Forschungsprojekte

Die Mitterberg-Region: Großproduktion von Kupfer in den Ostalpen in der Bronzezeit
Die Ostalpen waren in der Bronzezeit das wichtigste Abbaugebiet für Kupfererz. In der Forschung berühmt sind die Befunde der Reviere am Mitterberg – zwischen Mühlbach am Hochkönig, Bischofshofen und St. Johann im Pongau. Nirgendwo sonst finden sich so viele und gut überlieferte Spuren des alten Bergbaus.

Das Revier am Mitterberg ist die mächtigste Kupfererzlagerstätte der Ostalpen. Sie erstreckt sich auch auf die Erzgänge des Südreviers (Brander-, Burgschweig- und Birkstein-Gang) sowie jene des Ostreviers (Winkel- und Buchberggang). Die Genese der Lagerstätte ist komplex: Wir unterscheiden prinzipiell zwischen den schichtparallel in die Schiefer eingelagerten Vererzungen – wie etwa im Südrevier – und denen, die wie der Hauptgang am Mitterberg diskordant in eine tektonische Verwerfung der sog. violetten Serie abgelagert wurden. Die in der Regel aus mehreren parallelen Vererzungen bestehenden Kupferkiesgänge sind meist nur wenige Dezimeter dick, stellenweise aber bis zu 4 Meter mächtig. Die moderne Nutzung der Lagerstätte begann 1827 und musste 1977 wegen fallender Kupferpreise eingestellt werden. Auf Basis der von der Mitterberger Kupfergesellschaft angefertigten Seigerrisse kann eine Vorstellung der Gesamtfördermenge entwickelt werden: Etwa 24000 t Schwarzkupfer sollten so in den europaweiten Handel gekommen sein. Analysen prähistorischer Bronzen ergaben, dass diese vor allem in der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. aus Kupfer vom "Typ Mitterberg" bestehen.

Fragestellungen der neuen Forschungen

Trotz der intensiven und lang andauernden Forschungsgeschichte bleiben bis heute viele Fragen zur Technologie, zur Subsistenz und zur wirtschaftlichen Einbindung des Mitterberger Bergbaubetriebes in sein alpines Umfeld unbeantwortet. Allein die schiere Größe des Reviers, die komplexe landschaftliche Gliederung wie auch die Vielfältigkeit der kupfer- bis bronzezeitlichen Montanzeugnisse verhinderten bislang eine umfassende Forschungsstrategie. Das DBM erforscht seit 2002 das Kupferbergwerk am Arthurstollen und konnte in der Folge seine Aktivitäten auf die gesamte Montanlandschaft ausweiten. Uns interessiert vor allem die landschaftliche Einbindung des alpinen Wirtschaftsbetriebes vor dem Hintergrund seiner Logistik, Organisation und zeitlichen Entwicklung. Denn nur so können notwendige Rahmendaten für eine wirtschaftsarchäologische Modellierung erhoben werden. Weiterhin stehen Fragen zur Bergbautechnik, der Aufbereitung und zum bergmännischen Know-how im Fokus: Welche Betriebszeiten sind in Rechnung zu stellen? Und wie aufwändig war der Abbau? Prospektionen und Sondagegrabungen erbrachten zudem detaillierte Einblicke in die übertägigen Betriebspunkten: Gerade die ersten Schritte der feineren Erzaufbereitung, vor allem zentrale Nassaufbereitungsplätze haben uns bisher interessiert. Hier wird nun sein etwa 10 Jahren an der großflächen Erzaufbereitung im Sulzbachmoos am Troiboden gegraben. Schließlich erlauben due Hüttenplätze vor allem durch die teilweise noch erhaltenen Schlackenhalden einen Zugriff auf die Frage, wie oft und in welcher Intensität verhüttet wurde – letztlich sogar wie viele Ofenreisen gefahren und welche Kupfermengen produziert wurden. Wesentlich für das Verständnis des gesamten Areals ist die Datierung von Hüttenplätzen und anderen obertägigen Betriebspunkten. Erstmals soll eine flächige Gesamtbeurteilung über die diachronen Veränderungen der Produktionsintensität im gesamten Betriebszeitraum versucht werden. Daher ziehen wir vegetationsgeschichtliche Daten hinzu: Sie verhelfen uns einerseits zu jahrgenauen Datierungen der archäologischen Befunde, andererseits liefern sie Erkenntnisse zur Nutzungsgeschichte des Waldes. Holz war eine bedeutende Energiequelle und als Rohstoff für die Fertigung von Grubenhölzern im Bergbau unerlässlich. Weiterhin arbeiten wir an geochemischen und mineralogischen Charakterisierungen der einzelnen Erzgänge. Diese Provenienzstudien liefern uns detailliertere Einblicke in den regionalen und interregionalen Handel. Der Sonderforschungsbereich „HiMAT“ („The History of Mining Activities in the Tyrol and Adjacent Areas - Impact on Enviromment and Human Societies“) ermöglichte zwischen 2007 und 2012 ein groß angelegtes Projekt Mitterberg. HiMAT verband zwischen 2007 und 2011 insgesamt 14 Projekte und wurde durch den Fond zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung Österreich (FWF) gefördert. Diverse Nachfolgeprojekte sichern seit 2011 die Fortführung der Forschungsaktivitäten, So förderte die Deutsche Forschungsgemeinschaft ein internationales Forschungskonsortium zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz (sog. D-A-CH-Projekt (2014-2018).

 

Laufende Dissertation

Erica Hanning M.A.
Smelting of Sulfidic Ore During the Bronze Age in the Eastern Alpine Region: A Mining, Archaeological and Experimental Approach

 

Abgeschlossene Dissertation

Dr. des. Peter Thomas
Studien zu den bronzezeitlichen Bergbauhölzern im Mitterberger Gebiet

 

Abgeschlossene Masterarbeiten

S. Kluwe, Die bronzezeitliche Keramik der Grabung Höch (Gemeinde St. Johann) im Kon-text der Wirtschaftsware im Kupferbergbaurevier des Salzach-Pongau. Masterarbeit Bochum 2013.

P. Bock, Bronzezeitliche Besiedlung in den Bergbauzonen des Mitterberggebietes. Masterarbeit Bochum 2018.

B. Horst, Untersuchungen zu den Holzgeräten der bronzezeitlichen Aufbereitungsanlage am Troiboden im Mitterberg-Gebiet, Masterarbeit Bochum 2019.

E. Neuber, Untersuchungen zur Holzbearbeitung und Nutzung der Aufbereitungskästen der bronzezeitlichen Aufbereitungsanlage am Troiboden im Mitterberg-Gebiet, Masterarbeit Bochum 2019.

Informationen zum Projekt

Kontakt
Projektleitung
Team

Dr. Peter Thomas

Jona Schröder (M.A.)

Katja Kosczinski (M.A.)

Fabian Schapals (M.A.)

Patricia Bock (M.A.)

Benedikt Horst (M.A.)

Eva Neuber (M.A.)

Andre´ Blömeke (B.A.)

Dirk Seemann

Andy Mannchen

Mathias Jakobi

Willi Fockenberg

Projektträger

Deutsches Bergbau-Museum Bochum,  Forschungsbereich Montanarchäologie

beteiligte forschende Bereiche
Laufzeit

Seit 2002

Förderung

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) (2014-2018)

Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung Österreich (2007-2011)

Amt der Salzburger Landesregierung, Landesarchäologie (2002-2007)

Mommertz-Stiftung (Bochum) (2003)

Verein der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau (VFKK)

 

Kooperation

Salzburg Museum, Amt der Salzburger Landesregierung / R. Kastler

Universität Innsbruck / K. Oeggl

Goethe-Universität Frankfurt am Main / H. Thiemeyer

Museum am Kastenturm, Verein Montandenkmal Arthurstollen / R. Pils

Ruhr-Universität Bochum

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  • K. Hanke, Th. Stöllner, K. Kovács, M. Moser, 2013. Combination of Different Surveying Methods for Archaeological Documentation: the Case Study of the Bronze Age Wooden Chest from Mitterberg. In: F. Contreras, M. Farjas and F.J. Melero (eds.), Proceedings of the 38th Annual Conference on Computer Applications and Quantitative Methods in Archaeology, CAA2010, Granada (2012).
  • E. Hanning, Th. Stöllner, A. Hornschuch, & B. Sikorski, B., Quantifying Bronze Age Smelting Sites in the Mitterberg Mining District. In: Anreiter, P.; Brandstätter, K.; Goldenberg, G.; Hanke, K.; Leitner, W.; Nicolussi, K.; Oeggl, K.; Pernicka, E.; Schaffer, V.; Stöllner, T.; Tomedi, G. & Tropper, P. (eds.): Mining in European History and its Impact on Environment and Human Societies – Proceedings for the 2nd Mining in European History Conference of the FZ HiMAT, 7.-10. November 2012, Innsbruck, 67-72.
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  • Th. Stöllner,2008. Bronzezeitliche Massenproduktion von Kupfer am Mitterberg. Arch. Deutschland 4/2008, 32 f.
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  • Th. Stöllner, Der Mitterberg als Großproduzent für Kupfer in der Bronzezeit. In: F. Hörmann (Hrsg.), Mühlbach am Hochkönig. Geschichte und Gegenwart. Eigenverlag Gemeinde Mühlbach (Mühlbach 2012) 129-144.
  • Th. Stöllner, Der Mitterberg als Großproduzent für Kupfer in der Bronzezeit. In: Th. Stöllner, K. Oeggl (Hrsg.), Bergauf Bergab. 10000 Jahre Bergbau in den Ostalpen. Wissenschaftlicher Beiband zur Ausstellung Bochum und Bregenz. Veröff. DBM 207 (Bochum 2015) 175-185.
  • Th. Stöllner, Die alpinen Kupfererzreviere: Aspekte ihrer zeitlichen, technologischen und wirtschaftlichen Entwicklung im zweiten Jahrtausend vor Christus. In: Th. Stöllner, K. Oeggl (Hrsg.), Bergauf Bergab. 10000 Jahre Bergbau in den Ostalpen. Wissenschaftlicher Beiband zur Ausstellung Bochum und Bregenz. Veröff. DBM 207 (Bochum 2015) 99-105.
  • Th. Stöllner, Die Besiedlungsgeschichte der Ostalpen in der Früh- und Mittelbronzezeit: Kolonisation und wirtschaftlicher Neuanfang. Teil 1. In: Th. Stöllner, K. Oeggl (Hrsg.), Bergauf Bergab. 10000 Jahre Bergbau in den Ostalpen. Wissenschaftlicher Beiband zur Ausstellung Bochum und Bregenz. Veröff. DBM 207 (Bochum 2015) 117-124.
  • Th. Stöllner, Verwobenheit der Ressourcenräume in Montanrevieren - die ostalpine Kupferproduktion der Bronze- und Früheisenzeit- In: M. Held, R.D. Jenny, M. Hempel (eds.), Metalle auf der Bühne der Menschheit. Von Ötzis Kupferbeil zum Smartphone im All Metals Age (München: oekom 2018) 57-74.
  • Th. Stöllner, C. Eibner, J. Cierny, 2004. Prähistorischer Kupferbergbau Arthurstollen“ – ein neues Projekt im Südrevier des Mitterberggebietes, In: G. Weisgerber/G. Goldenberg (Hrsg.), Rame delle Alpi – Alpenkupfer. Der Anschnitt, Beiheft 16 (Bochum 2004) 95-106.
  • Th. Stöllner, J. Cierny, C. Eibner, N. Boenke, R. Herd, A. Maass, K. Röttger, T. Sormaz, G. Steffens und P. Thomas, 2009. Der bronzezeitliche Bergbau im Südrevier des Mitterberggebietes - Bericht zu den Forschungen der Jahre 2002 bis 2006. Archaeologia Austriaca 90, 2006 (2009) 87-137.
  • Th. Stöllner, R. Schwab, 2009. Hart oder weich? Worauf es ankommt. Pickel aus dem prähistorischen Bergbau in den Ostalpen. Mitt. Anthr. Ges. Wien 139, 2009 (Festschrift für F.E. Barth), 149-166.
  • Th. Stöllner, P. Thomas, A. Maass, A. Hornschuch, R. Pils, K. Röttger, 2009. Großproduktion für Kupfer im Raum Mitterberg in der Bronzezeit – Forschungsbericht für die Jahr 2008-2009. In: K. Oeggl/M. Prast (Hrsg.), Die Geschichte des Bergbaues in Tirol und seinen angrenzenden Gebieten. Proc. 3. Milstone-Meeting SFB HiMAT 2008 (Innbruck 2009) 231-242.
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  • Th. Stöllner, P. Thomas, E. Hanning, A. Gontscharov, K. Röttger, R. Pils, 2012. Mitterberg Kampagne 2011: Neue Ergebnisse aus der Geländearbeit. In: K. Oeggl/V. Schaffer (Hg.), Die Geschichte des Bergbaues in Tirol und seinen angrenzenden Gebieten. Proceedings 6. Milestone-Meeting Klausen 2011 (Innsbruck: University Press, 2012) 33-44.
  • Th. Stöllner, E. Breitenlechner, C. Eibner, R. Herd, T. Kienlin, L. Lutz, A. Maass, K. Nicolussi, T. Pichler, R. Pils, K. Röttger, B.Song, N. Taube, P. Thomas, A. Thurner, A., Der Mitterberg – Der Großproduzent für Kupfer im östlichen Alpenraum der Bronzezeit. – in: Goldenberg, G.; Töchterle, U.; Oeggl, K. & Krenn-Leeb A. (Hrsg.): Forschungsprogramm HiMAT. Neues zur Bergbaugeschichte der Ostalpen. Archäologie Österreichs Spezial 4, Wien, 113-144
  • Th. Stöllner, C.v.Rüden, E. Hanning, J. Lutz, S. Kluwe, The Enmeshment of Eastern Alpine Mining Communities in the Bronze Age. From Economic Networks to Communities of Practice. In: G. Körlin, M. Prange, Th. Stöllner, Ü. Yalçın (eds.), From Bright Ores to Shiny Metals. Festschrift for Andreas Hauptmann on the occasion of 40 Years Research in Archaeometallurgy and Archaeometry. Der Anschnitt, Beiheft 29 (Bochum 2016) 75-107.