Forschungsprojekte
Der Weg aus der Blackbox
Die Archäologie steckt in einem Dilemma: Einerseits richtet sie ihren Fokus auf die Vergangenheit, da es ihre Aufgabe ist, das kulturelle Erbe zu sichern, zu schützen und zu erhalten. Andererseits sind die Vermittlung dieses kulturellen Erbes in der Gegenwart, der Wissensaustausch sowie eine Publikumsbeteiligung ebenso wesentlich. Insbesondere die Montanarchäologie bietet dabei Anknüpfungspunkte an den gegenwärtigen Alltag der Besucher*innen: Sie erforscht und vermittelt, inwiefern Georessourcen und die damit verbundenen technischen Errungenschaften auf menschliche Kulturen einwirken und macht verständlich, wie sehr der Mensch in die Welt der Dinge verstrickt ist. Zugleich sensibilisiert sie für die Lesbarkeit von und den Umgang mit materieller Kultur. So schließt sich letztlich den Kreis zur Digitalisierung, schließlich wären insbesondere digitale Technologien ohne seltene Erden nicht denkbar. Und auch die digitalen Medien werden zukünftig historische Kulturgüter sein, sodass die Archäologie geradezu prädestiniert für das Thema Digitalität zu sein scheint.
Trotz dieser konkreten Anknüpfungspunkte an den Alltag, ist die Archäologie kaum für die breite Öffentlichkeit zugänglich. Auch in Ausstellungen bleibt den Besucher*innen häufig nur eine passive Beobachterrolle. Hier setzt das Projekt „Museum als CoLabor – Öffne die Blackbox der Archäologie!“ an, denn es will eben jener Blackbox digitale Erlebniswelten entgegensetzen. Gemeinsam mit dem Museum für Archäologie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Herne und dem LWL-Römermuseum in Haltern am See sollen Programme entwickelt werden, die die Archäologie für alle erfahrbar machen und somit die archäologische Praxis und Forschungswissen – etwa zu den Themen Ausgrabungen, Lagerung oder Rohstoffanalyse – vermitteln. Angedacht sind „Augmented“ und „Virtual Reality“-Formate, die Besucherinnen und Besucher in vergangene Zeiten und Orte eintauchen lassen oder die Methoden der Archäologie hautnah vor Augen führen.
Ebenso wird eine digitale Plattform entwickelt, die zum einen als Online-Erlebniswelt spielerisch und informativ zugleich sein soll, zum anderen aber auch mit analogen Angeboten in den drei Verbundmuseen verknüpft sein wird.
Neue, digitale Formate werden zudem auch das Selbstverständnis und die Arbeitsweisen von Museen verändern. Ziel des LWL-Archäologiemuseums, des LWL-Römermuseums und des Deutschen Bergbau-Museums Bochum ist es daher, ein CoLabor aufzubauen, das eine aktive Teilhabe und Partizipation ermöglicht und Experimentierräume schafft. Geplant sind beispielsweise ein Beirat, der diverse Mitglieder wie Schülerinnen und Schüler, Vereinsmitglieder oder Lehrende vereint, oder offene Workshop-Formate. So sollen die Häuser zu einem „Dritten Ort“, also einem offenen Treffpunkt, werden, an dem kulturelle und gesellschaftliche Fragen für die Gegenwart und die Zukunft ausgehandelt werden können. Zugleich sollen in den Museen selbst kollaborative Arbeitsprozesse und eine Kultur der Digitalität etabliert werden, um die Herausforderungen des digitalen Kuratierens, Vermittelns und Kommunizierens umsetzen zu können.
Die Ergebnisse sollen nach Abschluss des Projektes anderen Kultureinrichtungen zur Verfügung gestellt werden.
Weitere Informationen zum Programm Kultur Digital und zum Fonds Digital der Kulturstiftung des Bundes finden Sie hier.
Informationen zum Projekt
Anika Ellwart
Ausstellung & Vermittlung
2020 bis 2023
Transfer/Vermittlungsprojekt