe mechanischen und chemischen Belastungen, einer hohen Luftfeuchte und wechselnden klimatischen Bedingungen ausgesetzt. Dies führte zu einer starken Schädigung der Schuhe.

Um die Schuhe für die Nachwelt zu sichern und um Erkenntnisse über die bestmöglichen Umstände zur Bewahrung dieser und ähnlicher Objekte zu gewinnen, werden die Sicherheitsschuhe im materialkundlichen Labor des Museums untersucht. Chemikerin Dr. Elena Gómez Sánchez, Forschungsbereich Materialkunde, leitet die Untersuchungen zur Alterung von Polyurethankunststoffen im Bereich des Kulturerbes und berichtet in dem Film der Leibniz-Gemeinschaft über ihre Arbeit.

Über die Filme

In der Filmreihe stellen die Leibniz-Forschungsmuseen ihre Arbeit auf den Gebieten Konservierung und Restaurierung vor. Die Filme zeigen die Begeisterung für die spezifischen Tätigkeiten. Die acht Museumsfilme werden auf dem YouTube-Kanal der Leibniz-Gemeinschaft jeweils freitags unter http://bit.ly/LeibnizMuseen-Kulturerbefilme veröffentlicht. Ein Projekt gefördert aus Mitteln des Aktionsplans Leibniz-Forschungsmuseen.

Der Forschungsbereich Materialkunde

Im Forschungsbereich Materialkunde stehen materialorientierte Lösungsansätze zur Erhaltung und Erforschung des kulturellen Erbes im Interessenfokus. Hier werden nahezu alle anorganischen und organischen Materialien auf ihre chemischen, strukturellen und physikalischen Zusammensetzungen hin untersucht und je nach Fragestellung und Beschaffenheit der Probe eine geeignete Vorbereitung und Methode ausgewählt. Der Forschungsbereich verfügt über vielfältige Einrichtungen, die insbesondere in den Projekten der Montanarchäologie und Archäometallurgie eine große Rolle spielen jedoch auch externen Auftraggebern zur Verfügung steht. Weiter liegt der Fokus auch auf der Untersuchung und Identifikation sog. „heimtückischer Kunststoffe“ die den Erhaltungszustand benachbarter Materialien beeinträchtigen können. Weitere Infos zur Materialkunde finden Sie hier.

Die Leibniz-Gemeinschaft

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 93 selbstständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 19.100 Personen, darunter 9.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro. Weitere Informationen unter: www.leibniz-gemeinschaft.de