Tagungsrückblick: Perspektiven des Bergbauerbes im Museum

Foto: Helena Grebe

Vom 16. bis 18. November 2017 lud das montan.dok zu einer wissenschaftlichen Tagung nach Bochum in das Studierendenzentrum der THGA: Die Tagung bilanzierte das von der RAG-Stiftung geförderte Forschungsprojekt „Getrenntes Bewahren – Gemeinsame Verantwortung“ (GBGV) und warf zugleich einen Blick in die Zukunft bergbaulicher Sammlungen und Sammlungskonzepte nach 2018.

Zum Einstieg wurden das "Projekt Getrenntes Bewahren – Gemeinsame Verantwortung (GBGV)" und dessen Forschungsergebnisse sowie die strategische Ausrichtung der musealen Sammlungen des montan.dok vorgestellt. Das dreijährige, im montan.dok verortete Forschungs- und Infrastrukturprojekt GBGV diente der Sammlungs- und Objektforschung von bergbaulichem Kulturerbe. Ausgangspunkt war, die materiellen Hinterlassenschaften des Steinkohlenbergbaus in Deutschland als wichtige und erhaltenswerte Zeugnisse vergangener Lebens- und Arbeitswelten zu erfassen, zu beforschen und zu bewahren. Von November 2014 bis Januar 2017 wurde in GBGV daher an zwei Prozessen gearbeitet: Zum einen ging es um die Aufnahme des museal bewahrten Steinkohlenbergbauerbes deutschlandweit, zum anderen um die Entwicklung neuer Standards in der Erfassung und Dokumentation bergbaulicher Objekte. Dafür wurden 91 Museen und Vereine mit bergbaulichen Sammlungen in Deutschland erfasst und systematisiert. Das beeindruckende Ergebnis ist nun auf der Website www.bergbau-sammlungen.de – die im Rahmen der Tagung der Öffentlichkeit präsentiert wurde – über die Suche mit verschiedenen Parametern für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.

Im weiteren Tagungsverlauf diskutierten Historiker, Kulturwissenschaftler, Sammlungsforscher und Wissenschaftler benachbarter Disziplinen sowie Mitarbeitende aus Museen der Bereiche Sammlung, Dokumentation, Konservierung oder Digitalisierung unter verschiedenen Schwerpunkten miteinander: Wer sind die Sammlungsträger und wie sieht die Zukunft dieser Sammlungen aus? Welche Möglichkeiten bestehen, sich untereinander zu vernetzen? Wie lassen sich einheitliche Standards bei der Erfassung, Dokumentation und Digitalisierung von Sammlungsgut aufstellen? Und nicht zuletzt: Wie lassen sich die Bergbausammlungen für die Forschung (digital) erschließen und zugänglich machen? In acht Panels mit anschließender Diskussion ging es u. a. um den Vergleich zwischen öffentlichen und vereinsbasierten Bergbausammlungen, um Fragen restauratorischer Art, die allgemeinen und speziellen Herausforderungen der Digitalisierung sowie um die Vernetzung von musealen Sammlungen. Zum Tagungsabschluss folgten Panels mit aktuellen Forschungsfragen zu Material Culture sowie Authentizität und Erinnerungskulturen in Bezug auf ein bergbauliches Kulturerbe. Zur Tagung wird eine Publikation mit allen Beiträgen erscheinen.

Am Abend des 16. November fand zudem ein öffentliches Podiumsgespräch statt: „Bergbauerbe 2.0 – oder: Warum gehört ein Walzenschrämlader ins Netz?“ thematisierte, wie Bergbau bewahren und Forschungsinhalte zeitgemäß, wissenschaftlich fundiert und zielgruppenübergreifend vermittelt werden können, mitunter an Generationen, die Bergbau nur noch aus Erzählungen oder von Abbildungen kennen. Auf dem Podium unterhielten sich Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier,

Universität Freiburg, und Dr. Michael Farrenkopf, Leiter des montan.dok, darüber, welche Formen es auch nach 2018 geben wird, ein bergbauliches Kulturerbe zu bewahren und ob digitales Vermitteln wirklich die Zukunft ist. Einig waren sich alle drei: Ein Walzenschrämlader muss ins Netz, um den Zugang zum bergbaulichen Kulturerbe zu erleichtern. Der Besuch in einem Museum oder einer Ausstellung mit bergbaulichen Themen werde dadurch aber nicht ersetzt.

Der Text ist erschienen in: montan.dok-news 3. Jahrgang 2017, Heft 2, S. 2.