Im neuen Licht betrachtet

Foto: Helena Grebe

Konservatorische Untersuchungen an der Geleucht-Sammlung des Deutschen Bergbau-Museums Bochum Alexandra Schorpp ist Masterstudentin der Restaurierung im 2. Semester an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Auf Vorschlag ihres Professors, Herrn Prof. Dr. Gerhard Eggert, reiste sie nach Bochum ins Deutsche Bergbau-Museum und nahm dort einige Sammlungsgegenstände aus Glas und Metall für ihre Semesterarbeit genauer unter die Lupe.

Das Phänomen der Glas-/Metallkorrosion ist noch relativ wenig erforscht. Federführend auf dem Gebiet ist Professor Eggert, der seit 2012 im Rahmen von Vorlaufprojekten erste Analysen an Museumsexponaten im Schweizer Nationalmuseum und in vielen weiteren Sammlungen durchführen ließ. Nun wollen die Stuttgarter und Bochumer Wissenschaftler das Phänomen gemeinsam weiter erforschen. Die kulturhistorische Sammlung des DBM dient den Wissenschaftlern als modellhaftes Forschungsfeld für ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördertes Drittmittelprojekt. Auf Seiten des DBM leitet Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff, Direktor des DBM und von Haus aus Chemiker, das Projekt, an dem die Restauratoren und die Materialkundler des DBM mitarbeiten.

Alexandra Schorpp, bevor Sie uns genauer über Ihre Arbeit an den Sammlungsobjekten aus dem DBM berichten, erklären Sie bitte, was Glas-/Metallkorrosion eigentlich ist?

Korrosion kann insbesondere bei historischen Gläsern auftreten: Auf der Oberfläche bilden sich dann basische Oberflächenfilme. Verantwortlich für diese chemischen Prozesse ist eine Reaktion der Glasbestandteile mit der Luftfeuchtigkeit. Dass daraufhin dem Glas benachbartes Metall ebenfalls Opfer von Korrosion sein kann, weiß man hingegen erst seit Kurzem durch die Forschungen von Professor Eggert und der Projektkoordinatorin Andrea Fischer. An der Sammlung des DBM wollen Stuttgarter und Bochumer Wissenschaftler nun stichprobenhaft untersuchen, wie häufig instabiles Glas Metall angreift.

Wie sieht Ihr Anteil an diesen Forschungen aus?

Ich untersuche am DBM die Geleucht-Sammlung. Hier schaue ich mir 500 bis 600 Lampen an, prüfe, welche befallen sind und sortierte betroffene Objekte aus. Dann betrachte ich diese Stücke unter dem Mikroskop genauer, beschreibe, was ich sehe, fotografiere das Phänomen und entnehme abschließend Proben.

Was passiert denn mit den Proben der von Glas-/Metallkorrosion betroffenen Objekte?

Diese Proben werden durch drei weitere Untersuchungsverfahren im matrialkundlichen Labor des DBM, an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste und am Max-Planck Institut für Festkörperforschung in Stuttgart auf ihre Zusammensetzung hin analysiert, um schließlich die Korrosionsprodukte exakt bestimmen zu können. Denn jedes Exponat ist anders! Lampen können aus unterschiedlichen Metallen bestehen, in unterschiedlichen Vitrinen untergebracht, also einer unterschiedlichen Umgebungsluft ausgesetzt sein. Daher gibt es auch verschiedene Reaktionsprodukte der Glas-/Metallkorrosion, abhängig von dem Kontaktmaterial oder den Kontaktgasen. So können sich an der Kontaktfläche auf dem Glas Tröpfchen oder auch Kristalle bilden. Diese blühen wiederum am Metall in blauen, grünen oder weißen Farben aus.


Archäometallurgen, Bergbauhistoriker, Montanarchäologen und Materialkundler des DBM arbeiten oftmals in Projekten zusammen mit nationalen und internationalen Partnern an aktuellen Fragenstellungen zur Montangeschichte und dem industriellen Erbe. Mit der Ausbildung von Volontären, Studenten, Doktoranden und Postdoktoranden trägt das DBM als Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen mit seiner Fachexpertise, seiner Sammlung, dem Archiv und seinem Labor zur Stärkung des Wissenschaftsstandort Bochum bei.


Können Sie schon erste Aussagen zur Häufigkeit der Glas-/Metallkorrosion am DBM treffen? Ist das Phänomen eher selten, oder doch die Regel?

Eine Kollegin von mir hat in diesem Jahr Markscheidegeräte aus der Sammlung des DBM untersucht. Von 120 Objekten waren möglicherweise 20 befallen. Allerdings lässt sich noch nicht sagen, ob es sich bei dem makroskopisch festgestellten Befund tatsächlich um Glasinduzierte Metallkorrosionhandelt. Klarheit können erst die anschließenden materialkundlichen Untersuchungen liefern.

Warum ist Glaskorrosion für Exponate problematisch? Und was ist das Ziel der Projektuntersuchungen?

Wenn man den Auslöser für die Korrosion nicht eliminiert und so den Prozess zu stoppen versucht, nehmen Exponate im Laufe der Zeit immer mehr Schaden. Daher wollen wir mit dem Projekt den Ursachen der Korrosion auf den Grund gehen. Dazu führt beispielsweise ein Mitarbeiter des DBM-Forschungsbereichs Materialkunde Simulationen an Metalllegierungen im Labor durch. Die Experimente helfen uns zu verstehen, welche Bedingungen zu diesem Korrosionsphänomen führen können. Denn das Ziel ist, dass die Museums- und Sammlungsexponate künftig gar nicht erst Schaden nehmen. Anhand der zu erwartenden Erkenntnisse kann ein Leitfaden für Restauratoren erstellt werden.

Frau Schorpp, hat Ihre Arbeit am DBM Ihr Verhältnis zu Sammlungsobjekten verändert?

Ja, ich habe ein anderes Gefühl für Lampen entwickelt! Ich betrachte Sie nun in einem neuen Licht (lacht).

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Ihre berufliche Zukunft!

Kontakt: Alexandra Schorpp