DER ANSCHNITT Ausgabe 3-4|2017

ISSN 0003-5238
Einzelheft 9,– €
Doppelheft 18,– €
Jahresabonnement (6 Hefte) 54,– €

Inhalt

Im Oktober ist die neue Ausgabe des ANSCHNITT erschienen. Neben aktuellen und kürzlich beendeten Forschungsvorhaben im Deutschen Bergbau-Museum Bochum enthält das Heft auch einen Rückblick auf die zahlreichen Exkursionen der Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e.V., die ihr 70. Gründungsjubiläum feiert.< p>

Dr. Lars Bluma, Forschungsbereichsleiter Bergbaugeschichte, erörtert in seinem Beitrag zur „Modernen Bergbaugeschichte“ deren mögliche theoretische Grundlagen sowie innovative und anschlussfähige Fragestellungen und Konzepte. Den Hintergrund bilden Ausführungen zur aktuellen Situation des Faches. Dr. Stefan Siemer ist Mitarbeiter des Montanhistorischen Dokumentationszentrums (montan.dok) und widmet sich dem Industriemuseum Heimaterde in Gelsenkirchen sowie seinem Schaubergwerk zwischen seiner Gründung 1929 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie sich in den neuen Industriestädten des Ruhrgebiets angesichts massiver Zuwanderungen und mangelnder kultureller Traditionen ein eigenes, an industrieller Gegenwart und Lebenswelt orientiertes Identitätskonzept herausbilden konnte.

Lena Asrih, M.A., stellvertretende Forschungsbereichsleiterin Bergbaugeschichte, fasst in ihrem Beitrag ihre im Druck befindliche Dissertation zum mittelalterlichen Freiberger Bergrecht zusammen. Zentrale Aspekte sind die Aktualität und Praktikabilität des Freiberger Bergrechts zu seiner Zeit sowie deren Einordnung in überregionale Zusammenhänge. Prof. Dr. Rainer Slotta, ehemaliger Direktor des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, befasst sich anlässlich des 70. Gründungsjubiläums der Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e. V. in einem Rückblick mit deren Exkursionen, die seit 1976 in regelmäßigem Turnus stattfanden.

Ergänzt wird das Heft wie gewohnt durch Tagungsberichte und Miszellen zu verschiedenen Themen sowie mehrere Rezensionen.

ISSN 0003-5238
Einzelheft 9,– €, Doppelheft 18,– €, Jahresabonnement (6 Hefte) 54,– €

  • Lars Bluma
    Moderne Bergbaugeschichte
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  • Die Bergbaugeschichtsschreibung in Deutschland hat einen bis heute anhaltenden, kaum noch zu überblickenden Strom von Veröffentlichungen zu den unterschiedlichsten Aspekten der Urproduktion der Menschheit hervorgebracht. Getragen von einer heterogenen Gruppe von Heimatkundlern, Regionalforschern, interessierten ehemaligen Bergleuten und professionellen Historikern präsentiert sich die Bergbaugeschichtsschreibung als ein ausdifferenziertes Forschungsfeld mit mannigfaltigen Zugängen, Methoden und Professionalisierungsgraden. Allerdings hat es die Bergbaugeschichte trotz der Breite an Akteuren, Inhalten und Methoden, die ja auch ein gewisses öffentliches Interesse am Gegenstand dokumentiert, nur unzureichend geschafft, sich als eigenständige wissenschaftliche Teildisziplin der Geschichtswissenschaft zu formieren. Aktuelle Diskussionen um Bergschäden, Ewigkeitskosten und Umweltschädlichkeit ließen den Stein- und Braunkohlenbergbau – bzw. ganz allgemein den Bergbau in Deutschland – so sehr unter Legitimationsdruck geraten, dass selbst die historische Auseinandersetzung mit diesem bei den Studierenden oft als konservativ, langweilig und veraltet angesehen wird. Selbst die Umbenennung im Untertitel des Deutschen Bergbau-Museums Bochum (DBM) in ein Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen (vormals DMT-Forschungsinstitut für Montangeschichte) weist nicht nur auf eine durchaus sinnvolle Erweiterung des Forschungsspektrums am DBM hin, sondern auch darauf, dass der Bergbau und dessen
    Historiographie als rückwärtsgewandt und wenig anschlussfähig für aktuelle politische und öffentliche Diskurse angesehen werden. Dabei muss wohl kaum betont werden, dass auch nach Ende des aktiven Steinkohlenbergbaus in Deutschland 2018 bergbaulich geförderte Rohstoffe von erheblicher ökonomischer, politischer und kultureller Relevanz für unsere industrialisierte Gesellschaft bleiben werden (wo auch immer diese Rohstoffe herkommen).
    Auch innerhalb der Scientific Community der Historiker wird die kritische Frage gestellt, ob denn überhaupt noch innovative Ergebnisse und Fragestellungen von der Bergbaugeschichte zu erwarten seien, die einen nachhaltigen Beitrag zur allgemeinen Geschichtswissenschaft liefern würden. Und selbst führende Vertreter der Bergbaugeschichtsschreibung zweifeln inzwischen am Zustand des eigenen Faches. So stellt Hans-Joachim Kraschewski fest, dass systematische Beiträge zur Bergbaugeschichte an den Universitäten kaum vermittelt werden und insbesondere die Montangeschichte der frühen Neuzeit weder in der Lehre noch in der Forschung bei jüngeren Historikern existent sei und dass es keine theoretischen Überlegungen für eine eigenständige, spezifische Montangeschichte gäbe. Ähnlich ernüchternd ist die Einschätzung von Karl-Heinz Ludwig, der das Fehlen einer notwendigen Grundfragendebatte als Voraussetzung für die Etablierung einer wissenschaftlichen Bergbaugeschichte ebenso bemängelt wie er bezweifelt, dass Impulse dazu aus der institutionalisierten Geschichtswissenschaft zu erwarten wären. Es verwundert allerdings etwas, dass diese zum Teil sehr scharf formulierten Urteile ausgerechnet von Bergbauhistorikern geäußert werden, die seit Jahren in diesem Gebiet arbeiten. Mithin wird die Relevanz der Bergbaugeschichte, die sie unbestritten sowohl für die vorindustrielle Geschichte und für die Industrialisierungsgeschichte besaß (und meines Erachtens weiterhin besitzt), nicht mehr als selbstverständlich angesehen. Einher ging dieser Bedeutungsverlust mit der Marginalisierung von Perspektiven in der Geschichtswissenschaft, mit denen die Bergbaugeschichte traditionell seit den 1960er Jahren eng verknüpft war.
    Wirtschaftshistorische Fragestellungen gehören z.B. für die vorindustriellen Epochen ebenso wenig mehr zum Mainstream historischer Forschung wie eine produktionsorientierte Technikgeschichte oder eine klassische Sozialgeschichte der Arbeiterschaft, die sich erst seit einigen Jahren wieder als „neue Geschichte der Arbeit“ formiert. Da die Bergbaugeschichte als „unvollendete Disziplin“ kein universitäres Fach sui generis bildet, fehlen ihr
    nun wichtige historiografische Resonanzräume, mit denen sie bisher eng verbunden war. Dieser Aufsatz versucht auszuloten, wie eine moderne Bergbaugeschichte abhandengekommene Relevanz zurückgewinnen könnte. Wo kann sie sowohl inhaltlich als auch methodisch anknüpfen, um wieder Anschlussfähigkeit an die aktuellen Trends der Geschichtswissenschaften zu erlangen, um diese mit ihren fachimmanenten Fragestellungen zu bereichern? Unter moderner Bergbaugeschichte, im Sinne einer Teildisziplin der allgemeinen Geschichtswissenschaft, verstehe ich die historische Analyse technischer, wirtschaftlicher, kultureller, ökologischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Voraussetzungen und Folgen von Bergbau, mithin also ganz allgemein die Wechselwirkungen zwischen Bergbau und Gesellschaft. Der Gegenstand der Bergbaugeschichte als soziokulturelles Handlungsfeld umfasst dabei jegliche
    Form von Erschließung, Gewinnung, Weiterverarbeitung und (ökonomischer, sozialer, kultureller) Aneignung, Nutzung und Konsum von Bodenschätzen und deren Folgen. Sie umfasst ebenso die Geschichte der Nachnutzung und der industriekulturellen In-Wert-Setzung ehemaliger bergbaulicher Produktionsund Weiterverarbeitungsanlagen.
    Erläuternd sei noch hinzuzufügen, dass die Differenzierung in Bergbaugeschichte, verstanden als Bergbaugeschichte im engeren Sinne, die sich mit der Erschließung und Gewinnung von Bodenschätzen befasst, und Montangeschichte, verstanden als Erweiterung der Bergbaugeschichte um die Verarbeitung der Bodenschätze (also v.a. dem Hüttenwesen), letztendlich einer Logik des Berg- und Hüttenwesens folgt, also einer eher technischen,
    produktionsorientierten Logik. Fragestellungen der professionellen Geschichtswissenschaft, z.B. bezüglich der sozialen, ökonomischen und ökologischen Wechselwirkungen von Bergbau und Gesellschaft oder bezüglich des Konsums, der globalen Verflechtungsbeziehungen usw. umfasst der Begriff Montangeschichte nur unvollständig oder gar nicht. Auf Grund der von mir vorgeschlagenen breit gefassten Definition ist eine Differenzierung in
    Bergbau- und Montangeschichte nur noch in Einzelfällen sinnvoll. Deshalb wird im Folgenden ausschließlich der Begriff Bergbaugeschichte verwendet.
  • Stefan Siemer
    Industrie als Identitätsfaktor: Das Industriemuseum Heimaterde in Gelsenkirchen und sein Schaubergwerk (1929-1945)
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  • Industrie und Technik haben trotz ihrer Bedeutung und Allgegenwart zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland kaum Eingang in die Museen gefunden. Die damaligen Stadt- und heimatkundlichen Einrichtungen zeigten überwiegend die vorindustrielle Welt, die mit ihrer bürgerlich und bäuerlich geprägten Kultur einen Gegenentwurf zu den Industriestädten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts darstellte. Dabei ließ sich die Gegenwart von Industrie und Großstadt nur zu oft aus einer lokalen und regionalen Geschichtserzählung ausblenden: Was zählte, war die lange Dauer vorindustrieller Geschichte. Zugleich wurde jedoch das mit der Industrie einhergehende Wachstum der Städte, die Phänomene von Urbanisierung, Vermassung und Entwurzelung durch die Zeitgenossen auf vielfältige Weise diagnostiziert und wahrgenommen, was in Literatur, Kunst und Fotografie zu höchst unterschiedlichen Darstellungen zwischen dezidierter Technikkritik und Technikbegeisterung führte.Diese Ambivalenz findet sich auch in der Darstellung des Steinkohlenbergbaus, der lange Zeit kaum als museumswürdiges Thema galt. Doch spätestens nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einer Neubewertung. So eröffnete das 1903 gegründete Deutsche Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik in München 1925 mit einem Anschauungsbergwerk und fünf Jahre später das Bergbau-Museum in Bochum. Mit ihrer auf technische Erklärungen zentrierten Darstellung entsprachen die beiden Häuser dem Wunsch eines Publikums, das in einer zunehmend technisch-wissenschaftlich geprägten Welt Orientierung suchte. Zugleich dienten, wie etwa in Bochum, die ausgestellten Objekte als Anschauungsmaterial für die bergmännische Ausbildung, stand doch das neue Museum in enger Verbindung zur Westfälischen Berggewerkschaftskasse, einer der zentralen Ausbildungs- und Forschungsstätten des Ruhrbergbaus. Beide Einrichtungen versuchten sich dabei von regionalen Besonderheiten abzugrenzen und strebten danach, den Erwerb von Objekten auf ganz Deutschland auszudehnen. Dass der industrialisierte Bergbau und dabei besonders der Steinkohlenbergbau unter dem Dach eines lokal- und ortsgeschichtlich ausgerichteten Heimatmuseums zur Darstellung kamen, war hingegen eine Ausnahme. Denn als Leiterzählung einer regionalen Identität taugte er zunächst kaum: Zu stark waren die vorindustriellen dörflichen und auch stadtbürgerlich geprägten Überlieferungen. Was dann mit der Industrialisierung einsetzte, war eine „defizitäre Urbanisierung“, wobei in nur kurzer Zeit aus ehemaligen Dörfern und Kleinstädten große Industriestädte entstanden. Mit dem zunehmenden Verlust traditioneller Bindungen und Orientierungen veränderten die durch die Montanindustrie geprägten neuen urbanen Zentren auf grundlegende Weise das bisherige Bild der Stadt, ohne jedoch die vorindustriellen Vorstellungswelten, die als Norm und Leitbild weiterhin wirksam waren, gänzlich zu ersetzen. Der Raum, innerhalb dessen diese neuen Identitäten entstanden, war dabei keineswegs genau abgesteckt. Erst durch die Gründung des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk 1920 wurden seine Grenzen aus der Perspektive einer übergreifenden Stadtund Raumplanung festgelegt. Dabei gilt es jedoch zu fragen, ob ein administratives Raumkonzept dieser Art regionale Identitäten überhaupt zu integrieren vermochte und wie sich die Wechselwirkungen und Kongruenzen von Raumvorstellungen und Identität beschreiben lassen. Denn mit der Industrialisierung hatten sich die traditionellen Grenzen zwischen Siedlungs- und Naturräumen verschoben und sich zwischen den einzelnen Städten neue amorphe Siedlungsräume ausgebildet. Zudem ist zu fragen, wer diese industriell geprägte Identität überhaupt für sich reklamierte und ob Identität am Ende nicht ein durch und durch bürgerliches Konzept darstellte, bei dem gegenüber dem Bürgertum die weit heterogenere Arbeiterbevölkerung des Ruhrgebiets außen vorblieb. Das Museum als klassisch-bürgerliche Institution wäre aus dieser Perspektive kaum als regionaler Identitätsfaktor zu beschreiben, der über sein bürgerliches
    Kernpublikum hinaus wirksam wäre. Dennoch lässt sich für den hier behandelten Zeitraum mit guten Gründen argumentieren, dass Museen mit neuen Ausstellungen und Themen vor allem ein nicht bürgerlich geprägtes Publikum anzuziehen versuchten. Das, was wir heute als Industriekultur des Ruhrgebiets wahrnehmen, hat, so die Ausgangsthese, seinen Grund daher nicht allein in den postindustriellen Landschaften und dem Niedergang der Schwerindustrie, sondern auch in den vorhergehenden Bemühungen, die Industrie als Teil einer lokalen und regionalen Identität zu begreifen. Beispielhaft dafür steht die Stadt Gelsenkirchen mit ihrem 1929 eröffneten Industriemuseum Heimaterde, das in seinen Kellerräumen ein Schaubergwerk, den „Pütt Übertage“, zeigte. Am Schaubergwerk und dem Heimatmuseum selbst lässt sich nachzeichnen, wie speziell der Steinkohlenbergbau in eine neuartige Heimaterzählung integriert wurde und zur lokalen Identitätsbildung beitrug. Im Folgenden wird dieser Vorgang aus drei verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Zum einen geht es um museale Konzepte, die Industrie und speziell den Bergbau in Ausstellungen und Museen darzustellen, wobei speziell die gleichzeitigen Gründungen des Deutschen Museums in München und des Bergbau-Museums in Bochum in den Blick geraten. Des Weiteren steht das in den 1920er und 1930er Jahren von Wilhelm Brepohl entwickelte Konzept eines Ruhrvolks zur Diskussion, das, aus völkischen und rassistischen Elementen zusammengesetzt, einen neuen auf die industrielle Lebenswelt bezogenen Typus des Ruhrgebietsmenschen konstruiert. Abschließend geht es um museale Konzepte, in denen Industrie- und Naturraum als Einheit erscheinen und die Nutzung von Rohstoffen im Mittelpunkt steht. Modellhaft geschah dies etwa im Essener Ruhrlandmusem und im von Wilhelm Idelberger und Wilhelm Niemann verfassten „Heimatkundlichen Wanderführer für Gelsenkirchen“.
  • Lena Asrih
    Aktualität und Praktikabilität des Freiberger Bergrechts vom 12. bis ins 14. Jahrhundert
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  • Im 12. Jahrhundert veränderten sich die Rahmenbedingungen, innerhalb derer Bergbau erfolgte, maßgeblich. Der Grundeigentümer konnte nicht mehr selbst über die unter seinem Grund vorhandenen Bodenschätze verfügen, denn der König formulierte mit dem später so genannten „Bergregal“ einen allgemeinen Anspruch auf die Bodenschätze in seinem Reich. Mit dem Beginn des „Regalbergbaus“, der über die Verleihung des Bergregals Abgaben an den jeweiligen Inhaber garantieren sollte, wurden der Bergbau selbst und auch die Schrifttätigkeit bezüglich des Bergbaus intensiviert. Neben die Urkunden, die einzelne Rechtszustände für den Bergbau festhielten, traten seit dem 12. Jahrhundert umfassende Bergrechtstexte. Bis zum 14. Jahrhundert sind aus verschiedenen Teilen Mitteleuropas solche Texte überliefert. Im Rahmen der interdisziplinär angelegten Leibniz-Graduiertenschule RITaK (Rohstoffe, Innovation und Technologie alter Kulturen), einer Kooperation der Ruhr-Universität Bochum und des Deutschen-Bergbau Museums Bochum, entstand in den Jahren zwischen 2011 und 2016 meine Dissertationsschrift „Zur Frage nach der Aktualität und Praktikabilität des Freiberger Bergrechts auf Grundlage einer Übertragung aus dem Mittelhochdeutschen. Eine Untersuchung unter Berücksichtigung der allgemeinen Bergrechtsgeschichte Mitteleuropas vom 12. bis ins 14. Jahrhundert“. Der folgende Beitrag stellt eine Zusammenfassung dieser Arbeit dar, die noch im Jahr 2017 veröffentlich werden soll. Ich beschränke mich bei dieser Darstellung auf Kernaussagen, ausgewählte Einzelerkenntnisse und Ergebnisse und verweise auf die wichtigste verwendete Literatur. Der Beitrag widmet sich den zwei Versionen des Freiberger Bergrechts (FBR) aus dem 14. Jahrhundert, welche Ende des 19. Jahrhunderts von dem Rechtshistoriker Hubert Ermisch im Original ediert wurden und seit dem als Freiberger Bergrecht A (FBR A) und Freiberger Bergrecht B (FBR B) bekannt sind. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Praktikabilität und Aktualität des FBR in seiner Zeit. Außerdem wird das FBR in den größeren Rahmen der Bergrechtsentwicklung und -erforschung eingeordnet. Dazu wurden beide Versionen erstmals vollständig aus dem Mittelhochdeutschen übersetzt und exemplarisch mit montanarchäologischen Funden und Befunden korreliert. Bisher gibt es nur wenige Versuche, bergrechtliche Regelungen auf diese vielversprechende Art und Weise abzugleichen. Der Beitrag stellt zunächst den historischen Rahmen des regionalen und überregionalen mittelalterlichen Bergbaus mit einem Schwerpunkt auf der Entwicklung des Bergrechts vor. Auf die Darstellung der Entstehungs- und Editionsgeschichte des FBR folgt eine detaillierte Analyse zu dessen Inhalten als Grundlage der Untersuchung seiner Aktualität und Praktikabilität zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert. Die Auswertung archäologischer Befunde ergänzt die Erkenntnisse zu zwei exemplarisch ausgewählten Aspekten, den Feldmaßen und der Bergbautechnik.
  • Rainer Slotta
    Die Exkursionen der „Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e.V., Bochum“ – ein Beitrag zum 70jährigen Bestehen des Fördervereins des Deutschen Bergbau-Museums Bochum
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  • In diesem Jahr kann die „Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e.V. Bochum“, der Förderverein des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, die 70. Wiederkehr seiner Gründung feiern. Da die Vorgänge, die im Jahre 1947 zur Gründung der „Vereinigung“ geführt haben, bereits ausführlich anlässlich der 50jährigen Wiederkehr der Gründung im „ANSCHNITT“ beschrieben worden sind, sollen jetzt die Exkursionen behandelt werden, die seit 1976 zu einem wesentlichen, unverwechselbaren Bestandteil der Vereinstätigkeit unter den Aspekten der Bildung und der Geselligkeit der „Vereinigung“ geworden sind. Exkursionen zählten in den ersten 50 Jahren des Bestehens der „Vereinigung“ nicht zu den regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen, da man die Kosten scheute und keinen Bedarf an derartigen Veranstaltungen sah. Vielmehr hielt man die jährlichen Zusammenkünfte bei den Mitgliederversammlungen im Deutschen Bergbau-Museum Bochum oder an anderen Örtlichkeiten für ausreichend. Lediglich in Ausnahmefällen kam es im Anschluss an Mitgliederversammlungen, wie am 19. Oktober 1973 im Bergbau-Institut der Technischen Universität Clausthal-Zellerfeld, zu eintägigen Exkursionen am folgenden Tag, „weil man schon einmal in einer Bergbauregion war“. Als sich aber die finanziellen Verhältnisse der „Vereinigung“ in den Jahren nach 1974 negativ veränderten, die vorhandenen Rücklagen aufgebraucht waren und die Geschäftsstelle einschließlich der Schriftleitung mit Angehörigen des Museums zusammengelegt werden mussten, kam der damalige Vorsitzende des Vorstands, Dr. Willi Heim, auf den Gedanken, die Attraktivität der „Vereinigung“ durch das Angebot einer jährlich stattfindenden Exkursion zu steigern. In Zusammenarbeit mit dem Museumsdirektor Bergassessor a. D. Hans-Günter Conrad entwickelte er als eine Maßnahme das Konzept zunächst alle zwei bzw. drei Jahre stattfindender Exkursionen, das sich alsbald großer Beliebtheit erfreute und 1976 erstmals umgesetzt werden konnte: Bis heute sind insgesamt 21 derartige Exkursionen durchgeführt worden, von allen existieren bisweilen recht aufwändig gestaltete „Exkursionsführer“, die den Teilnehmern zur Vor- oder Nachbereitung zur Verfügung gestellt wurden und sich zu beliebten „Nachschlagewerken“ entwickelten. Sie stellen die Grundlage der vorgelegten Zusammenstellung dar. Alle Exkursionen wurden von Museumsangehörigen geplant, vorbereitet und mit Bussen durchgeführt, wobei auch auf andere Verkehrsmittel – mit Ausnahme von Flugzeugen – zurückgegriffen wurde. Bei den Planungen wurde großer Wert darauf gelegt, dass die Exkursionen eine Region betrafen, in der Überreste des historischen Bergbaus oder industrielle Landschaften sowie Kulturdenkmale besichtigt werden konnten sowie gute Unterkunftsmöglichkeiten verbunden mit gastronomischer Qualität vorhanden waren. Die Führungen vor Ort wurden einheimischen Experten oder Museumsangehörigen übertragen. Großer Wert wurde auf ein angenehmes menschliches Klima gelegt, das die Exkursionen im Ergebnis zu einem unvergesslichen Erlebnis werden ließ. Die Exkursionen wurden – so wird man sagen dürfen – gut angenommen. Die Teilnehmerzahlen waren je nach Attraktivität des Exkursionszieles unterschiedlich groß und schwankten zwischen über 200 und 40; es muss aber auch konstatiert werden, dass die Teilnehmerzahlen im Laufe der Jahre nachgelassen haben.
  • Rainer Slotta
    Kleine-Pokal
    925er-Silber, getrieben, gegossen, teilweise vergoldet, Jarrah-Holz, Dortmund, Juwelier Rüschenbeck, 1960 H 220 mm, Durchmesser am Fuß 123 mm, Durchmesser am Rand 108 mm
    Bochum, Deutsches Bergbau-Museum (Inv.-Nr. 030006980001)
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  • Der Kleine-Pokal steht in engem inhaltlichen Zusammenhand mit den beiden Dortmunder Zechen Fürst Hardenberg und Minister Stein, die zu den ältesten und bergwirtschaftlich bedeutendsten Steinkohlenbergwerken des Ruhrgebietes zählen. Die Zeche Minister Stein wurde im Jahre 1856 von den Investoren Theodor Sprenger, Kaufmann in Essen, und Heinrich Grimberg (1833 bis 1907), Gastwirt in Bochum, gegründet. Den Namen des preußischen Ministers und Reformers Karl Freiherr vom und zum Stein (1757 bis 1831) trug sie seit dem 4. April 1871. Nach dem Abteufen eines ersten Schachtes und der Fertigstellung der Tagesanlagen wurde bereits im Jahre 1878 eine jährliche Förderung von über 100.000 Tonnen erreicht. In der Gründerkrise der Jahre 1873/1874 erwarb ein Konsortium unter Führung des Industriellen Friedrich Grillo (1825 bis 1888), der auch Besitzer der benachbarten Zeche Fürst Hardenberg war, das Bergwerk. Beide Zechen fusionierten zur Vereinigte Stein & Hardenberg und neuer Eigner wurde die Gelsenkirchener Bergwerks-AG.
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