22. BIS 24. März 2017
Vom Boom zur Krise: Der deutsche Steinkohlenbergbau nach 1945
Das Ruhrgebiet als Vergleichsfolie für Transformationsprozesse in der Schwerindustrie

Die Tagung wird sich mit dem Ruhrbergbau und den Reaktionen der verschiedenen Akteure auf die Herausforderungen durch die sich wandelnden Rahmenbedingungen nach 1945 auseinandersetzen. Im Fokus stehen die unternehmerischen und technischen Entwicklungen sowie die gesellschaftlichen und sozio-ökonomischen Transformationsprozesse, die sich zu dieser Zeit an Ruhr, Emscher und Lippe vollzogen. Diese Transformationsprozesse sollen zugleich vergleichend mit anderen Industrieregionen und schwerindustriellen Branchen betrachtet werden, um die Entwicklungen im Ruhrbergbau in einen breiteren internationalen Kontext einbetten zu können.
Tiefgreifende strukturelle Transformationen kennzeichneten den Entwicklungsprozess des Steinkohlenbergbaus an der Ruhr nach 1945. Nachdem der Ruhrbergbau bis 1951 zunächst den alliierten Besatzungsbehörden unterstellt war, erfolgte durch die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl die Integration der deutschen Steinkohlen- und Stahlindustrie in den europäischen Wirtschaftsraum. Der Überwindung der Folgen des Zweiten Weltkriegs folgte, im Anschluss an eine kurze Phase des Booms, die Kohlekrise von 1958. Diese bildete den Auftakt zu einer Dekade, die als „Satteljahrzehnt“ des Ruhrbergbaus gelten kann.
So wandelte sich der deutsche Steinkohlenbergbau in den 1960er Jahren von einer boomenden Industrie zu einem schrumpfenden Wirtschaftssektor, dem in der Bundesrepublik dennoch eine Sonderstellung zukam: Während die Bedeutung der Steinkohle gegenüber anderen Energieträgern abnahm, erlangten Bergbautechnik und Montanwissenschaften zugleich international eine bis heute führende Stellung. Unterdessen wurden aufgrund der regionalen Dominanz der Montanindustrie die Rationalisierungsmaßnahmen von staatlichen Subventionen und Hilfen von Land und Bund begleitet, um die sozialen und ökonomischen Folgen des Strukturwandels für das Ruhrgebiet abzufedern. Auch die übrigen europäischen Reviere hatten mit krisenhaften Erscheinungen zu kämpfen, wobei sich die Reaktionen der beteiligten Akteure transnational und -regional unterschieden.
Vor diesem Hintergrund will sich die Tagung, die vom 22. bis zum 24. März 2017 in Bochum stattfindet, mit dem Ruhrbergbau und den Reaktionen der verschiedenen Akteure auf die Herausforderungen durch die sich wandelnden Rahmenbedingungen nach 1945 auseinandersetzen. Von Interesse sind hierbei sowohl die unternehmerischen und technischen Entwicklungen, als auch die gesellschaftlichen und sozio-ökonomischen Transformationsprozesse, die sich zu dieser Zeit an Ruhr, Emscher und Lippe vollzogen. Die Tagung hat zudem die Absicht, diese Transformationsprozesse vergleichend zu betrachten.
Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos. Eine Anmeldung ist bis zum 8. März 2017 möglich.
Sie können das Formular auch abspeichern und per Email an Chris.Buchholz@bergbaumuseum.de senden.
Die Tagung wird im Rahmen des von der RAG-Stiftung geförderten Projekts „Vom Boom zur Krise: Der deutsche Steinkohlenbergbau nach 1945“ am Deutschen Bergbau-Museum Bochum veranstaltet.
14:00 Uhr |
Begrüßung |
14:30 – 17:00 Uhr |
Wissenschaft als Ressource im (westdeutschen) Steinkohlenbergbau nach 1945
Moderation: Lars Bluma
Stefan Moitra: Verwissenschaftlichung à la longue durée? Wissenschaftsstrukturen im Ruhrbergbau vor und nach der Krise Daniel Trabalski: Partizipative Risikopolitik. Die Silikose im Ruhrkohlenbergbau nach 1945 Martha Poplawski: „Richtig Führen im Bergbau“. Zur Verortung der arbeitswissenschaftlichen Expertise in dem Verwissenschaftlichungsprozess des 20. Jahrhunderts |
18:00 Uhr |
Conference Dinner |
09:00 – 10:45 Uhr |
Technische Innovationen im Steinkohlenbergbau nach 1945
Moderation: Helmut Maier
Dietmar Bleidick: Die Mechanisierung des Steinkohlenbergbaus nach 1945. Ein Überblick Nikolai Ingenerf: Von ROLF zu ISU – Automatisierung im Steinkohlenbergbau? |
10:45 – 11:15 Uhr |
Pause |
11:15 – 13:00 Uhr |
Industrielle Beziehungen und technischer Wandel nach 1945
Moderation: Stefan Berger
Moritz Müller: Die Haltung der Gewerkschaften zum technisch-sozialen Wandel der Arbeitswelt in den 1970er/1980er Jahren Karsten Uhl: Die Computerisierung der Druckindustrie und der Wandel der industriellen Beziehungen |
13:00 – 14:45 Uhr |
Mittagspause |
14:45 – 16:00 Uhr |
Absatzorganisation im Steinkohlenbergbau nach 1945
Moderation: Dieter Ziegler
Juliane Czierpka: Der Absatz der Ruhrkohlen als Streitpunkt in den Verhandlungen zum Schuman-Plan Eva Maria Roelevink: „Der Cadillac des holländischen Kohlenhändlers“ und die Transformation auf dem niederländischen Kohlenmarkt nach 1945 |
17:30 Uhr |
Abendvortrag (im DBM+) |
18:00 Uhr |
Abendessen |
09:00 – 11:30 Uhr |
Unternehmerische Strategien nach 1945
Moderation: Michael Farrenkopf
Stefanie van de Kerkhof: Die Westdeutsche Rüstungsindustrie zwischen Wiederaufbau, Boom und Krise Daniel Dören: Von der Bergwerksgesellschaft zum diversifizierten Chemieunternehmen. Die Hibernia AG 1951-1968 Daniel Wylegala: Wandel durch Erfahrung. Der Auf- und Ausbau der betrieblichen Forschung und Entwicklung des Thyssen- sowie des Kruppkonzerns von der Nachkriegszeit bis in die frühen 1970er Jahre |
11.30 – 12:00 Uhr |
Pause |
12:00 – 13:30 Uhr |
Diskussionsrunde: Die Bergbaugeschichte in der modernen Wirtschafts-, Sozial- und Technikgeschichte
Moderation: Torsten Meyer
Lars Bluma (Leiter Forschungsbereich Bergbaugeschichte, Deutsches Bergbau-Museum Bochum) Michael Farrenkopf (Leiter Montanhistorisches Dokumentationszentrum, Deutsches Bergbau-Museum Bochum) Dieter Ziegler (Professor für Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte, Ruhr-Universität Bochum) N.N. (Designierte*r Juniorprofessor*in für Montangeschichte, Ruhr-Universität Bochum) (wird angefragt) |
13:30 Uhr |
Ende der Tagung |
Veranstaltungsort
Technische Hochschule Georg Agricola, Raum 110, Herner Str. 45, 44787 Bochum
Veranstalter
Forschungsbereich Bergbaugeschichte, Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Unterstützt durch
Kontakt
Dr. Juliane Czierpka