Auf breiten Schultern – 750 Jahre Knappschaft

01. Juli 2010 bis 20. März 2011

Eine Ausstellung des Deutschen Bergbau-Museums Bochum in Zusammenarbeit mit der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft - Bahn - See

da war nichts als Feuer um mich herum und ein Stück Gestein traf mir das lincke Bein, so dass es zweymahl gebrochen … auch meine Augen so beschädigt waren, das ich kein Licht mehr sehen konte …Meine Bergbrüder …kamen mir zu Hülffe …einer…brachte mich auf die Strecke…Meine anderen Bergbrüder…warteten meiner, hielten mich umarmt von beyden Seiten…Dies berichtet der Bergmann Ernst Christian Wiegand aus St. Andreasberg im Harz über einen schweren Unfall, den er beim Sprengen mit Schwarzpulver 1795 erlitt. Es dauerte sechs Monate, bis er in der Erzaufbereitung wieder eine leichte Arbeit aufnehmen konnte. Nur ein halbes Jahr später brannte ein großer Teil von Andreasberg ab.

Dass die Stadt wieder aufgebaut werden konnte und der Unfall die Familie nicht ins Elend stürzte,  war Wiegands „Bergbrüdern“ und ihrer Solidarorganisation, der Knappschaft, zu verdanken. Sie zahlte ihm „Gnadenlohn“ während der Heilungsphase, sie gewährte den Andreasbergern Kredite zum Wiederaufbau ihrer Häuser: Die Lasten aus dem Bergmannsberuf und seinen Risiken wurden auf alle Schultern verteilt, nur so konnte man sie stemmen. 

Am 28. Dezember 1260 wurde in Goslar eine Urkunde ausgestellt, die erstmals eine der Knappschaft ähnliche Organisation erwähnt. Seither  ist diese Tradition nicht abgerissen. Es sind Hunderttausende Bergleute gewesen, denen ihre Knappschaft Unterstützung gab, von Anfang an getragen sowohl von den Eignern als auch von den Arbeitskräften der Gruben. Erhalt und Wiederherstellung der Arbeitskraft, Aufrechterhaltung des sozialen Friedens – als disziplinierte, freilich auch disziplinierende Kraft entwickelte sich die Knappschaft über die Jahrhunderte, stets im Spagat zwischen ihren Mitgliedern und den immer auch politisch mächtigen  Herren des Bergbaus – Breitschultrigkeit war nie problemlos.

Ursprünglich eine umfassende berufsständische bergbauliche Interessenvertretung, entwickelte sich die Knappschaft im Industriezeitalter zu einer modernen Renten- sowie  Krankenversicherung mit eigenen medizinischen Einrichtungen;  von 2000 an wurde die Knappschaft nach und nach auch für Versicherte außerhalb des Bergbaus geöffnet  und ist – sozusagen als ein Erbe der Bergbautradition – heute als Krankenversicherung für jeden wählbar. Ihre Geschichte ist zugleich ein gewichtiges Stück Geschichte der staatlichen Sozialversicherung in Deutschland.

Die Ausstellung über die älteste Sozialversicherung der Welt ermöglicht anhand anschaulicher Inszenierungen und wertvoller Originalgegenstände und -dokumente tiefe Einblicke in das Leben der Bergleute seit dem Mittelalter und bis zur Gegenwart.

Informationen zur Ausstellung

  • Kurator: Dr. Christoph Bartels
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